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Inhalt archiviert am 2023-01-20

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Laut schweizerisch-italienischer Studie ist die Anpassungsfähigkeit an das Leben in großen Höhen erblich

Gemäß neuester Forschungsergebnisse verfügen Tibeter, die in einer Höhe von über 3.500 Metern über dem Meeresspiegel leben, zumindest teilweise über ein vererbtes Schutzsystem gegen die Auswirkungen von Sauerstoffmangel auf das Muskelgewebe. Sauerstoffmangel (Hypoxie) hat nic...

Gemäß neuester Forschungsergebnisse verfügen Tibeter, die in einer Höhe von über 3.500 Metern über dem Meeresspiegel leben, zumindest teilweise über ein vererbtes Schutzsystem gegen die Auswirkungen von Sauerstoffmangel auf das Muskelgewebe. Sauerstoffmangel (Hypoxie) hat nicht nur in Form der Höhenkrankheit Auswirkungen auf die Lungen und das Gehirn von Bergsteigern , sondern auch auf die Muskeln. Bei Forschungsprojekten, die mit Teilnehmern zweier schweizerischer Everest-Expeditionen in den 80er Jahren durchgeführt wurden, ließ sich nachweisen, dass die Zahl der Mitochondrien, der "Kraftwerke" der Zellen, bei europäischen Bergsteigern unter Hypoxie abnahm, was zu Zellschäden im Muskelgewebe führte. Grund hierfür ist, dass Sauerstoffmangel zur Bildung freier Radikale, hochreaktiver Atome oder Moleküle führt, die die Mitochondrien angreifen. Erstaunlicherweise waren die einheimischen tibetischen Sherpas jedoch immun gegen derartige Muskelschädigungen. Dies brachte die Wissenschaftler auf die Frage, ob der Körper der Tibeter sich im Laufe ihres Lebens an den Sauerstoffmangel angepasst hat oder ob sie sich nach 15.000 Jahren Besiedelung der tibetischen Hochebene durch ihre Vorfahren genetisch an die extremen Bedingungen angepasst haben. Um diese Frage beantworten zu können, führte ein schweizerisch-italienisches Forschungsteam unter der Leitung von Professor Hans Hoppeler von der Universität Bern eine Vergleichsstudie mit neun Tibetern, die in Höhen von über 3.500 Metern wohnten, sechs Tibetern, deren Eltern ins Tiefland ausgewandert waren (auf etwa 1.500 Meter) und einer Kontrollgruppe von neun Nepalesen, die ebenfalls auf 1.500 Metern lebten, durch. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass die Tibeter im Vergleich zu den nepalesischen Versuchspersonen eine wesentlich höhere Menge eines antioxidativen Enzyms namens Glutathion S-transferase besaßen, das freie Radikale im Muskelgewebe neutralisiert. Bei den auf der Hochebene lebenden Tibetern lag die Enzymmenge um etwa 380 Prozent höher als bei der Kontrollgruppe, während die im Flachland wohnenden Tibeter über eine bis zu 50 Prozent erhöhte Menge dieser Enzyme verfügten. "Dank dieses Enzyms sind die Tibeter wahrscheinlich besser in der Lage, freie Radikale, die aufgrund von Sauerstoffmangel entstehen, zu neutralisieren", erklärte Professor Hoppeler. "Die Ergebnisse der im Flachland lebenden Tibeter beweisen, dass die Anpassung an das Leben in großer Höhe erblich ist. Wenn das Phänomen allein auf die Umwelt zurückzuführen wäre, hätte sich bei diesen Personen kein Unterschied zur Kontrollgruppe gezeigt", erklärte er gegenüber CORDIS News. Abgesehen davon, dass man wichtige Erkenntnisse über die Fähigkeit des menschlichen Körpers, sich an extreme und unwirtliche Umgebungen anzupassen, gewonnen hat, werden die Forschungsergebnisse auch praktische Anwendung finden", erklärte Professor Hoppeler. "Die Ergebnisse verleihen dem Argument, dass große Höhen grundsätzlich nicht gut für den Körper sind, stärkeres Gewicht. Sportler und Bergsteiger werden ihre Höhenexposition auf das absolute Minimum beschränken müssen, das zum Erreichen eines festgelegten Anpassungsgrads erforderlich ist", schlussfolgerte er.

Länder

Schweiz, Italien