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Inhalt archiviert am 2023-01-20

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Engagement heißt der Schlüssel für eine Verbesserung der Rolle der Wissenschaftlerinnen in Mittel- und Osteuropa.

Der Schlussbericht von Enwise (ENlarge Women In Science to East) bietet eine sehr notwendige und detaillierte Analyse der Rolle der Frauen in der Wissenschaft in den mittel- und osteuropäischen Ländern (CEEC) und den baltischen Staaten sowie eine Reihe von Empfehlungen, wie di...

Der Schlussbericht von Enwise (ENlarge Women In Science to East) bietet eine sehr notwendige und detaillierte Analyse der Rolle der Frauen in der Wissenschaft in den mittel- und osteuropäischen Ländern (CEEC) und den baltischen Staaten sowie eine Reihe von Empfehlungen, wie diese Rolle gestärkt werden kann. Der Bericht fordert Maßnahmen seitens verschiedener Beteiligter, darunter vor allem die Kommission, das Europäische Parlament, der Ministerrat und nationale Behörden. Doch wie eine zentrale Figur bei der Vorbereitung des Berichts gegenüber CORDIS Nachrichten erklärte, ist die wichtigste Bedingung für eine Veränderung die Verpflichtung aller Beteiligten, die Realität der Situation sowie die Notwendigkeit ihrer Verbesserung anzuerkennen. Auf die Frage, welche der zahlreichen Empfehlungen für sie oberste Priorität habe, erklärte Brigitte Degen, die bei der GD Forschung in der Direktion Wissenschaft und Gesellschaft für die Enwise-Tätigkeiten zuständig ist: "Ich denke nicht, dass das Schlüsselwort in diesem Fall die Ermittlung von Prioritäten ist, denn die Empfehlungen richten sich an unterschiedliche Adressaten, die allesamt wichtige Akteure sind, wenn irgendwelche Fortschritte erzielt werden sollen. Beispielweise kann die Kommission nicht einfach beschließen, die Frauen in der Wissenschaft in den Enwise-Ländern zu fördern, ohne dass sie dabei die Unterstützung der nationalen politischen Entscheidungsträger hat." Als Beispiel für die Bedeutung eines solchen Engagements für irgendwelche Ergebnisse in Fragen der Gleichberechtigung verwies Frau Degen auf die Gesetzgebung, die in den Mitgliedsstaaten, als sie noch Kandidatenländer für die EU waren, eingeführt wurde: "Alle diese Länder haben als Ergebnis der Erweiterung eine Gesetzgebung zur Gleichberechtigung eingeführt, aber nur wenige finden die erforderlichen Ressourcen für eine Implementierung der Maßnahmen." Engagement für die Gleichberechtigung seitens der Politik und der Institutionen ist allerdings nur eine Seite der Gleichung. Ebenso wichtig ist die Notwendigkeit, dafür ein Bewusstsein unter den Bürgern dieser Länder - auch in der weiblichen Bevölkerung zu wecken, und diese Aufgabe wird durch den historischen Kontext dieser Region noch erschwert. Frau Degen erklärte: "Gleichberechtigung war unter dem kommunistischen Regime ein klarer Grundsatz, aber obwohl es in bestimmten Bereichen offensichtlich versagte, widerstrebt es vielen noch, die Frage der Gleichberechtigung im Namen der Frauen zu betonen, da die Menschen dies als ungerecht ansehen." Evidenz kann nämlich irreführend sein, denn die Enwise-Expertengruppe, die den Bericht ausgearbeitet hat, begann ihre Untersuchungen im Jahr 2002. Laut den damals verfügbaren Daten von Eurostat war klar, dass die Beteiligung der Frauen an der Wissenschaft in einigen mittel- und osteuropäischen Ländern fast bei 50 Prozent und somit viel höher als in Westeuropa lag. "Die Menschen hielten dies für eine gute Nachricht, was es aber in Wahrheit nicht war. Die meisten Männer hatten den wissenschaftlichen Bereich verlassen, da es für die Forschung kein Geld mehr gab. Die Frauen blieben, weil sie abgesehen von Arbeitslosigkeit keine Alternative hatten", erklärte Brigitte Degen. Harte Realität ist, dass man in den Bereichen mit dem höchsten Anteil an Wissenschaftlerinnen auch die geringsten Forschungsbudgets und die älteste Infrastruktur findet. Neben dem relativ hohen Anteil der Frauen in der Wissenschaft in vielen der vom Bericht untersuchten Länder gibt es noch zahlreiche andere Beispiele für fundamentale Unterschiede zwischen ihrer Lage und der Lage in Westeuropa, und diese Unterschiede möchte Frau Degen unbedingt anerkannt und erhalten wissen. Sie sagte: "Ziel des Berichts ist es nicht zu sagen 'nun, da viele dieser Länder Mitglied der EU sind, müssen sie tun, was bereits in der EU15 getan wurde. Das kommunistische System pflegte eine intellektuelle Elite der Frauen, was niemals in den west- oder südeuropäischen Ländern der Fall war, und wir wollen diese Geschichte nicht wegwerfen." Hat man nämlich mit einer Gruppe von Ländern zu tun, die so vielfältig sind wie diejenigen, die von dem Enwise-Bericht abgedeckt wurden, kann man nur schwerlich die vielen Unterschiede nicht bemerken, die zwischen ihnen bestehen. Frau Degen fügte hinzu: "Wir müssen als Gruppe arbeiten und versuchen, einen Konsens zu finden, aber gleichzeitig müssen wir die zahlreichen Unterschiede kultureller, geschichtlicher oder sozialer Natur anerkennen." Im Hinblick auf die Zukunft und die Implementierung der Empfehlungen aus dem Bericht verweist Frau Degen auf eine Konferenz, die im September in Tallinn, Estland, stattfinden wird, um den Bericht und seine Erkenntnisse einem breiteren Publikum vorzustellen. Frau Degen hofft, dass bei dieser Veranstaltung europäische und nationale Entscheidungsträger den Bericht begrüßen und zumindest die Bereitwilligkeit zeigen werden, seine Empfehlungen umzusetzen. Sie ist auch der Ansicht, dass diese Konferenz eine Möglichkeit für eine größere Anzahl von Betroffenen ist, den Bericht zu erörtern und zu validieren. Ein wichtiger Entscheidungsträger, der sich bereits hinter den Bericht gestellt hat, ist der europäische Forschungskommissar Philippe Busquin. Im Vorwort zu dem Bericht schreibt er: "Ich werde eine breite Debatte [zum Bericht] fördern und die Empfehlungen sorgfältig prüfen. Die Gleichberechtigung in der europäischen wissenschaftlichen Forschung wird es nur geben, wenn auf diese Worte auch Taten folgen. Daher fordere ich jede Leserin und jeden Leser auf, darüber nachzudenken, was sie oder er in dieser Hinsicht tun kann, und es dann auch zu tun." Frau Degen versteht ihrerseits, dass sich die Situation nicht über Nacht ändern wird, ist aber der Ansicht, dass eine solche Übung äußerst wichtig war. "Ich will oder erwarte nicht, dass alle Empfehlungen sofort umgesetzt werden - in ein oder zwei Jahren werden sich die Dinge nicht viel ändern, das wird ein mittelfristiger Prozess. Aber es war dringend nötig, diesen Prozess in diesen Ländern zu skizzieren, damit wir vermeiden konnten, einfach nur westeuropäische Lösungen für die Situation aufzupfropfen", schloss sie.

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