EU finanziert europäisches Tele-Archäologie-Projekt
Die Europäische Kommission beabsichtigt, den Zugang zum kulturellen Erbe Europas zu verbessern, und will für ein neues Projekt des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) 2.650.000 Euro zur Verfügung stellen. Bei diesem Projekt soll das gesamte europäische Fachwissen auf dem Gebiet der Neandertaler-Forschung zusammengebracht werden. Man hofft, dass das TNT-Projekt (Neanderthal Tools Project) - weltweit die größte Forschungsallianz dieser Art - zu einem Durchbruch beim Verständnis der Ursprünge des Menschen der Neuzeit und des Verschwindens der Neandertaler führen wird. TNT wird im Rahmen des Prioritätenbereichs DigiCULT (Digital Heritage and Cultural Content) der Informationsgesellschaftstechnologien (IST) finanziert. DigiCULT ermöglicht Forschungs- und Konservierungsarbeiten, wobei für künstlerische und kulturelle Schätze Europas moderne Technologien eingesetzt werden. Somit wird TNT visuelle Simulationstechniken einsetzen, um intelligente Anwendungen für Erbe und kulturellen Tourismus zu fördern, die Museen neue Ertragsmöglichkeiten erschließen werden. Es wird eine digitale Datenbank mit der größten europaweiten Sammlung von Erkenntnissen über Neandertaler eingerichtet. Proben werden katalogisiert und in dreidimensionalen Bildern (3D) dargestellt. Die über das Internet zugängliche Datenbank wird die Handhabung der Proben drastisch reduzieren und die Erkenntnisse auch einer viel größeren Anzahl von Forschern zugänglich machen. "Die interaktive Medientechnologie eröffnet der europäischen Forschungsgemeinschaft ganz neue Möglichkeiten", erklärte Ian Pigott von der Europäischen Kommission. "Die Schaffung eines grenzüberschreitenden Datenpools und die Integration neuer Bildprozesse in Kombination mit einer Internetseite für die breite Öffentlichkeit macht TNT einzigartig." Das TNT-Projekt wird den Kanal ARCH einrichten, einen medienübergreifenden Kanal für Populärwissenschaft, der (prä)historische und andere zur Archäologie gehörende Objekte und Artefakte in kommerziell verwertbare und mit dem Tourismus verknüpfte digitale Medienanwendungen umsetzen soll. Das Konsortium der sieben an dem Projekt beteiligten Partner erklärt: "Ab 2005 wird die Website nicht nur umfassende Informationen unterstützen, sondern auch zahlreiche interaktive Modelle bieten, mit denen die Anwender eine unterhaltsame Reise durch die Welt der Neandertaler unternehmen können. Parallel zu dieser Website werden Paläoanthropologen und Archäologen Forschungsinformationen und Ideen auf einer geschlossenen Plattform austauschen und gleichzeitig in der Lage sein, an jedem Ort in Europa mit den Erkenntnissen zu arbeiten." "TNT verspricht den Forschern zwei bedeutende Vorteile. Zum einen kann der Wissenschaftler zukünftig die sorgfältig konservierten Teile der Originalskelette untersuchen, ohne dass er sie berühren oder transportieren muss. Zweitens können die Wissenschaftler in kürzerer Zeit mehr Material vergleichen, ohne die Budgets ihrer Institute mit Reisekosten zu belasten", fügte Professor Gerd-Christian Weniger, Direktor des Neandertal-Museums in Mettmann, Deutschland, hinzu. Das TNT-Projekt sollte 2006 zum 150. Jahrestag der Entdeckung der Neandertalers abgeschlossen sein.