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Households’ Consumption during the Great Recession: A structural analysis on the role of expectations

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Eine innovative Analyse des Konsumverhaltens während der Finanzkrise

Um die Auswirkungen der Finanzkrise auf den Privatkonsum besser zu verstehen, haben sich Forscher im EU-finanzierten Projekt CONSCRISIS auf den Effekt von Wohlstandseinbußen konzentriert.

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Auffällig an der Finanzkrise war der Rückgang – und die langsame Erholung – der Ausgaben von Privathaushalten. Die außergewöhnlich lange Dauer dieses Rückgangs im Vergleich zu früheren Rezessionen weckte das Interesse von Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern, wie auch der Beteiligten am EU-finanzierten Projekt CONSCRISIS. „In den vergangenen zehn Jahren haben mehrere europäische Länder zwei schwere Phasen der Abschwächung im Gesamtkonsum erlebt, die erste von 2008-2009 und die zweite 2011-2012“, sagt Projektforscherin Serena Trucchi. „Hauptziel unserer Forschung war die Untersuchung der Gründe für diesen außergewöhnlichen Einbruch im Konsum der Privathaushalte.“ Die Studie blickte vor allem auf die Rolle der Einkommenserwartungen der Haushalte und der wahrgenommenen und tatsächlichen Dauer von Einkommenseinbußen. Mit ihrer Analyse des Einflusses von Wohlstandseinbußen auf Konsum und Arbeitskräfteangebot haben die Forscher auch das Verhalten der Privathaushalte während der Finanzkrise nachvollziehbarer gemacht. „Unsere Ergebnisse haben die Wirtschaftsliteratur zum Thema Konsum und Sparen ergänzt“, fügt Trucchi hinzu. „Aus ihnen ergeben sich auch wichtige Erkenntnisse für die Politik, besonders im Hinblick auf den Rückgang im Gesamtkonsum während der letzten Finanzkrise.“ Erwartungen der Privathaushalte und anhaltende Einkommenseinbußen Der größte Teil der Forschung in CONSCRISIS untersuchte die Rolle von subjektiven Einkommenserwartungen und Unsicherheit beim Rückgang im Privatkonsum, der bei der letzten Krise zu beobachten war. Den Ergebnissen zufolge änderte sich die Wahrnehmung der Dauer von Einkommenseinbußen im Laufe der Rezession. „Zwischen 2008 und 2009 wurden die Einbußen noch als vorübergehend wahrgenommen, während die Befragten ihre Erwartungen bezüglich dauerhafter Einkommenseinbußen beim zweiten konjunkturellen Einbruch änderten“, erklärt Trucchi. „Außerdem wurden dauerhafte Einbußen in der zweiten Rezessionsphase von jüngeren Kohorten als größer wahrgenommen.“ Die Forscher beobachteten auch einen Anstieg in der Varianz der erwarteten Einkommenseinbußen seit 2011, wobei vorläufige Ergebnisse darauf hindeuten, dass Konsum auf dauerhafte und vorübergehende Einkommenseinbußen reagiert. Effekte von Wohlstand auf Konsum und Arbeitskräfteangebot Neben dem Hauptforschungsthema analysiert CONSCRISIS auch weitere Aspekte im Verhalten der Privathaushalte, wie zum Beispiel den Einfluss von verringertem Wohlstand auf den Privatkonsum. Anhand von Mikrodaten aus Italien und der Methode der Instrumentvariablen schätzte die Studie zu einem frühen Zeitpunkt in der Finanzkrise geringe Konsumquoten für Privathaushalte mit Wohlstandseinbußen. „Wir nehmen an, dass finanzielle Wohlstandseffekte für den Konsumrückgang von relativ großer Bedeutung waren, zumindest 2007 und 2008 in Italien“, sagt Trucchi. Die Forscher haben auch betrachtet, ob Personen ihr Angebot an Arbeitskraft anpassen, wenn sie von Wohlstandseinbußen betroffen sind. „Einbrüche in Vermögenspreisen stellen eine Quelle exogener Variation dar, mit der der Effekt von finanziellen Verlusten in der Phase nach der Finanzkrise 2007 identifiziert werden kann, und rücken diese Frage noch stärker in den Mittelpunkt“, ergänzt Trucchi. „Die Ergebnisse deuten auf signifikante Einflüsse von Wohlstand auf die Anzahl der Arbeitsstunden hin und auf die Frage, ob jemand seine Arbeit aufgibt.“ Trucchi hebt hervor, dass das Ausmaß dieser Effekte zum Beispiel für Personen, die während der Finanzkrise größere Wohlstandsverluste erleiden mussten, substanziell sein kann. Konsumtrends erklärt Obwohl das Projekt auf zwei europäische Länder, nämlich die Niederlande und Italien ausgerichtet war, zeigt es doch weitreichende Tatsachen auf, die allesamt für eine Erklärung von Konsumtrends der letzten Jahre in verschiedenen europäischen Ländern von Bedeutung sind. „Wir sind der Ansicht, dass das Projekt einige innovative Analysen zum Thema Konsum hervorgebracht hat und besonders auch zur Rolle subjektiver Erwartungen“, fasst Trucchi zusammen. Als nächstes sollen Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht und die Ergebnisse des Projekt auf wissenschaftlichen und politischen Konferenzen vorgestellt werden.

Schlüsselbegriffe

CONSCRISIS, Finanzkrise, Wohlstandseinbußen, Privatkonsum, Europäische Union, EU

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