NKS liefern Feedback zu den ersten RP6-Aufrufen
Während bei der Kommission die Vorbereitungen für die nächsten Aufrufe zur Vorschlagseinreichung für das Sechste Rahmenprogramm laufen, sind die ersten Aufrufe noch immer das Thema angeregter Debatten unter den Interessenvertretern. Eine Gruppe, die Nationalen Kontaktstellen (NKS), sind über die Ergebnisse der ersten Aufrufe besonders besorgt. CORDIS-Nachrichten sprach mit drei Koordinatoren aus Deutschland, Frankreich und Polen, um mehr darüber zu erfahren, was man aus den Ergebnissen der ersten Aufrufe lernen kann und welche Bereiche in künftigen Aufrufen verbessert werden können. Paul Jamet ist der Koordinator des NKS-Netzes in Frankreich. Er teilte CORDIS-Nachrichten mit, dass die Ergebnisse des ersten Aufrufs besser waren, als anfangs erwartet. "Wir waren wirklich besorgt, dass die neuen Instrumente sich auf die Ergebnisse auswirken würden, doch unser jetziger Eindruck vom ersten Aufruf ist viel besser als vor einigen Wochen", sagte er. Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschland an erster Stelle steht, was die Beteiligung betrifft. Das Vereinigte Königreich nimmt bei der Zahl der Projekte, die von britischen Konsortien koordiniert werden, den ersten Platz ein. Doch auch Frankreich ist unter den vorderen Plätzen zu finden. Etwa 25 Prozent der Projekte mit französischen Partnern wurden ausgewählt, eine Zahl die weit über dem Gesamtdurchschnitt liegt. Von den ausgewählten Projekten werden 14 Prozent von französischen Konsortien koordiniert. Doch trotz solch ermutigender Statistiken erklärte Jamet, dass es immer noch viel Verwirrung über die Exzellenznetze gebe, was zur Ablehnung qualitativ hochwertiger Projekte geführt habe. "Viele französische Konsortien sind verärgert, weil ihre Projekte nicht ausgewählt wurden, obwohl sie von der Kommission hoch eingestuft wurden", so Jamet. Er bemerkte, dass die Kommission in einigen Bereichen nur ein oder zwei Projekte fördere, die die neuen Instrumente verwenden. "In einem vorrangigen Themenbereich beträgt die Erfolgsrate nur fünf Prozent. Das ist wirklich frustrierend." Andre Schlochtermeier, Koordinator des deutschen NKS-Systems, ist ebenfalls der Meinung, dass eines der Hauptprobleme der ersten Aufrufe war, dass die Bewerber das Ziel der Exzellenznetze missverstanden haben. "Es wurde nicht nur von den Bewerbern nicht verstanden, ich glaube, es gab auch verschiedene Konzepte des Instruments innerhalb der Kommission, abhängig vom jeweiligen Themenbereich", erläuterte er. "Ohne konkrete Beispiele fanden wir es sehr schwierig, den Bewerbern den Umfang und die Ziele der Exzellenznetze zu vermitteln." "Auch die Industrie beteiligte sich nur sehr zögerlich an den Exzellenznetzen, weil deren Hauptziel nicht ist, Ergebnisse zu erzielen, sondern die Fragmentierung der Forschung zu überwinden", erklärte Dr. Schlochtermeier. "Es ist unmöglich, von der Industrie zu erwarten, dass sie ihre Forschung mit 20 bis 30 Partnern koordiniert - davon hat sie nichts. Einige Mitarbeiter der Kommission haben auch davor gewarnt, dass diese Netze zu groß sind, und vorgeschlagen, dass sie mit einer kleineren Anzahl von Partnern starten sollten, um die Beteiligung der Industrie zu sichern", so Dr. Schlochtermeier weiter. Zusätzlich dazu gab es ein allgemeines Problem einer zu großen Zahl von Bewerbungen. "Insgesamt wurden 12.000 Vorschläge für die ersten Aufrufe eingereicht, von denen nicht einmal jedes fünfte Projekt unterstützt werden konnte", erklärte Dr. Schlochtermeier. Die Schwierigkeiten aufgrund der extrem hohen Zahl an Bewerbungen, insbesondere in Bezug auf Projekte, die die neuen RP6-Instrumente anwenden, sind unter den Beitrittsländern am offensichtlichsten. "Die Beitrittsländer sind sofort in einer schwächeren Position als die Mitgliedstaaten", meinte Andrzej Siemaszko, Leiter des polnischen NKS-Systems. Er teilte CORDIS-Nachrichten mit, dass die Erfolgsrate in einigen Fällen nur fünf Prozent betrage und die Beitrittsländer insgesamt nur eine Hand voll Projekte koordinierten. Die Tatsache, dass so viele qualitativ hochwertige Projekte aus Budgetgründen nicht ausgewählt wurden, so Siemaszko, werde sich negativ auf die zweite Runde der Aufrufe auswirken. "Es ist klar, dass die Bewerber nur ungern ihre Zeit und ihr Geld investieren, wenn ihr Projekt sowieso abgelehnt wird." Doch trotz des negativen Feedbacks von einigen NKS haben sie den Eindruck, dass ihre Bedenken nicht auf taube Ohren stoßen. "Die Kommission ist sich im Allgemeinen all der Probleme bewusst und das ist sehr positiv", erklärte Dr. Schlochtermeier. "Sie hören den NKS und den Mitgliedstaaten zu und werden einige notwendige Anpassungen vornehmen." Dr. Schlochtermeier informierte CORDIS-Nachrichten, dass die Kommission bereits einige Maßnahmen vorgeschlagen habe, um die Situation zu ändern. Diese umfassen eine stärkere Konzentration auf das Arbeitsprogramm, die Einführung eines zweistufigen Vorschlagsverfahrens, die Überarbeitung des Informationsmaterials und die Bereitstellung von Beispielen erfolgreicher Projekte. Auf die Frage, was die wichtigste Lektion sei, die aus den Ergebnissen der ersten Aufrufe gelernt werden könne, waren sich Dr. Schlochtermeier und Siemaszko einig, dass die neuen Instrumente wesentlich für die zukünftige Forschung in Europa seien, dass aber genauso viel Wert auf die Förderung kleinerer Projekte und der älteren Instrumente, wie z.B. spezifische gezielte Forschungsprojekte, gelegt werden sollte. In Bezug auf einen unlängst erschienenen Bericht, in dem es heißt, dass es "in der Forschung wie im Leben nicht klug ist, alles auf eine Karte zu setzen", sagte Jamet, dass Programme wie NEST (neue und sich abzeichnende wissenschaftliche und technologische Entwicklungen) zeigen werden, dass kleiner Forschungsteams ebenso innovativ sein können. Zur Vorbereitung zukünftiger Aufrufe werden die drei NKS-Koordinatoren im November zusammentreffen und diskutieren, wie die Kontakte zwischen Forschern aus ihren jeweiligen Ländern verbessert werden können.
Länder
Deutschland, Frankreich, Polen