Bericht der Kommission: Mangelnde Gleichstellung der Geschlechter hemmt Fortschritte im Hinblick auf die Ziele von Lissabon
In ihrem ersten Bericht über die Entwicklungen im Hinblick auf die Gleichstellung der Geschlechter und die diesbezüglichen Orientierungen in den einzelnen Politikbereichen stellte die Kommission zwar positive Trends in einigen Bereichen, unter anderem in der Forschung, fest, beklagt jedoch, dass die mangelnde Gleichstellung in anderen Bereichen weiterhin die Wettbewerbsfähigkeit der EU hemme. Der Bericht wurde im Auftrag des Europäischen Rats erstellt und soll auf der Frühjahrstagung Ende März vorgestellt werden. Im Bericht ist zu lesen, dass die Entwicklungen der letzten zehn Jahre zur Herbeiführung der Geschlechtergleichstellung in der Europäischen Union auf der Hand liegen und auch in den Beitrittsländern eine gewisse Konvergenz zu beobachten sei. Trotz dieser Erfolge bestehe jedoch weiterhin Handlungsbedarf. "[B]ei der erfolgreichen Förderung der Geschlechtergleichstellung und der Verringerung von geschlechtsspezifischen Diskrepanzen in Politikfeldern wie Beschäftigung, soziale Eingliederung, Bildung, Forschung und Außenbeziehungen, [sind] zeitliche Unterschiede und Abweichungen von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat zu verzeichnen; in den meisten Politikfeldern bestehen nach wie vor beträchtliche geschlechtsspezifische Differenzen", so der Wortlaut des Berichts. Eben diese Chancenungleichheit behindere die Versuche der EU, die Ziele von Lissabon zu erreichen, d.h. bis 2010 zum weltweit wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum zu werden sowie mehr und bessere Arbeitsplätze und einen stärkeren sozialen Zusammenhalt zu erreichen, schlussfolgert die Kommission: "Die volle Nutzung des Produktionspotenzials der Arbeitskräfte in Europa ist wesentlich für die Verwirklichung des übergreifenden Ziels von Lissabon[...]. Die Förderung der Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt sowie Bemühungen zum Abbau von geschlechtsspezifischen Unterschieden in allen Lebensbereichen sind daher von entscheidender Bedeutung." Selbst Statistiken, aus denen Fortschritte bei der Herstellung von Chancengleichheit in einigen Politikbereichen hervorgehen, können enttäuschend sein. Während beispielsweise die Zahl der an Hochschulen eingeschriebenen Frauen und Männer immer stärker konvergiert, spiegelt die Wahl der Studienfächer nach wie vor stereotype Muster wider. Im Jahr 2001 habe der EU-Durchschnitt der Hochschulabsolventinnen in wissenschaftlichen Fachrichtungen 36 Prozent und in den Fächern Ingenieurwissenschaften und Bauwesen 21 Prozent betragen. Diese Muster wiederholen sich dann auf dem Arbeitsmarkt. Positiv zu verzeichnen sei, dass Frauen unter den Wissenschaftlern in Europa zwar weiterhin unterrepräsentiert sind und lediglich einen Anteil von 30 Prozent der Wissenschaftler im öffentlichen Bereich sowie von 15 Prozent der in der Industrie beschäftigten Forscher stellen, sich die Anzeichen für einen allmählichen Umschwung jedoch mehren. Aus den "She Figures 2003" der Kommission, die Schlüsseldaten über Frauen und Wissenschaft enthalten, geht ein Anstieg der in der Forschung tätigen Frauen hervor, und in allen Ländern außer Belgien und Italien liegt die Zuwachsrate bei Frauen höher als bei Männern.