ICES bekräftigt Forderung nach einer Senkung der Fangquoten
Wissenschaftler des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) drängen auf eine Senkung der Fangquoten für bestimmte Fischarten in Europa und empfehlen ein Fangverbot für Kabeljau in der Nordsee, der Irischen See und vor der Westküste Schottlands. Die Empfehlungen sollen die Kommission und die nationalen Regierungen bei der Festlegung von Fischfangquoten unterstützen. Sie basieren auf Daten, die auf Fischmärkten gesammelt, bei Fischern eingeholt und von Forschungsschiffen in Studien ermittelt wurden. Der ICES weist darauf hin, dass seine Fachkompetenz im Bereich der wissenschaftlichen Bewertung maritimer Ressourcen liegt und daher soziale und wirtschaftliche Fragestellungen keine Berücksichtigung finden. David Griffith, Generalsekretär des ICES, erklärt: "Es gibt immer noch keine eindeutigen Anzeichen für eine Erholung der Kabeljaubestände in der Nordsee, der Irischen See und vor der Westküste Schottlands. Außerdem erscheinen die Fangquoten für diese Bestände immer noch zu hoch. Ein weiteres Problem für die Wissenschaftler besteht darin, dass die Kabeljaufänge nur unvollständig gemeldet werden, so dass es schwierig ist, sich ein realitätsgetreues Bild des Zustands dieser Bestände zu verschaffen." Der ICES empfiehlt einen Mindestbestand von 150.000 Tonnen, um nachhaltig befischbare Kabeljaubestände in der Nordsee zu sichern. Im Jahr 2004 wird der Bestand mit 46.000 Tonnen auf weniger als ein Drittel dieses Wertes geschätzt. Ebenso ungünstig gestaltet sich die Situation für die Seehechtbestände in der südlichen Biskaya. Nach einem dramatischen Rückgang zwischen 1982 und 1986 geht man nun davon aus, dass sich die Bestände mit nur 10.200 Tonnen auf einem Allzeittief befinden. Angesichts des empfohlenen Mindestbestands für den Seehechtfang in der Region von 35.000 Tonnen empfiehlt der ICES für 2005 ein Fangverbot. Die Organisation erläutert, dass das Unterschreiten der als Mindestwert empfohlenen Bestandsgröße bedeutet, dass Überfischung vorliegt und die Reproduktion der Bestände nicht im erforderlichen Maße gewährleistet ist. "Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass die betreffende Fischart aussterben wird, sondern vielmehr, dass die derzeitigen Fangquoten auf ein nachhaltigeres Niveau zurückgefahren werden müssen", fügt der ICES hinzu. Die Daten für den Schellfischbestand in der Nordsee sehen vielversprechender aus. Der Bestand wird auf rund 460.000 Tonnen geschätzt und liegt damit weit über dem empfohlenen Wert von 140.000 Tonnen. Die Wissenschaftler mahnen dennoch zur Vorsicht und weisen darauf hin, dass Schellfisch häufig zusammen mit Kabeljau gefangen wird und daher beim Schellfischfang unbedingt der Beifang und Rückwurf von Kabeljau zu vermeiden ist. Einige Vertreter der Fischereiindustrie reagierten schnell und ablehnend auf die Empfehlungen des ICES. Carol MacDonald, Geschäftsführerin der Organisation Scottish Cod Crusaders, erklärte: "Uns liegen andere Zahlen vor. Unseres Wissens nach legen die Kabeljaubestände wieder zu." "Es ist höchste Zeit, dass der ICES mit den wirklichen Experten zusammenarbeitet, d.h. mit den Fischern, um herauszufinden, wie sich die Bestände tatsächlich entwickeln. Wenn es keine Bestände mehr gäbe, würde man keinen Kabeljau mehr fangen", fügte sie hinzu. Lorcan O'Cinneide der Irish Fish Producers' Organisation erklärte gegenüber Reuters: "Die Empfehlungen des ICES sind so sinnvoll wie ein Aschenbecher an einer Harley Davidson, einfach nicht durchführbar."