Netzwerk zu schweren atomaren Unfällen soll Vorhersage und Prävention von Unfällen aufrüsten
Ein Jahr nach Beginn des Sechsten Rahmenprogramms sprach Georges Van Goethem, der Koordinator für Reaktorsicherheitsforschung der Kommission, 2003 mit CORDIS Nachrichten über die echte Notwendigkeit einer Zusammenarbeit in diesem Bereich. Im April wird mit dem Start des SARNET Network of Excellence eine breitangelegte Zusammenarbeit eingeläutet. Mit der Beteiligung von 49 Organisationen (18 Forschungsorganisationen, 11 Untenehmen aus dem privaten Sektor, zehn Universitäten, 4 Versorgungsbetriebe und sechs Sicherheitsbehörden/Organisationen für technische Unterstützung) aus ganz Europa könnte eine Zusammenarbeit nicht umfassender sein. Das Projekt wird gegen die derzeit in Europa vorhandene Fragmentierung der Forschung vorgehen, indem vor allem Prioritäten für die Forschung festgelegt werden. Daneben geht es um die Entwicklung und Zulassung von Computer-Tools für die Vorhersage der verschiedenen Phasen atomarer Unfälle. 'Heute werden Forschungen derselben Art in verschiedenen Organisationen durchgeführt, erklärte Jean-Claude Micaelli vom IRSN, dem französischen Institut für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit, der als Koordinator des Projekts fungiert. 'In einzelnen Fällen haben wir bereits eine Zusammenarbeit auf bilateraler oder multilateraler Ebene, aber wir hatten niemals eine Stelle, an der der gesamte Bereich abgedeckt wird und wo jeder mit jedem spricht. Das oberste Ziel der Forschungen über schwere atomare Unfälle ist, die Freisetzung radioaktiver Elemente in die Umwelt zu verhindern. Erreichen wollen die Wissenschaftler dies durch die Vorhersage der Kette der miteinander verknüpften Ereignisse, die bei einer Störung in einem Reaktor auftreten. Dann können sie die Wirksamkeit der für das Management des Störfalls geplanten Maßnahmen bewerten. ASTEC, der Code für die Analyse schwerer Unfälle, der von IRSN und GRS entwickelt wurde, wird für SARNET eine zentrale Rolle spielen. Dieser Code umfasst das physikalische Verständnis der Phänomene in einem Kernreaktor, die mathematischen Modelle, mit denen das Verhalten dieser Phänomene reproduziert werden kann, Techniken zum Lösen dieser mathematischen Gleichungen und die Ergebnisse von Vergleichen zwischen Vorhersagen und experimentellen Ergebnissen. Ergebnis hiervon ist ein Code, mit dem das globale Szenario eines schweren nuklearen Unfalls berechnet werden kann. ASTEC wird mit zahlreichen neuen Erkenntnissen aktualisiert, die sich im Projektverlauf ergeben. SARNET wird auch eine Verbesserung der Methodologien anstreben, die bei der probabilistischen Sicherheitsbewertung (PSA) der Stufe 2 angewendet werden. Hierbei geht es darum, wie eine systematische Analyse der verschiedenen Szenarien, die bei einer Kernschmelzung auftreten könnten, durchgeführt wird. Die Szenarien werden sowohl hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit eines Eintretens als auch hinsichtlich der daraus resultierenden erwarteten Freisetzung von Radioaktivität quantifiziert. Die Ergebnisse werden zur Festlegung von Maßnahmen für eine Reduzierung des Risikos eingesetzt. Das Network of Excellence umfasst auch künftige Beitrittsländer der EU sowie Anwärter auf eine Mitgliedschaft. Dr. Micaelli äußerte gegenüber CORDIS Nachrichten, dass diese Länder seiner Ansicht nach auf diesem Gebiet nicht zwangsweise weit hinter Europa zurückliegen, aber dass sie nicht Zugang zu all den Erkenntnissen und Ergebnissen haben, die jetzt gewonnen werden. Die Koordination eines solchen Netzwerks hätte für Dr. Micaelli zu einer sehr komplizierten Aufgabe werden können, aber die Tätigkeiten des Netzwerks sind so strukturiert worden, dass der Auftrag machbar ist. Die technische Koordinierung ist zwischen verschiedenen anderen Organisationen, darunter insbesondere CEA, FzK, GRS und KTH, aufgeteilt. 'Eigentlich sieht das Netzwerk aus wie ein Halo um eine Kerngruppe aus etwa sieben 'Hauptpartnern, die den Löwenanteil des Basiswissens einbringen, nämlich experimentelle Daten und das ASTEC-Tool, erklärte Dr. Micaelli. Verschiedene Arbeiten werden in verschiedenen Untergruppen erledigt, und 'so sind die Informationsflüsse einfacher zu managen, als dies in einem System der Fall gewesen wäre, wo jeder Partner die gleiche Menge an Arbeit leistet und die Ergebnisse allen anderen Partnern mitteilt. Das SARNET-Konsortium ist der Ansicht, dass dieses Projekt die Landschaft der Forschungen zu schweren atomaren Unfällen in Europa dauerhaft verändern wird, und es hat bereits einer weiteren Zusammenarbeit nach Ablauf des Vertrags mit der Kommission zugestimmt. Es wird gehofft, dass dieses Projekt für Forschungsprioritäten zu einer Referenz wird. Dies ist umso wichtiger, als die nationalen Mittel, die für Nukleararbeiten bereitgestellt werden, reduziert werden.