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Inhalt archiviert am 2023-01-13

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EU-Projekt zur Erhaltung gefährdeter historischer Dokumente

Bibliotheken, Archive und Museen weltweit stehen vor dem enormen Problem der Erhaltung zahlloser Papierdokumente, die durch die Tintenfraßeigenschaften bestimmter alter Tintenrezepte gefährdet sind. Zur Verbesserung des Verständnisses des Tintenfraßes finanziert die Kommission...

Bibliotheken, Archive und Museen weltweit stehen vor dem enormen Problem der Erhaltung zahlloser Papierdokumente, die durch die Tintenfraßeigenschaften bestimmter alter Tintenrezepte gefährdet sind. Zur Verbesserung des Verständnisses des Tintenfraßes finanziert die Kommission ein Projekt, das eine Reihe von bestmöglichen Konservierungspraktiken für diese Unterlagen liefern wird. Das InkCor-Projekt hat 1,41 Millionen Euro an Finanzierungsmitteln unter dem Programm "Energie, Umwelt und nachhaltige Entwicklung" des Fünften Rahmenprogramms (RP5) erhalten und umfasst Museen, Forschungsinstitute und Hochschulen aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Slowenien. In einem Interview mit CORDIS-Nachrichten hob die Koordinatorin des Projekts Jana Kolar von der Slowenischen National- und Universitätsbibliothek das Ausmaß der durch Eisentintenfraß verursachten Schäden hervor: "Eine Bestandsaufnahme des Rotterdamer Boijmans Van Beuningen-Museums hat ergeben, dass etwa 25 Prozent der Sammlung niederländischer Zeichnungen aus dem 17. Jahrhundert, die von unschätzbarem Wert ist, beschädigt sind, und an ungefähr 60 bis 70 Prozent der Werke von Leonardo da Vinci sind Anzeichen einer Verschlechterung zu sehen. Die Berliner Staatsbibliothek hat ebenfalls geschätzt, dass mindestens 500.000 Blätter durch Tintenfraß beschädigt wurden, und Bachs handgeschriebene Musik fällt praktisch auseinander." Die Erkennung des Fraßes von Eisengallustinte geht bis ins Jahr 1899 zurück und seither wurde im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte weltweit nach einer Lösung gesucht. Dr. Kolar zufolge ist jedoch bisher keine systematische Forschung durchgeführt worden. "Eisengallustinte wird aus vier grundlegenden Zutaten - Galle, Vitriol, Gummi und Wasser - hergestellt. Es existiert jedoch kein Standardrezept, da im Laufe der Zeit Hunderte von Tintenrezepten von Personen zusammengestellt wurden. Somit ist die Ermittlung sämtlicher in der Tinte enthaltenen Fraßkomponenten keine sehr einfache Aufgabe", bemerkte sie. Es sei auch schwierig, alle Facetten des Problems zu behandeln. "Für ein Forschungsprojekt im Bereich kulturelles Erbe ist ein fächerübergreifendes Konzept notwendig", erklärte Dr. Kolar. "An dem InkCor-Projekt sind Kuratoren und Kunsthistoriker sowie Chemiker und Physiker beteiligt. Während Kunsthistoriker die historischen Tintenrezepte begutachten, analysieren die Physiker und Chemiker unter Verwendung von Hightech-Analysemethoden die Zutaten [...]. Es ist eine sehr aufregende Aufgabe gewesen, denn es ist wie ein sehr großes Puzzle." Nach der Hälfte des Arbeitsprogramms wurden im Rahmen des Projekts erfolgreich die Metalle und Säuren bestimmt, die für den Fraß verantwortlich sind. Dr. Kolar erklärte darüber hinaus: "Durch die Messung von drei Schlüsselvariablen - Dicke der angewandten Tinte, Papierdicke und Säuregrad der Tinte - ist es möglich, die Stabilität eines historischen Dokuments, das Eisengallustinte enthält, vorherzusagen, wodurch eine rechtzeitige Konservierungsbehandlung ermöglicht wird." Das Projektkonsortium wird seine Methode nun testen und sehen, wie die kulturellen Materialien reagieren. "Wir stehen nun vor der schwierigsten Aufgabe, nämlich sicherzustellen, dass unsere Methode für die Konservierungsbehandlung die Fraßeigenschaften der Tinte in der Massenanwendung oder für einzelne Gegenstände erfolgreich stabilisiert, ohne dass das Papier langfristig verändert wird", so Dr. Kolar. Einer der Partner des Projektkonsortiums ist jedoch so zuversichtlich, dass er ein Patent für die Behandlungsmethode angemeldet hat.

Länder

Deutschland, Frankreich, Niederlande, Slowenien