Europas Jugend äußert sich zu raumfahrtpolitischen Vorschlägen
Eine Gruppe von Jugendlichen und jungen Arbeitnehmern aus der Raumfahrtindustrie hat sich mit einer Liste von Empfehlungen in die Diskussion um die europäische Raumfahrtpolitik eingeschaltet. Unter anderem empfiehlt sie eine Konzentration auf unkonventionelle Technologien, damit Europa eine kostengünstige Trägerraketenkapazität erlangen kann. Der "Space Generation Advisory Council" (SGAC) ist eine gemeinnützige Stelle, die Jugendliche und junge Arbeitnehmer aus dem Raumfahrtsektor gegenüber den Vereinten Nationen, einzelnen Ländern und Raumfahrtbehörden vertritt. Die Empfehlungen wurden von der europäischen Sektion des SGAC im Anschluss an eine Serie von Treffen, Online-Diskussionen und eine Online-Umfrage bei rund 150 Jugendlichen aus allen EU-Ländern ausgearbeitet. "Wir sind der Auffassung, dass die Ideen junger Menschen im Konsultationsprozess Gehöhr finden sollten, denn wir stellen die Zukunft der Raumfahrtindustrie dar und sind Bürger Europas, die zukünftig von einem Wechsel in der Politik profitieren werden", so die Empfehlungen. "Die EU sollte ihre Ausgaben für die Raumfahrt mit Bedacht und unter strategischen Gesichtspunkten deutlich erhöhen, um so dem immer größeren Monopol der Vereinigten Staaten zu begegnen und zu diesem wichtigen Zeitpunkt eine echte vereinte Macht im Weltraum zu werden", heißt es dort weiter. Eine der wichtigsten Empfehlungen ist die Neuauslegung der Programme im Hinblick auf die Entwicklung einer wettbewerbsfähigen Trägerraketenkapazität Europas durch die Konzentration der Maßnahmen auf unkonventionelle Technologien. Aus Sicht des SGAC ist die europäische Trägerraketenkapazität zwar wettbewerbsfähig, stellt aber einen wichtigen Engpass dar, weil sie nicht kostengünstig ist. Investitionen in unkonventionelle Technologien "dürften sich auszahlen, denn die EU könnte sich einen Teil des Raumfahrtmarktes sichern, der auf Grund des erschwinglicheren Zugangs zum Weltraum entstehen würde. Er würde Europa gestatten, die derzeitige Technologie hinter sich zu lassen, und zur Beseitigung des Engpasses in der Raumfahrt beitragen", so der SGAC. In den Empfehlungen wird außerdem vorgeschlagen, Spitzenprogramme wie die bemannte Raumfahrt und die Erforschung der Regionen außerhalb unseres Sonnensystems auszubauen, denn der SGAC geht davon aus, dass sie Studierende inspirieren und helfen, die Zahl der Abbrecher in naturwissenschaftlichen oder technischen Studiengängen zu senken. Der SGAC würde zudem die Einrichtung eines Zentrums für strategische interdisziplinäre Forschung begrüßen, das für eine auf lange Sicht angelegte und innovative Forschung steht und die Raumfahrtaktivitäten Europas in der Öffentlichkeit bekannter macht. Laut SGAC könnte dies geschehen, indem ein Prozent des gesamten Raumfahrthaushalts für die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit verwendet wird. "Unsere Empfehlungen verbinden den Idealismus und die Visionen junger Menschen mit dem Realismus, den wir nach unseren ersten Schritten im Raumfahrtsektor im Rahmen unseres Studiums oder unserer Beschäftigung gewonnen haben", so die Stellungnahme.