LASIE schließt die Lücke zwischen der Analyse digitaler Inhalte und dem Gericht
Wird es LASIE gelingen eine „merkliche Veränderung“ herbeizuführen? Schon als der Projektvorschlag Anfang 2014 verfasst wurde, war klar geworden, dass sich die Arbeitsbelastung im Zusammenhang mit digitalen Inhalten sowie die Anforderungen an Strafverfolgungsbeamte und Analytiker, zunehmend unerträglich gestaltet hatten. Analytiker mussten extrem große Mengen an heterogenen forensischen Daten nach Beweisen durchsuchen, die vor Gericht zulässig sind. Dabei waren sie gezwungen, sich auf Anwendungen zu verlassen, die nicht dazu in der Lage waren, komplexe kombinatorische Analysen durchzuführen. „Es bestand die konkrete Notwendigkeit, Analytiker bei der Formulierung von Untersuchungshypothesen zu unterstützen, um den räumlichen und zeitlichen Ablauf des Verbrechens zu rekonstruieren, Ereignisse, Objekte und beteiligte Personen aufzuzeigen und geeignetes Beweismaterial zu liefern“, so Silvia Boi, Koordinatorin von LASIE im Auftrag der italienischen Firma Engineering Ingegneria Informatica SPA. „Die forensische Analyse erforderte außerdem 3D-Rekonstruktionen des Tatortes, um immersivere Möglichkeiten sowie ein standardmäßiges Exportformat für Beweismittel, die bei Gericht vorgelegt werden sollen, zu erschließen.“ Der Projektrahmen von LASIE wurde so eingerichtet, dieser Nachfrage gerecht zu werden. Seine automatisierten Tools können große Mengen von heterogenen Daten (Video, Audio, Text, biometrische Informationen usw.) aus verschiedenen Quellen handhaben, analysieren und zusammenführen. Dazu gehören etwa Videoüberwachungsanlagen, beschlagnahmte Desktops und Festplatten, mobile Geräte, das Internet, soziale Netzwerke sowie handschriftliche und kalligrafische Dokumente. Sobald die Ergebnisse vorliegen, gibt LASIE Empfehlungen, leitet den Untersuchungsprozess und zieht Rückschlüsse basierend auf relevanten Informationen, die aus den verfügbaren Daten extrahiert wurden. „Such- und Abruffunktionen wurden durch die Bereitstellung von komplexen Abfrageformulierungen, multimodalen Suchmechanismen und benutzerfreundlichen visuellen Analysen verbessert. Darüber hinaus stellt LASIE sicher, dass alle gesetzlichen und ethischen Beschränkungen eingehalten und die errechneten Beweisdaten vor europäischen Gerichten präsentiert werden können“, fügt Boi hinzu. Während der gesamten Laufzeit des laut Boi „lang angelegten und komplexen Projekts, das alle seine geplanten Meilensteine erreichte“ waren Analytiker aktiv an der Konzeption von LASIE beteiligt. Zum Beispiel halfen die UK Metropolitan Police und die Madrid Municipal Police bei der Definition der Nutzeranforderungen von LASIE, verfolgten aufmerksam die Entwicklungsphase und nahmen an zwei Pilotprojekten in ihren jeweiligen Ländern teil. Nach einer hervorragenden EG-Bewertung widmeten sich die LASIE-Partner dann ihren eigenen Initiativen und Verwertungsprojekten. „Mehrere Partner nahmen an gezielten Kommunikationsmaßnahmen gegenüber ihrer eigenen Zielgruppe, externen Unternehmen, potentiellen Zielbenutzern sowie an hochkarätigen Veranstaltungen wie der ICDP 2018 teil. Interessierte Partner beabsichtigen zudem, verfügbare Finanzierungsmöglichkeiten wie das Förderprogramm ‚Fast Track to Innovation‘ zu ermitteln und zu bewerten, um LASIE zur Marktreife zu bringen und mit der Kommerzialisierung beginnen zu können“, so Boi. Detaillierte Marktanalyse- und -erschließungspläne wurden vorbereitet, um den Weg für eine schnelle Kommerzialisierung der LASIE-Lösung und ihrer Teilkomponenten zu ebnen. Die Partner entwickelten eine nutzungsorientierte und analytische Beschreibung ihrer Komponenten. Zudem wurde eine Marktanalyse der Schlüsselsegmente und -sektoren in Bezug auf forensische Tools, Sicherheit und Bewachung sowie Sicherheitsrahmen durchgeführt. Insgesamt deutet diese Entwicklung auf ein steigendes Marktpotenzial hin.
Schlüsselbegriffe
LASIE, digitale Inhaltsanalyse, Forensik, Daten, Analytik, Gericht, Beweis