EU finanziert Integriertes Projekt zur Bekämpfung von Fettleibigkeit
Die Europäische Kommission stellt unter dem Sechsten Forschungsrahmenprogramm (RP6) Haushaltsmittel für eine Integriertes Projekt zur Verfügung, mit dem die Auswirkungen von Fettleibigkeit auf Wirtschaft und Gesellschaft gesenkt werden sollen. Vorgesehen ist eine Bewertung der Chancen einer ernährungsbasierten Prävention des metabolischen Syndroms. Es ist allgemein bekannt, dass die Bevölkerung in Europa immer älter wird. Weit weniger bekannt ist hingegen, dass die Europäer gleichzeitig immer fetter werden. Der Ministerrat hatte seine Besorgnis über die schwerwiegenden gesundheitlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der zunehmenden Übergewichtigkeit und Fettleibigkeit in der Europäischen Gemeinschaft, insbesondere bei Kindern, bereits im Dezember 2002 betont. Der Rat bezog sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, aus denen hervorgeht, dass Fettleibigkeit Hauptursache einer Reihe schwerer Folgeerkrankungen ist, und forderte die Mitgliedstaaten auf, schnell geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Tatsächlich ist Fettleibigkeit in einigen europäischen Ländern bereits für fünf Prozent der gesamten Gesundheitskosten verantwortlich. Als Antwort auf dieses Problem wurde das Projekt LipGene (Diet, genomics and the metabolic syndrome: an integrated nutrition, agro-food, social and economic analysis) ins Leben gerufen, ein Konsortium aus 25 Forschungslaboratorien aus zehn Ländern. Das metabolische Syndrom bezeichnet das Zusammentreffen verschiedener metabolischer Risikofaktoren in einer Person. Grundursachen des Syndroms sind Fettleibigkeit, Bewegungsmangel und genetische Faktoren. Personen, die unter dem metabolischen Syndrom leiden, sind besonders gefährdet, an koronaren Herzerkrankungen, Schlaganfällen, Gefäßerkrankungen und Diabetes Typ II zu erkranken. Bis 2030 werden rund 31 Millionen Europäer Diabetes-Patienten sein. Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass eine gesunde Ernährung und körperliche Betätigung besser als jedes Medikament geeignet sind, die Entwicklung einer auf Fettleibigkeit zurückzuführenden Diabetes zu verhindern. "Das LipGene-Projekt konzentriert sich darauf herauszufinden, ob unsere Gene Einfluss darauf nehmen, wie sich die Ernährung auf unseren Körper auswirkt. Kann jeder von einer besseren Ernährung profitieren oder sind einige Menschen immer gefährdet, unabhängig davon, was sie essen?", erläuterte Projektleiter Michael Gibney vom Trinity College in Dublin, Irland. Auf der Grundlage in einer Bevölkerungsstudie an 13.000 Personen ermittelten Daten wird das Team aus Wissenschaftlern nach Genen suchen, die bestimmte Menschen für die negativen Auswirkungen von Fettleibigkeit anfällig machen. "Reagieren einige Menschen stärker auf bestimmte Fettarten? LipGene wird im Rahmen einer umfangreichen Studie untersuchen, was passiert, wenn Personen, die für das metabolische Syndrom anfällig sind, die Art der Fette in ihrer Ernährung verändern. Welche Verbesserungen sind allein über die Ernährung möglich? Machen die mit dem metabolischen Syndrom assoziierten Gene den Unterschied?", fügte Dr. Gibney hinzu. Die Wissenschaftler werden außerdem die Schlüsselmechanismen in Fett- und Muskelgewebe untersuchen, um die Funktionsweise dieser Gene zu verstehen. Die Forscher des LipGene-Projekts werden ferner Gene aus Meeresalgen in Leinsamen implantieren, um Öle mit einem höheren Anteil gesunder Fettsäuren zu erzeugen. Außerdem werden sie versuchen, die Zusammensetzung von Milch- und Fleischfetten durch eine modifizierte Tierernährung zu verbessern. Nach Abschluss der Forschungsarbeiten sollen verschiedene Demo-Nahrungsmittel hergestellt werden, die die verbesserten Fette enthalten, z.B. Milch, Käse, Geflügelfleisch und Margarine. Dieser Verbrauchertest soll sowohl der Öffentlichkeit als auch Unternehmen offen stehen, die bereit sind, derartige Produkte zu entwickeln. In gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht wird LipGene die tatsächlichen, durch fettleibigkeitsbedingte Erkrankungen verursachten Kosten in Europa beziffern sowie eine Kosten-Nutzen-Analyse im Hinblick auf die Einführung modifizierter Fette in Nahrungsmitteln durchführen. LipGene wird ferner eine Meinungsbefragung bei unter dem metabolischen Syndrom leidenden Personen in ganz Europa durchführen, um herauszufinden, ob eine Einführung derartiger Techniken populär, effektiv und kosteneffizient wäre.