Vereinigtes Königreich verliert seine letzte große Präsenz in der Biotech-Industrie
Syngenta, das letzte Biotech-Unternehmen, das über eine signifikante Präsenz im Bereich gentechnisch veränderte Organismen (GVO) im Vereinigten Königreich verfügte, gab bekannt, dass es seine Laboratorien aufgrund der schlechten Geschäftsaussichten für diese Technologie schließen wird. Die Firma wird ihren britischen Forschungsbereich an den in rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht vorteilhafteren Standort USA verlegen. Syngenta, das größte Agrounternehmen weltweit, gab an, dass es weiterhin "fest hinter der Biotechnologie" stehen werde. "Allerdings", erklärte der Sprecher des Unternehmens Andrew Coker, "müssen wir die Forschungs- und Entwicklungsarbeit [...] an dem Markt durchführen, an dem wir unsere Geschäftstätigkeit am effizientesten ausüben können." Syngenta war das letzte Unternehmen, das nach dem Abzug der Forschungsbereiche von Monsanto, DuPont und Bayer CropScience noch über eine signifikante Forschungseinrichtung für Biotech-Saatgut im Vereinigten Königreich verfügte. Diese Entscheidung, die zunächst in der Times-Beilage "Times Higher Education Supplement" bekannt gegeben wurde, beschreibt Michael Wilson, Professor für Pflanzenbiologie an der Universität Warwick, als eine Katastrophe für die britische akademische Forschung, da Syngenta einen Großteil der pflanzenwissenschaftlichen Forschung an den Universitäten als Sponsor finanziert. Akademiker warnen, dass der Weggang von Syngenta mit einem Verlust von 130 Arbeitsplätzen - einschließlich 100 wissenschaftlicher Stellen - das Ende der britischen GVO-Forschung bedeute. Sie wiesen außerdem darauf hin, dass dies eine Abwanderung von Wissenschaftlern ins Ausland zur Folge haben könne. Nach Expertenmeinung haben viele Pflanzenwissenschaftler bereits das Vereinigte Königreich verlassen und es besteht die Gefahr, dass dieser Schritt von Syngenta der Auslöser für eine zusätzliche Auswanderungswelle in GVO-freundlichere Länder, wie z.B. Australien, Kanada und die USA, sein könnte. Professor Wilson erklärte gegenüber dem Times Higher Education Supplement: "Jeder, der nicht kurz vor der Pensionierung steht, wird das Land verlassen. Wir fragen uns alle, worum es hier eigentlich geht." Professor Anthony Trewavas von der Universität Edinburgh stimmte ihm zu und bezeichnete den Beschluss als einen weiteren Schritt zur Besiegelung des Untergangs der Pflanzenwissenschaft. "Wir stellen einen Rückgang der Studentenzahl in den molekularbiologischen Seminaren fest. Die Studenten sehen in diesem Bereich keine Zukunftschancen mehr, da von allen Seiten Widersprüche und Bedenken laut werden", erklärte er. Die Forschungseinheit von Syngenta im Vereinigten Königreich, in der derzeit 900 Menschen beschäftigt sind, wird sich in Zukunft auf die Agrochemikalienforschung konzentrieren und zu einem Exzellenzzentrum für Fungizide und Pestizide werden. Unterstützung erhält sie dabei durch ein 10 Millionen Pfund (14,8 Millionen Euro) teures Investitionsprogramm. Das Syngenta-Werk in der Schweiz wird sich schwerpunktmäßig mit Pestiziden befassen, während die USA zum Zentrum für die Biotech-Saatgut-Forschung werden.
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