Kommissionskonferenz unterstreicht die Rolle der Zivilgesellschaft beim modernen Regieren im EFR
Laut Forschungskommissar Philippe Busquin hängen die Schaffung einer wissensbasierten Gesellschaft in Europa und der Erfolg des Europäischen Forschungsraums (EFR) beide von der aktiven Beteiligung und Unterstützung der Zivilgesellschaft ab. Der Kommissar sprach am 12. Juni auf einer internationalen Konferenz in Brüssel, deren Ziel es war, modernes Regieren (Governance) im EFR und die Rolle, die die Zivilgesellschaft in diesem Prozess spielen sollte, zu untersuchen. Über 200 Delegierte aus 26 europäischen Ländern nahmen daran teil. Busquin beschrieb die Veranstaltung als die erste ihrer Art auf EU-Ebene. "Die Beziehung zwischen den Bürgern und Wissenschaft und Technologie hat sich in den letzten Jahren verschlechtert. Die Menschen haben hohe Erwartungen an den wissenschaftlichen Fortschritt, aber es besteht auch ein bestimmter Grad an Apathie [.] und eine gewisse Angst, was für die Wissenschaftler und Politiker, aber auch für die Bürger selbst ein Problem darstellt", so der Kommissar. Busquin räumte ein, dass Themen wie der Rinderwahnsinn die Angst in der Öffentlichkeit geschürt hätten, betonte aber auch, dass die Wissenschaft Antworten auf viele der Probleme, denen die Gesellschaft heutzutage gegenübersteht, geben kann. Tatsächlich erforderten das Verständnis und der Umgang mit Themen wie globale Erwärmung, endliche natürliche Ressourcen und biologische Vielfalt ein ehrgeiziges Forschungsprogramm und dies bedeute, die Unterstützung und aktive Beteiligung der Zivilgesellschaft zu gewinnen, erklärte der Kommissar. Was die praktische Ebene betrifft, bemerkte Busquin, dass 500.000 weitere Forscher benötigt werden, um das Ziel der EU, drei Prozent des BIP in Forschung und Entwicklung (F&E) zu investieren, zu erreichen. "Das bedeutet, dass wir neue Wege finden müssen, um junge Leute für Wissenschaft zu interessieren", betonte er. Eine Lösung wurde von Jean-François Hebert vorgeschlagen, dem Präsidenten von ECSITE, einem Netzwerk, das Wissenschaftszentren, Museen und Institute in 25 europäischen Ländern vertritt. Hebert erklärte, dass von den 30 bis 40 Millionen jährlichen Besuchern der Zentren des ECSITE-Netzwerks zwei Drittel unter 35 seien. Er beschrieb, wie die Zentren auf den Wunsch der Menschen reagiert haben, eine aktivere Rolle in der Wissenschaft zu spielen. "Vor 15 Jahren waren die Zentren im Wesentlichen Ausstellungsräume für wissenschaftlichen Fortschritt, heute sind sie zu Diskussionsforen geworden. Die Zentren präsentieren den Zuschauern nicht nur Fakten und Informationen, sondern sie stellen auch Fragen und regen die Debatte in der Öffentlichkeit an." Hebert ist der Meinung, dass die Wissenschaftszentren eine Schlüsselrolle bei der Förderung der öffentlichen Beteiligung am modernen Regieren im EFR spielen müssten. Die Zentren würden als neutrale Diskussionsräume wahrgenommen und hätten so in den Augen der Öffentlichkeit an Glaubwürdigkeit gewonnen. Außerdem könnten die Zentren und ihr Personal am besten das Interesse und die Beteiligung der Bürger an der Wissenschaft fördern, so sein Fazit. Was die Rolle der Kommission bei der Förderung besserer Verbindungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft betrifft, unterstrich Busquin die Rolle des Sechsten Rahmenprogramms: "Erstmals gibt es im Rahmenprogramm eine Haushaltslinie für Aktivitäten im Bereich Wissenschaft und Gesellschaft. 80 Millionen Euro [über einen Zeitraum von vier Jahren] klingt vielleicht nicht nach sehr viel, aber es ist zugleich ein hervorragendes Ergebnis." Schließlich versprach Busquin, abgesehen von Finanzierungsinitiativen zur Förderung der Beteiligung der Zivilgesellschaft an wissenschaftspolitischen Entscheidungen, dass die Kommission vorbildliche Praktiken für das öffentliche moderne Regieren im Bereich der Wissenschaft entwickeln und erfolgreiche Modelle in der ganzen EU verbreiten werde.