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Inhalt archiviert am 2023-01-20

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Wie Europa die immer lauter werdenden Forderungen nach Alternativen zu Tierversuchen erfüllen will

Angesichts der neu in Kraft tretenden EU-Verordnungen über den Test chemischer Substanzen und kosmetischer Produkte wird der Ruf nach Alternativen zu Tierversuchen immer lauter. Die Europäische Kommission engagiert sich für eine Reduzierung der Zahl der Tierversuche, wie sich ...

Angesichts der neu in Kraft tretenden EU-Verordnungen über den Test chemischer Substanzen und kosmetischer Produkte wird der Ruf nach Alternativen zu Tierversuchen immer lauter. Die Europäische Kommission engagiert sich für eine Reduzierung der Zahl der Tierversuche, wie sich an den Investitionen in diesem Bereich ablesen lässt. Doch nach Aussage von EU-Forschungskommissar Philippe Busquin und zahlreichen Wissenschaftlern könnte noch mehr getan werden. Angesichts der beiden neuen Verordnungen zu Tierversuchen - von denen eine zusätzliche Tests von Chemikalien vorschreibt und die andere Kosmetikhersteller verpflichtet, die Tests von Inhaltsstoffen an Tieren zu reduzieren und letztendlich abzuschaffen - fand am 23. Juni in Brüssel ein Briefing statt. Anwesend waren der EU-Forschungskommissar, Wissenschaftler sowie Prinz Laurent von Belgien in seiner Eigenschaft als Präsident einer Tierschutzstiftung. "Der Prozess der Bereitstellung von Alternativen hat eine neue Dimension erhalten", erklärte Thomas Hartung vom Europäisches Zentrum zur Validierung alternativer Methoden (ECVAM), das Mitglied der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Kommission ist. "Ich bin der Meinung, dass die Zeit für diesen Gedanken nun reif ist und die Kommission diesen in einem nie da gewesenen Umfang unterstützt", fügte er hinzu. Diese Aussage lässt sich mit harten Fakten anhand der EU-Ausgaben untermauern. Die Kommission hat unter dem Sechsten Forschungsrahmenprogramm (RP6) bereits Haushaltsmittel in Höhe von 2 Millionen Euro für Forschungsarbeit in diesem Bereich zur Verfügung gestellt, mit denen allein Vorschläge gefördert werden, die bei der ersten Ausschreibung eingereicht wurden. Nach Abschluss der derzeit laufenden zweiten Ausschreibung werden weitere Projekte finanzielle Unterstützung erhalten. Das Budget des ECVAM wurde von 25 Millionen Euro unter dem RP5 auf 35 Millionen Euro unter dem RP6 erhöht. Das Zentrum hat jedoch Schwierigkeiten, die steigende Nachfrage zu befriedigen. In den 11 Jahren seit Gründung des ECVAM wurden 16 Verfahren validiert, zwei weitere werden derzeit einer Peer-Review unterzogen. Dr. Hartung wertete dies als enormen Erfolg, gab jedoch zu bedenken: "Derzeit könnten wir viel mehr Verfahren bewerten, als uns möglich ist. Erstmals in unserer Geschichte erleben wir einen wirklichen Kapazitätsengpass." Alle Redner waren sich einig, dass der nächste Schritt darin bestehen muss, den Validierungsprozess zu beschleunigen, der in der Regel rund drei Jahre in Anspruch nimmt. Die Validierung des neuen Pyrogen-Tests in allen OECD-Ländern (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat sich jedoch insgesamt über sieben Jahre hingezogen. Der Validierungsprozess sollte beschleunigt werden, "um zunächst die Verbrauchersicherheit sowie den Tierschutz und Umweltschutz zu verbessern, aber auch um die Zukunft der Forschung zu sichern und die Führungsposition der Europäischen Union in diesem Bereich aufrechtzuerhalten", so Busquin. Verschiedene Wissenschaftler argumentierten, dass alternative Testverfahren nicht nur das Leiden von Tieren vermeiden würden, sondern auch preiswerter und effizienter seien. "In-vitro-Tests können vollständig automatisiert werden. Dies ist bei Tierversuchen unmöglich", erläuterte Dr. Hartung. Wie kann die EU die Entwicklung, Validierung und Nutzung alternativer Testmethoden zusätzlich fördern? Joan-Albert Vericat, Leiter für präklinische Entwicklung des spanischen Unternehmens NeuroPharma und Mitglied der Industrieplattform für In-vitro-Tests, ist der Auffassung, dass der Technologietransfer die Anstrengungen Europas für eine beschleunigte Einführung alternativer Testmethoden kompromittiert. Vericat erklärte, dass der "problembezogene Technologietransfer" bedeute, dass die Ergebnisse von EU-Projekten nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit erhalten. Vericat forderte darüber hinaus eine umfassende Bewertung EU-finanzierter Projekte und eine gezielte Verbreitung der Bewertungsergebnisse an kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Unter indirekter Bezugnahme auf das aktuelle EU-Moratorium bezüglich der Finanzierung embryonaler Stammzellenforschung gab Busquin ferner an, dass die embryonale Stammzellenforschung die Entwicklung alternativer Methoden beschleunige. "Von der Europäischen Union finanzierte Forscher bedienen sich der Molekular- und Zellbiologie und greifen auf immer wirksamere biotechnologische Verfahren zurück, die beispielsweise eine wissenschaftliche Toxizitätsbewertung ermöglichen [...]. Der Einsatz humaner Zellkulturen einschließlich embryonaler Stammzellen leistet einen wesentlichen Beitrag zu Fortschritten bei der Entwicklung alternativer Verfahren." Zum Abschluss der Veranstaltung appellierte Prinz Laurent an die Anwesenden, "die Nachricht über alternative Testmethoden zu verbreiten", um zu erreichen, dass die Gesetzgeber Hand in Hand mit den für die Entwicklung dieser neuen Tests verantwortlichen Forscher arbeiten.

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