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Global Glass Adornments Event Horizon in the Late Iron Age and Roman Period Frontiers (100 BC - AD 250)

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Mode-Accessoires in der späten Eisen- und Römerzeit, Europa

Armreife aus Glas waren in ganz Europa von der späten Eisenzeit bis zur Römerzeit in Mode. Die EU-Forschung stellte einige gängige Annahmen über das „Wer, Was, Warum sowie Wo und Wann“ der Schmuckwahl vor 2 000 Jahren in Frage.

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Im Rahmen des EU-Projekts GLOBALGLASS wurde ein wichtiger Aspekt des Lebens in Nordwesteuropa im Zeitraum von 100 v. Chr. bis 250 n. Chr., als die späte Eisenzeit der Römerzeit wich, untersucht. Glasarmreife finden ihren Weg in die Gesellschaft der Eisenzeit GLOBALGLASS trug Beweise aus vier nordwesteuropäischen Ländern – Belgien, Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich – zusammen und bewertete, wie diese Artefakte auf interregionaler und lokaler Ebene hergestellt, verwendet und verwahrt wurden. Dr. Tatiana Ivleva, Projektkoordinatorin, kommentiert: „Glasarmreife standen oft im Schatten von besser erforschten Metallarbeiten aus der späteren Eisenzeit, doch geben sie einen einzigartigen Einblick in die Handwerkskunst, künstlerische Virtuosität und interkulturelle Konnektivität der späten Eisen- und Römerzeit in Europa.“ Mit modernen Glasmachern durchgeführte Experimente sowie die Analyse von rund 500 britischen Armreifen zeigten, dass britische Exemplare höchstwahrscheinlich in ähnlicher Weise hergestellt wurden wie einige kontinentale Typen der späten Eisenzeit. „Dieser Umstand deutete darauf hin, dass das Handwerk und die Technologie der Glasarmreifherstellung der späten Eisenzeit bis weit in die Römerzeit zurückreichte, was der gängigen Meinung widersprach, dass die Herstellung der nahtlosen Glasarmreife aus der Eisenzeit um die Jahrhundertwende unterbrochen wurde“, erklärt Dr. Ivleva. Regionale Identitäten GLOBALGLASS datierte ebenfalls die Anfänge des Handwerks in Großbritannien um. Entgegen bisheriger Annahmen, dass der Glasarmreif erst im späten ersten Jahrhundert n. Chr. erstmals in Erscheinung trat, zeigen die Projektergebnisse, dass dies bereits in der ersten Hälfte des Jahrhunderts geschah. Interessanterweise handelte es sich dabei nicht um Kopien ihrer kontinentalen Vorgänger, sondern eher um Varianten, die selektiv an das kontinentale Repertoire angelehnt waren. Diese innovativen Arbeiten hatten einen besonderen britischen Glanz und waren von Region zu Region verschieden. „Das alles trifft allerdings nicht nur auf Armreife zu“, betont Dr. Ivleva. „Die Analysen einer großen Anzahl von Wissenschaftlern zu Gegenständen, die mit dem Körper in Verbindung gebracht werden, wie zum Beispiel Körperpflegegegenstände, Toilettenartikel, Kleiderverzierungen und Spiegel, weisen auf die sich ändernde Einstellung zu Darstellung und körperlicher Präsentation im ersten Jahrhundert n. Chr. hin.“ Eine Frage des Stils und der Auswahl sowie der Verfügbarkeit Obwohl es einen bestimmten Armreifstil gab, stellte dies aufgrund der verfügbaren Importe aus benachbarten Gebieten keine Einschränkung dar. Zum Beispiel hatten Menschen, die in der jüngeren Eisenzeit in der bayerischen Region Deutschlands lebten, eine besondere Vorliebe für die importierten Armreife aus den nahegelegenen nördlichen Alpenregionen, obwohl sie ohne weiteres Zugang zu lokal produzierten Armreifen hatten. „Darüber hinaus haben wir gelernt, dass die Glasarmreife keine hochkarätigen oder einzigartigen Schmuckstücke waren, die nur von der Elite getragen wurden, wie manchmal angenommen wird“, kommentiert Dr. Ivleva. Manchmal wurde ein spektakuläreres Stück gefertigt, aber generell wurden die Armreife in Massenproduktion hergestellt und nahmen nur bis zu 20 Minuten für die Herstellung in Anspruch. Aus geschlechtsspezifischer Sicht sowie in Hinsicht auf ihre Funktion waren die Armreife allerdings nicht nur für weibliche Erwachsene gedacht. Es wurden z. B. kleinere Ringe gefunden, die nur über den Arm eines Kindes gepasst hätten oder zur Verzierung für das mit Bändern befestigte Stirnhaar eines Pferdes gedient haben könnten. In Bezug auf die Herstellung und den Vertrieb kam es zu einer unerwarteten Beobachtung. Auf dem Kontinent wurden die Objekte zwar im großen Maßstab industriell hergestellt, doch nahmen auch kleinere Siedlungen im Hinterland an der Produktion teil, um die lokale Nachfrage zu befriedigen. Im Gegensatz dazu wurden Armreife in Großbritannien hauptsächlich in kleinen spezialisierten Werkstätten, die möglicherweise von umherziehenden Handwerkern betrieben wurden, hergestellt. Derzeit sind zwei Bücher geplant – Zum einen „Global Glass: Bangles of the Late Iron Age and Roman period Europe“, in dem die Globalisierung dieses Artefakts veranschaulicht wird, und zum anderen ein Buch mit dem Titel „Romano-British glass bangles: a reappraisal“, das praktische Anleitungen für die Erfassung, Beschreibung und Untersuchung von ringförmigen Gegenständen aus Glas im Vereinigten Königreich geben soll. Auf der Website und bei YouTube sind verschiedene Videos zum Thema, u. a. auch ein Video mit einem Pferd als Hauptdarsteller, zu finden!

Schlüsselbegriffe

GLOBALGLASS, Eisenzeit, Glasarmreif, Römerzeit, Schmuck, Gesellschaft

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