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Inhalt archiviert am 2023-01-13

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Institut bringt die Debatte über Bioethik an die Öffentlichkeit

Schneller wissenschaftlicher und technologischer Fortschritt kann zu ernsthaften ethischen Dilemmata führen, die die europäischen Bürger betreffen. Eine wesentliche Frage ist daher, wie man sicherstellen kann, dass die Bürger auf dem Laufenden gehalten und in die daraus result...

Schneller wissenschaftlicher und technologischer Fortschritt kann zu ernsthaften ethischen Dilemmata führen, die die europäischen Bürger betreffen. Eine wesentliche Frage ist daher, wie man sicherstellen kann, dass die Bürger auf dem Laufenden gehalten und in die daraus resultierenden ethischen Debatten eingebunden werden. Eine Organisation, die sich der Herausforderung stellt, solche Debatten an die Öffentlichkeit zu bringen, ist das in Brüssel ansässige Europäische Institut für Bioethik. Seine Strategie umfasst die Organisation von öffentlichen Veranstaltungen, die sich an Bürger richten, die nicht notwendigerweise einen wissenschaftlichen Hintergrund haben, aber ihr Verständnis darüber verbessern wollen, wie bioethische Fragen ihr tägliches Leben betreffen. Am 9. Oktober hielt das Institut eine solche Veranstaltung ab, um einen Überblick über Bioethik zu geben und Fachbegriffe wie Stammzellen und überzählige Embryonen zu erklären. Außerdem sollte die Presseberichterstattung und die belgische Gesetzgebung in Zusammenhang mit Bioethik analysiert werden. CORDIS-Nachrichten sprach mit einigen Teilnehmern der Veranstaltung und fragte sie, warum sie der Ansicht sind, dass es wichtig ist, über ethische Fragen im Zusammenhang mit Gentechnik und Biotechnologie auf dem Laufenden zu bleiben. Cecile Martin arbeitet für eine Organisation im belgischen Namur, die Unterstützung und Beratung für junge Mütter während der Schwangerschaft anbietet. Sie sagte CORDIS-Nachrichten, sie habe sich entschlossen, an der Veranstaltung teilzunehmen, um mehr über die Stammzellenforschung und genetische Manipulation zu erfahren. "Ich bin sehr misstrauisch, was die Richtung angeht, in die sich diese Technologien entwickeln, insbesondere das Klonen zu therapeutischen Zwecken und die Forschung unter Verwendung menschlicher In-Vitro-Embryonen", so Martin. "Aber ich möchte dieses Forschungsgebiet erst besser verstehen, bevor ich mir ein Urteil bilde." Sophia Kuby, eine 22-jährige Philosophiestudentin aus München, ist auch der Ansicht, dass es wichtig ist, darüber nachzudenken, was neue Technologien und Forschungsmaßnahmen unter Verwendung menschlicher Embryonen und menschlicher embryonaler Stammzellen in bioethischer Hinsicht implizieren. "Es ist entscheidend, dass wir wachsam bleiben, was den moralischen Status dieser Art von Forschung und Aktivitäten angeht", meinte sie. Kuby findet öffentliche Veranstaltungen sehr hilfreich, um diese Fragen besser zu verstehen. "Ich weiß bereits ein bisschen über Bioethik aus meinen Philosophieseminaren, aber ich bin heute hierher gekommen, weil ich weiß, dass ich der Debatte nicht mehr folgen kann, wenn ich mich nicht auf dem Laufenden halte." Jedoch zeige nicht jeder die Bereitschaft zur Beteiligung wie die 40 Personen, die an der Veranstaltung teilnahmen, meinte Kuby. "In der Öffentlichkeit gibt es wirklich eine Abneigung und mangelndes Interesse was wissenschaftliche Fragen im Allgemeinen angeht. Und obwohl es im Moment sehr aktuell ist, ist das Interesse an Fragen wie Klonen zu therapeutischen Zwecken noch geringer." Einige Teilnehmer argumentierten jedoch, dass die Verantwortung dafür, die Öffentlichkeit in die Debatte einzubinden, bei den Wissenschaftlern, den Medien und den Regierungen liege. Sylviane Jeanty ist eine italienische Rechtsanwältin, die derzeit in Brüssel ansässig ist und an einer Studie zum Vergleich der Gesetzgebung der Mitgliedstaaten und der EU bezüglich der Nutzung von Embryonen für Forschungszwecke arbeitet. Sie erklärte gegenüber CORDIS-Nachrichten, dass jeder dafür verantwortlich sei, die Öffentlichkeit zu informieren, insbesondere die Wissenschaftler selbst. "Wissenschaftliche Fragen sind oft sehr komplex und Wissenschaftler finden es leichter, unter sich selbst zu diskutieren, als die Informationen für die Öffentlichkeit verständlicher zu machen", so Jeanty. "Vielleicht sind die Wissenschaftler nicht darauf vorbereitet, dies zu tun." Jeanty nahm an dem Treffen teil, um mehr über die jüngste belgische Gesetzgebung herauszufinden, die das Klonen für therapeutische Zwecke und die Forschung unter Verwendung von In-Vitro-Embryonen erlaubt. Als die Teilnehmer darum gebeten wurden, ein Handzeichen zu geben, falls sie von der Existenz dieses Gesetzes wussten, zeigten nur eine Hand voll auf. "Es ist nicht überraschend, dass hier niemand etwas über dieses belgische Gesetz weiß, weil ihm keine öffentliche Debatte vorausging", erklärte Carine Brochier vom Europäischen Institut für Bioethik. Brochier glaubt, dass sowohl die Medien als auch die Politiker und die Lobbyisten der Pharmaindustrie an der mangelnden Debatte über bioethische Fragen schuld sind. "Die Medien tendieren dazu, keine ausgeglichene Argumentation zu präsentieren, weil sie den humanistischen Ansatz als zu idealistisch betrachten oder meinen, dass er religiös gefärbt ist", erläuterte sie. "Es ist jedoch entscheidend, beide Seiten der Argumentation zu hören, sodass sich die Leute eine ausgewogene Meinung bilden können: Wissenschaft und Ethik sind nicht gegenseitige Erzfeinde." Brochier verglich die Wissenschaft mit einer sehr schnellen Lokomotive mit Wissenschaftlern, Politikern und privaten Investoren an Bord. "Während die Politiker versuchen, mit dem wissenschaftlichen Fortschritt Schritt zu halten, versuchen die Philosophen, die Geschwindigkeit des Zugs zu drosseln, damit auch die Öffentlichkeit einsteigen kann." Brochier meinte, dies sei die Rolle ihres Instituts. "In unserer dreistündigen Präsentation haben wir versucht, der Öffentlichkeit einen Überblick über die drei mit der Bioethik zusammenhängenden Disziplinen zu geben, d.h. Philosophie, Biologie und Recht, um so die Menschen für das Thema zu interessieren." Es gibt jedoch noch viel zu tun. Brochier sagte CORDIS-Nachrichten, dass eines der Ziele des Instituts sei, die jüngeren Mitglieder der Gesellschaft zu erreichen. Dazu sollen spezielle pädagogische Lehrpläne entworfen werden, die sich mit ethischen Fragen beschäftigen, die dann in Schulen in ganz Belgien verwendet werden. "Diese Art von Lehrplänen könnte auch auf europäischer Ebene entwickelt werden", fügte sie hinzu und verwies auf die Rolle der Kommission bei der Unterstützung solcher Projekte. Die Kommission investiert 80 Millionen Euro in Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.

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