MORE fördert Mobilität für Nachwuchsforscher aus Mittel- und Osteuropa
Schon vor der Erweiterung der EU um 25 Mitgliedstaaten am 1. Mai besaß die Förderung der Freizügigkeit von Forschern innerhalb der EU eine hohe Priorität. Der Zusatz von zehn weiteren Ländern stärkt den Bedarf an dieser Maßnahme. Während die europäischen und einzelstaatlichen politischen Entscheidungsträger Themen wie die grenzüberschreitende Anerkennung von Qualifikationen und die Einführung von Wissenschaftsvisa in Angriff nehmen, starten andere Akteure in Europa ihre eigenen, auf die Förderung der Mobilität auf unterster Ebene ausgerichteten Initiativen. Ein solches Programm wurde vor kurzem von der Koordinierungsstelle EG der Wissenschaftsorganisationen (KoWi) ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Mobilität unter forschenden Doktoranden und Post-Doktoranden aus Mittel- und Osteuropa sowie Nachwuchswissenschaftlern aus Deutschland zu unterstützen. MORE - Mobility for young Researchers from Central and Eastern Europe - verfolge zwei Hauptziele, erklärte der Koordinator des Projekts, Sebastian Stetter, in einem Interview mit CORDIS News. "Erstens möchten wir Nachwuchswissenschaftler, in erster Linie in den MOEL aber auch in Deutschland, über die unterschiedlichen Finanzierungsprogramme informieren, die ihnen in Europa zur Verfügung stehen. Das andere Hauptelement wird dann sein, sie bei der Erstellung einer erfolgreichen Bewerbung zu unterstützen", sagte Stetter. Die MORE-Initiative wurde durch das Zusammenführen von zwei Strängen an etablierten KoWi-Aktivitäten entwickelt, nämlich einerseits ihre Bemühungen, die Mobilität von Nachwuchsforschern in Deutschland zu fördern, und andererseits die bestehenden Aktivitäten in Mittel- und Osteuropa wie zum Beispiel das Fit for Europe-Projekt. Nach der Motivation von KoWi zum Start der MORE-Initiative gefragt antwortete Stetter: "Wir können feststellen, dass eine möglichst frühe Beteiligung von Wissenschaftlern an internationalen Forschungsvorhaben am besten ist. Dabei springt für KoWi oder Deutschland direkt nichts heraus, da wir zwar hoffen, Nachwuchsforscher aus dem Ausland dazu zu ermutigen, ihre Talente nach Deutschland zu bringen, dies jedoch keineswegs eine Einbahnstraße ist." Auf praktischer Ebene strebt MORE die Nutzung von Kontakten an, die KoWi und ihre Mitgliedsorganisationen bereits mit wichtigen Institutionen und Einzelpersonen in den MOEL pflegen. In einer Partnerschaft mit diesen Kontakten werden sie eine Reihe von regionsweiten Veranstaltungen organisieren um die Nachwuchswissenschaftler über die von der EU, Deutschland und anderen Ländern in Europa angebotenen Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren und MORE als einzige Kontaktstelle für Informationen bezüglich der Mobilität von jungen Forschern zu fördern. "Zuvor standen nationale Forschungsprogramme lediglich den inländischen Forschern offen, aber diese Situation ist dabei, sich rapide zu ändern, und wir müssen den Nachwuchswissenschaftlern die sich verändernde Forschungslandschaft bewusst machen", sagte Stetter. Nach Kontaktaufnahme mit MORE kann der Einzelne eine Beratung über die verschiedenen internationalen Programme erwarten, für die er in Frage kommt, sowie eine Einweisung in den Bewerbungs- und Beurteilungsprozess durch erfahrene Leute. "Wir hoffen, dass möglichst viele Nachwuchswissenschaftler uns ihre Bewerbung schicken, damit wir sie diesbezüglich beraten, bevor sie die Bewerbungen einreichen. Ein Beispiel für eine Situation, in der wir Wert hinzufügen können, ist zum Beispiel, wenn jemand seine Bewerbung für ein Programm fertiggestellt hat und wir ihn dann dahin gehend beraten, dass die Bewerbung mit minimalen Änderungen auch für die Bewerbung um eine zweite oder dritte Position verwendet werden kann", erläuterte Stetter. Bei der Identifizierung potenzieller Herausforderungen gegenüber dem Erreichen der Ziele von MORE hebt Stetter hervor, dass sich die Initiative stark auf die Bereitschaft und Begeisterung der Partner von KoWi in Deutschland und den MOEL verlasse. Eine weitere Sorge gilt der Frage, wie sich die Auswirkungen des Projekts genau messen lassen, auch wenn Stetter glaubt, dass die Anzahl der Anrufe, die nach der Veröffentlichung eines Aufrufs zur Vorschlagseinreichung für das Marie-Curie-Programmm der EU eingehen, ein guter Anhaltspunkt sei. Während sich die Ziele des MORE-Projekts mit der breiteren EU-Forschungsstrategie verknüpfen lassen, möchte Stetter unbedingt darauf hinweisen, dass die Initiative zum Großteil ein Bottom-up-Ansatz sei: "Letzten Endes zielen wir auf individueller Grundlage auf die Forscher ab, und eine Einzelperson kann nicht den Europäischen Forschungsraum aufbauen." Er gibt allerdings zu, dass in einem idealen Szenario diejenigen, die im Ausland gearbeitet haben, in ihre Heimat zurückkehren und ihr Wissen und ihre Erfahrungen umfangreich transferieren und dadurch den Effekt vergrößern. Sollte sich das Projekt als erfolgreich erweisen, besteht nach Ansicht Stetters die Chance, seinen Umfang auf mehr Partner und Programme aus den alten EU-Ländern auszuweiten. "Wenn das der Fall ist, und es einen großen Bedarf gibt, könnte das auch der Moment sein, über die Möglichkeit von EU-Mitteln nachzudenken", schloss er. Was die ersten zwei Jahre des Projekts angeht ist Stetter überzeugt, dass er und seine Partner mehr als genug zu tun haben werden.
Länder
Bulgarien, Tschechien, Deutschland, Estland, Ungarn, Litauen, Lettland, Rumänien, Slowenien, Slowakei