Bericht des Vatikan heizt GVO-Diskussion in der katholischen Kirche an
Der Vatikan bereitet einen Bericht über genetisch veränderte Organismen (GVO) vor, der sich für solche Kulturen ausspricht, wie sein Autor andeutete. Viele katholische Geistliche in der dritten Welt sind darüber bestürzt. Im Vatikan war der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden unter der Leitung des italienischen Erzbischofs Renato Martino für den Bericht verantwortlich. Erzbischof Martino erklärte Berichten zufolge auf Radio Vatikan: "Das Hungerproblem geht das Gewissen eines jeden Menschen an. Aus diesem Grund verfolgt die katholische Kirche jede wissenschaftliche Entwicklung, die eine Lösung für Miseren bietet, die die [...] ganze Menschheit betreffen, mit besonderem Interesse und Beflissenheit." Indessen haben führende Vertreter der katholischen Kirche aus den Entwicklungsländern Bedenken sowohl gegenüber GVO als auch dem Inhalt des Berichts des Vatikan. Pater Giulio Albanese, der Direktor des Missionsnachrichtendienstes, bezeichnete Erzbischof Martinos Kommentare als "Provokation" und warnte davor, dass Probleme wie die Eigentumsrechte an GV-Saatgut "nur dazu beitragen, die Abhängigkeit der armen von den reichen Nationen zu verstärken". Auch die katholischen Bischöfe der Philippinen hegen Misstrauen gegenüber GV-Kulturen und haben die Regierung ihres Landes aufgefordert, weitere Untersuchungen anzustellen, bevor sie GVO zulässt. "Wir müssen vorsichtig sein, denn wir wissen nicht, wie wir etwaige Folgen ausgleichen können, wenn die GVO erst einmal da sind", so Kardinal Ricardo Vidal. Der Papst, der sagte, dass GV-Kulturen nicht allein nach "kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen" bewertet, sondern einem "strengen wissenschaftlichen und ethischen Prüfungsprozess" unterzogen werden sollten, scheint eine vorsichtige Herangehensweise zu befürworten. Der Bericht dürfte Aufschluss darüber geben, ob der Papst inzwischen eine andere Meinung vertritt oder ob die Vertreter der Entwicklungsländer im Vatikan Unterstützung für mehr Zurückhaltung in der GVO-Problematik gefunden haben.
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