GFS will Anzahl der Tierversuche reduzieren
Im Vorfeld der EU-Richtlinie zur Abschaffung von Tierversuchen in wissenschaftlichen Experimenten, sofern alternative Tests zur Verfügung stehen, ist das Europäische Zentrum zur Validierung alternativer Methoden (European Centre for the Validation of Alternative Methods - ECVAM), das Teil der GFS im italienischen Ispra ist, mit der Validierung alternativer Testmethoden auf EU-Ebene beschäftigt. Die für die Kanzerogenitäts-Aktivitäten des ECVAM verantwortliche Raffaella Corvi erklärte in einem Gespräch mit CORDIS-Nachrichten auf der GFS-Ausstellung am 27. April im Europäischen Parlament, dass das ECVAM durch seine Suche nach aktueller tierversuchsfreier Testentwicklung und -validierung in jüngster Zeit bemerkenswerte Errungenschaften erzielt habe, die zu einer enormen Reduzierung der Tierversuche geführt hätten. Im Jahr 1991 hat die Europäische Kommission das ECVAM gegründet, um Alternativen zur Verwendung von Tieren für experimentelle und andere wissenschaftliche Zwecke zu suchen, wobei sie erklärte: "Ein Versuch darf nicht vorgenommen werden, wenn zur Erreichung des angestrebten Ergebnisses eine wissenschaftlich zufriedenstellende, vertretbare und praktikable Alternative zur Verfügung steht, bei der kein Tier verwendet werden muss." Wie das ECVAM in seinen Zielen erklärt, koordiniert es "auf europäischer Ebene die unabhängige Bewertung der Relevanz und Zuverlässigkeit von Versuchen zu spezifischen Zwecken, sodass Chemikalien und Produkte verschiedener Art, einschließlich Medikamenten, Impfstoffen, medizinischen Geräten, Kosmetika, Haushaltsprodukten und Agrarprodukten, sparsamer und sicherer hergestellt, transportiert und verwendet werden können, während die derzeitige Abhängigkeit von Tierversuchsverfahren schrittweise reduziert wird". Dr. Corvi erklärte gegenüber CORDIS-Nachrichten, dass einer der großen Erfolge des ECVAM die Validierung drei alternativer Tests im Bereich der chemisch induzierten Hautkorrosion und Phototoxizität gewesen sei. Bisher wurde das Versuchsmaterial üblicherweise auf der rasierten Haut von Albino-Kaninchen angewandt. Die Kaninchen wurden im Anschluss an die bis zu vier Stunden dauernde Belastung durch das Versuchsmaterial auf Anzeichen für eine Nekrose der Haut beobachtet. Diese könnte bis zu 21 Tage anhalten und den Tieren Schmerz und Leid zufügen. Eine der neu validierten Methoden verwende jedoch rekonstituierte menschliche Haut, wodurch die Notwendigkeit von Tierversuchen vermieden werde und den Tieren viel Leid erspart werde, sagte Dr. Corvi. "Seit die Methoden validiert sind, ist die Verwendung von In-vitro-Alternativen für Hautkorrosionstests und Phototoxizität für Chemikalien in der EU obligatorisch und die Stoffe dürfen nicht mehr an Tieren getestet werden", erklärte Dr. Corvi. Die Methode wurde außerdem auf internationaler Ebene von der OECD angenommen, wodurch sie noch mehr Gewicht und Ansehen erlangt hat. Das ECVAM arbeite tendenziell eng mit der Industrie zusammen, fügte Dr. Corvi hinzu. "Es ist üblicherweise die Industrie, die alternative Methoden für das Screening entwickelt. Aber um Tierversuche per Gesetzgebung völlig ersetzen zu können, ist es notwendig, die wissenschaftliche Gültigkeit des Tests zu beurteilen, und hier spielt das ECVAM eine entscheidende Rolle", sagte sie. "Es gibt jede Menge alternativer Tests, aber nicht alle von ihnen sind ausreichend entwickelt oder validiert." Kaninchen werden auch für Versuche zu Augenreizungen verwendet und das ECVAM führt die Bewertung sechs großer Studien in diesem Bereich durch. "Die Validierung dieser Versuche wird auf der Grundlage eines "Weight of Evidence Approach" durchgeführt und einige Regulierungseinrichtungen haben den Versuch bereits akzeptiert. Nun arbeitet die GFS an einem gültigen harmonisierten Versuch auf internationaler Ebene", sagte Dr. Corvi gegenüber CORDIS-Nachrichten. Bezüglich ihres Forschungsbereichs Kanzerogenität erklärte Dr. Corvi, dass derzeit der einzige akzeptierte Versuch ein zweijähriger Tierversuch sei, der Tests an einer großen Anzahl von Tieren erfordere. Er koste außerdem eine Million Euro für die Analyse eines einzigen Stoffs. "Wir suchen daher nach Alternativen und eine Möglichkeit ist der In-vitro-Zelltransformationstest auf der Grundlage von Zellkulturen, die Chemikalien ausgesetzt werden", so Dr. Corvi. Gemäß dieser Methode werde das Zellwachstum in einer Monoschicht erfolgen, falls die im Versuch verwendete Chemikalie nicht-karzinogen sei, wohingegen ein unregelmäßiges Zellwachstum bedeute, dass die Chemikalie potenziell karzinogen sei. Um diesen Test zu validieren, vergleiche das ECVAM derzeit In-vitro- mit In-vivo-Daten. Der Versuch, dessen Validierung weitere drei Jahre dauern werde, werde zu einer Senkung der Anzahl von Tierversuchen führen. "Obwohl Tierversuche in diesem sehr kritischen Bereich der Kanzerogenität weiterhin notwendig sein werden, ist jede Reduzierung der Anzahl der verwendeten Tiere ein Sieg für uns", so Dr. Corvi abschließend.
Länder
Italien