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Disguise Ritual Music

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Vielfältigere Riten und Bräuche dank Geschlechtervarianz

Eine Studie zum Thema Geschlechtervarianz und Crossdressing in traditionellen Ritualen von Marokko bis Italien zusammen mit Verbindungen zur Musik hat ein interessantes kulturelles Phänomen verdeutlicht, das über Grenzen hinweg zu finden ist.

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Kulturelle Praktiken bilden einen wichtigen Teil der Identität einer Nations, werden jedoch oftmals übersehen und nicht ausreichend erforscht. Es gibt besonders faszinierende und komplizierte Kulturformen, die unter den weniger privilegierten Gemeinschaften der Gesellschaft gedeihen, aber aufgrund ihrer Vielfalt hervorgehoben werden sollten. Das EU-finanzierte Projekt DRUM (Disguise ritual music) untersuchte sowohl in Norditalien als auch in Marokko Beispiele für Kulturen, zu denen Verkleidung, Musik und Geschlechtervarianz gehören, aus soziologischem und historischem Blickwinkel. Das Projektteam erforschte spirituelle und folkloristische Bräuche, an denen Frauen und feminine Männer oder Crossdresser beteiligt sind. Ein wichtiges, in Marokko erforschtes Beispiel ist mit den Feiern zur Geburt des Propheten (Mawlid) in verschiedenen Regionen verbunden. Die Feierlichkeiten, zu denen Riten und Tänze im häuslichen wie auch im öffentlichen Raum gehören, zeigen sowohl Frauen als auch feminine Männer in einem musikalischen Kontext. Im Rahmen der Forschung untersuchte man gleichermaßen die Verwendung von Tontrommeln, die bei bestimmten Ritualen und Ereignissen von Frauen gespielt wurden. Das DRUM-Team dokumentierte diese Praktiken anhand von Filmen, vorhandener Literatur und Ethnoarchäologie auf umfassende Weise. Dazu gehörte auch, wie Töpferinnen in Nordmarokko Tontrommeln zu rituellen Zwecken herstellen. Die Forschung verdeutlichte die wichtige Rolle von Frauen und femininen Männern, von deren Glauben an die Besessenheit durch Geister und damit in Verbindung stehenden wichtigen Pilgerstätten. Der Austausch von Wissenschaftlern führte außerdem Gelehrte aus Marokko nach Norditalien, um ähnliche Studien zu betreiben. Das marokkanische Team untersuchte Kultur und Bräuche der Region, etwa musikalische Traditionen, Karnevalsbräuche, „Femminielli“ und Pilgerstätten. Ein Hauptteil des Projekts widmete sich mit Hilfe von Workshops und Seminaren dem Leben und den Praktiken von Crossgender-Identitäten in Bezug auf musikalische Bräuche. Die Forschung beschäftigte sich auch mit der Rolle von Frauen, die in rituellen oder kulturellen Kontexten männliche Verhaltensweisen zeigen. Im Sinne seiner Ziele kombinierte der interdisziplinäre Ansatz Anthropologie, Geschlechterforschung, Psychologie, Geschichte, Religionswissenschaften, Musikwissenschaft und Ethnomusikologie. Diese Resultate sind wichtig, um weitverbreitete Trends in verschiedenen Kulturen zu verdeutlichen und gleichzeitig neuen Methoden für die interkulturelle Forschung Rückhalt zu verschaffen. Zu guter Letzt trägt die DRUM-Forschung dazu bei, die seit Jahrhunderten bestehende Geschlechtervarianz zu entmystifizieren und sie dabei von konservativen Betrachtungsweisen zu befreien.

Schlüsselbegriffe

Rituale, Bräuche, Geschlechtervarianz, Crossdressing, Tranvestismus, Kultur, DRUM, Verkleidung, feminine Männer

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