Mit EU-Projekt soll besseres Verständnis der Rolle von Küstensand erreicht werden
Bis zu 70 Prozent des europäischen Festlandschelfs bestehen aus permeablem Sand. Dieser bildet einige denkwürdige Strände, stellt jedoch auch Fischgründe sowie eine wertvolle Quelle für Rohstoffe, Wasser, Öl und Gas dar. Pro Tag werden Hunderte Liter Meerwasser durch jeden Quadratmeter hochpermeablen Sandes gepumpt, so dass man nun annimmt, dass der Sand auch eine wichtige Funktion im Ökosystems der Küsten hat, obgleich noch nicht genau bekannt ist, wie genau und in welchem Maße. Um diese Wissenslücke zu schließen, wurde ein Team aus Wissenschaftlern und Mitarbeitern von Umweltbehörden zusammengestellt, das Küstensände als biokatalytische Filter (COSA - Coastal Sands as Biocatalytical Filters) untersuchen soll. Hierbei handelt es sich um ein Projekt, das von der EU unter dem vorrangigen Themenbereich "Umwelt und nachhaltige Entwicklung" des Fünften Rahmenprogramms finanziert wird. Aus früheren Forschungsprojekten weiß man, dass Küstensände durch das Filtern derart großer Meerwassermengen pro Tag beträchtliche Mengen Plankton und kleiner Partikel entfernen. Das Wasser bleibt so klar und der Küstensand bietet Nährstoffe für eine Vielzahl von im Boden lebenden Organismen. Um diese Sände angemessen zu schützen und ihre nachhaltige Nutzung sicherzustellen, wird im Rahmen des COSA-Projekts ihre Rolle im Stoffkreislauf untersucht. Das Team wird vom Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen, Deutschland, koordiniert und umfasst Forscher aus Polen, Dänemark und den Niederlanden. Gemeinsam richteten die Forscher Forschungsstationen in zwei subtidalen Zonen in Polen und Deutschland ein, die über die erforderliche Ausrüstung zur Messung von Wellen, Strömen, Sedimentprofilen, Wasserklarheit, Sauerstoffgehalt und Salzhaltigkeit verfügen. Bei bestimmten Sandproben wurden außerdem die Permeabilität sowie der Nährstoff- und Partikelgehalt bestimmt. Bei den Wasserproben wurde die Photosynthese, die Mineralisation sowie die Konzentration gelöster Partikel gemessen. Ziel des Projekts ist es, genau herauszufinden, wie wichtig der Mechanismus der Sandfiltration für den Umsatz organischer Stoffe im Küstengebiet ist, die Auswirkungen auf die Wasserqualität zu bewerten sowie die Fähigkeiten und Grenzen dieses Mechanismus zu verstehen. Wie bei einem Sandfilter in einem Aquarium geht man auch beim Küstensand davon aus, dass er überlastet und verstopft sein kann, so dass zu viele Partikel im Wasser verbleiben, die negative Auswirkungen auf Qualität und Biota haben. Bei der Präsentation erster Untersuchungsergebnisse erklärte Dr. Markus Hüttel: "Wir sind in der Lage, einen ganzjährigen Kreislauf zu verfolgen und zu wichtigen Zeitpunkten genaue Messungen vorzunehmen. Wir wissen nun, dass die Permeabilität und die Filtrationsfähigkeit des Küstensands im Winter und im Sommer sehr verschieden sind." Dr. Hüttel fügte hinzu, dass eine der bemerkenswertesten Beobachtungen eine hohe Denitrifikation in tieferen Schichten des sandigen Sediments sei, was zuvor nur als typisch für schlammige Sedimente galt. "Der Küstensand beeinflusst den Stickstoffkreis also auf maßgebliche Weise", schloss er. Das Team des COSA-Projekts wird seine Arbeit bis Oktober 2005 fortführen, dann sollen die Endergebnisse zusammengefasst und veröffentlicht werden. Mit der Beteiligung zweier Umweltbehörden als Projektpartner in Polen und Deutschland soll zudem sichergestellt werden, dass diese Ergebnisse schnell und effizient in die Umweltpolitikgestaltung eingebracht werden, um den Schutz dieser wichtigen und wertvollen natürlichen Systeme zu gewährleisten.
Länder
Deutschland, Dänemark, Niederlande, Polen