Das "Goldene Zeitalter" der Wissenschaftskommunikation
Europa befinde sich derzeit im "Goldenen Zeitalter" der Wissenschaftskommunikation meint John Durant, ein Pionier in diesem Bereich und Gründer des ersten Masters-Studiengangs in Wissenschaftskommunikation im Vereinigten Königreich. In einem Interview mit CORDIS-Nachrichten erläuterte Professor Durant seine Ansicht, dass sich in den letzten Jahren die Haltung sowohl der Öffentlichkeit als auch der Wissenschaftler gewandelt habe. Während es in der Gesellschaft immer mehr Bedenken bezüglich einiger Aspekte der Wissenschaft gäbe, seien die Wissenschaftler selbst zunehmend daran interessiert, das Verständnis ihres Fachgebiets zu fördern. "Vor 25 Jahren gab es einige wenige renommierte Wissenschaftler, die an Wissenschaftskommunikation interessiert waren, doch der Durchschnittswissenschaftler hat versucht, sie zu vermeiden und sah den Nutzen für seine Karriere nicht. Heutzutage fördern sogar Eliteinstitutionen die Wissenschaftskommunikation. Die Vorstellung, dass man durch Popularisierung seiner Karriere schadet, ist größtenteils verschwunden", so Professor Durant. "Im VK war die Bewegung für das öffentliche Verständnis von Wissenschaft vor allem eine Bewegung unter Wissenschaftlern." Professor Durant ist sehr aktiv im Bereich der Wissenschaftskommunikation und ist einer der führenden britischen Vermittler von Wissenschaft. Nach zwei naturwissenschaftlichen Hochschulabschlüssen verbrachte er weitere zwölf Jahre im Bildungsbereich bevor er zum stellvertretenden Direktor und Leiter des Bereichs Wissenschaftskommunikation des London Science Museum wurde. Er ist derzeit Direktor des Wellcome-Flügels des Museums und Chief Executive von at-Bristol, einem sehr erfolgreichen britischen Wissenschaftszentrum. Professor Durant gründete auch die Fachzeitschrift "Public Understanding of Science". Zur Einrichtung des Studiengangs "Wissenschaftskommunikation" am Londoner Imperial College fühlte er sich inspiriert, nach dem er feststellte, dass diese "kleine Gruppe von Enthusiasten" die "führenden Wissenschaftler der Zukunft" in diesem Bereich ausbilden müsse. Oft wird gesagt, dass die Kluft zwischen Wissenschaft und Gesellschaft heute größer sei als jemals zuvor. Obwohl Professor Durant einräumt, dass es schwierig sei, objektive Beweise dafür zu finden, die diese Behauptung stützen oder widerlegen, hat er eine Erklärung für diese Meinung. Er ist der Ansicht, dass das 20. Jahrhundert das des Fachwissens war. Wissenschaft und Technologie weiteten sich aus und untergliederten sich in viele verschiedene Bereiche. Obwohl es immer mehr Fachleute gab, wussten sie alle immer mehr über immer weniger und jeder wurde zum Laien außerhalb seines eigenen Fachgebiets. Daher sei es dazu gekommen, dass die Arbeit von Forschern immer weniger verstanden werde. Professor Durant glaubt jedoch nicht, dass dies ein Beweis dafür ist, dass diejenigen, die heute Wissenschaft vermitteln, ihre Arbeit schlechter machen als ihre Vorgänger. "Das Tempo des Wandels hat sich beschleunigt und wir können nicht mithalten", erklärte er. "Es handelt sich um ein exponentielles Wachstum", fuhr Professor Durant fort und merkte an, dass zwischen 1950 und 2000 die Mehrheit aller Wissenschaftler, die es je gab, noch am Leben war und arbeitete. Trotz der großen Kluft zwischen den heutigen Wissenschaftlern und der Gesellschaft ist Professor Durant der Auffassung, dass ein Großteil der Öffentlichkeit an Wissenschaft interessiert ist und in einigen Bereichen die Kenntnisse zugenommen haben. Auf die Frage, ob öffentlich finanzierte Initiativen eine Rolle dabei gespielt haben, die Kenntnisse zu erweitern, meinte Professor Durant gegenüber CORDIS-Nachrichten: "Man muss vorsichtig sein, was die Erwartungen und die Interpretation der Ergebnisse betrifft." "Wir sollten nicht erwarten, dass einzelne Programme zu einem großen Unterschied beim Grundverständnis führen", so Professor Durant. Die Haupteinflüsse seien die formelle Bildung und die Massenmedien und ein verhältnismäßig kleiner Betrag werde für Einzelinitiativen ausgegeben. "Wenn ein Wandel erzielt wird, muss man damit vorsichtig sein, dies der Initiative zuzuschreiben", erläuterte Professor Durant seinen Hinweis auf die Interpretation der Ergebnisse. Er nannte das Beispiel einer Erhebung im VK, die 1987 und erneut 1996 durchgeführt wurde und zeigte, dass Kenntnisse über die DNA sich nahezu verdoppelt haben. "Ich glaube nicht, dass dies ausschließlich mit unserer Arbeit zu tun hatte", meinte Professor Durant und verwies auf die zunehmende Erwähnung der DNA in den Nachrichten und Krimiserien im Fernsehen. Manch einer mag denken, dass die Vermittler von Wissenschaft entmutigt würden, wenn ein renommierter Experte in diesem Bereich ihnen solches Unvermögen attestiert. Professor Durant ist jedoch zuversichtlich, dass er und seine Kollegen sich für eine sehr lohnende Aufgabe engagieren. Einzelne Programme, die zum Ziel haben, die Wissenschaft der Gesellschaft näher zu bringen, könnten bestimmte Themen und Zielgruppen angehen, erläuterte er. "Wir können zu einer wissenschaftlichen Diskussion beitragen, indem wir den Dialog erleichtern und bereits Interessierte anlocken." Er unterstützt die Aktivitäten der Europäischen Kommission in diesem Bereich und at-Bristol hat auf eine kürzlich veröffentlichte Aufforderung zur Interessenbekundung geantwortet. Obwohl Professor Durants Erfahrungen vorwiegend aus dem VK stammen, ist er sich des allgemeinen Trends zu erhöhter Wissenschaftskommunikation in ganz Europa bewusst. Als Beweis dafür verwies er auf die "Explosion" der Anzahl von Wissenschaftszentren. Bis vor kurzem war Professor Durant Vorsitzender des ECSITE (European collaborative for science, industry and technology exhibitions)-Netzes und hat jetzt die Stellung eines "ehemaligen Vorsitzenden" inne. Die Gruppe fördert Vernetzung und Zusammenarbeit und hat rund 300 Mitgliedsinstitutionen in 30 verschiedenen europäischen Ländern. Insgesamt ziehen diese Institutionen zusätzlich zu den virtuellen Besuchern rund 30 Millionen Besucher pro Jahr an. Professor Durant betrachtet ECSITE als eine Form der informellen Bildung. "Die Zahlen bedeuten, dass wir nun mit den Massenmedien verglichen werden können", erklärte er.
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Vereinigtes Königreich