Generaldirektor berichtet über Innovation in Europa
Im Vorfeld des vierten "Forums für innovative Unternehmen", das von der Europäischen Kommission sowie den Regionen Stuttgart und Karlsruhe organisiert wird, sprach der Generaldirektor der GD Unternehmen der Europäischen Kommission Horst Reichenbach mit CORDIS News über die Faktoren, die sich heutzutage auf Innovation auswirken, sowie über die Verantwortung für Innovationsförderung. "Innovation bedeutet, Ideen in neue Produkte und Leistungen sowie neue Geschäftsprozesse umzusetzen", erklärte Dr. Reichenbach. Obgleich die Kommission bereits Maßnahmen vorgeschlagen hat, mit denen offensichtliche Innovationshemmnisse, einschließlich Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) und hinderliche Vorschriften, abgebaut werden sollen, hat sie auch "den Ehrgeiz, die Art und Weise zu verbessern, in der die "innovative Dimension" in allen anderen Gemeinschaftspolitiken betrachtet wird", erklärte der Generaldirektor. Das Konzept der "Innovation" ist in den Augen der Generaldirektion Unternehmen nicht auf technologische Erfindungen beschränkt. Während Dr. Reichenbach der Ansicht ist, dass kein Unterschied zwischen technologischen und nicht technologischen Formen der Innovation gemacht werden kann, beabsichtigt die Kommission, sämtliche Arten von Innovation zu fördern, sei sie technologischer, organisatorischer oder darstellender Natur. "Um effizient zu sein, muss technologische Innovation durch eine Revision der Geschäftsprozesse und -strukturen ergänzt werden. Dies haben wir aus der Revolution in der Informationstechnologie [IT] gelernt sowie daraus, wie die IT unsere Produktivität gesteigert hat (oder nicht)", erklärte Dr. Reichenbach. Die Kommission könne zwar Maßnahmen zur Förderung von Innovation vorschlagen, letztendlich seien es jedoch die Unternehmen selbst, die für Innovation sorgen müssen, um in einem von immer härterem Wettbewerb geprägten Umfeld überleben zu können, sowie auch die nationalen Regierungen, die sicherstellen müssen, dass die Unternehmen hierzu in der Lage sind. Aufgabe der Behörden sei es, die richtigen Rahmenbedingungen festzulegen, zu denen auch der Zugang zu Fördermitteln, der Vorschlag innovationsfreundlicher Produktvorschriften sowie eine Erhöhung der öffentlichen Forschungsausgaben zählen, so Dr. Reichenbach. Außerdem erkennen die Regierungen zunehmend an, dass die Innovationsförderung ein ausschlaggebender Faktor für Wettbewerbsfähigkeit ist, erklärte der Generaldirektor. Ein gemeinsames Rahmenwerk für Ziele, das nach Meinung von Dr. Reichenbach die "Innovationskluft" zwischen Europa und den USA verringern würde, fehle jedoch immer noch. "Die Europäische Kommission wird versuchen, die Mitgliedstaaten zu überzeugen, in dieser Hinsicht die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, indem die Innovationsstärke auf nationaler Ebene einem Leistungsvergleich unterzogen wird, um Stärken und Schwächen klar zu benennen", erklärte Dr. Reichenbach. Die Kommission hofft zweifelsohne, dass derartige Maßnahmen zum Erreichen des Ziels von Lissabon beitragen werden, Europa bis 2010 zur weltweit wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaft zu machen. Viereinhalb Jahre, nachdem dieses Ziel festgelegt wurde, und kurz vor dem Erreichen der Halbzeitmarke ist die Innovationskluft eher größer als kleiner geworden mit Ausnahme von Finnland und den skandinavischen Ländern. "Der Gesamtfortschritt im Lissabon-Prozess ist in der Tat unbefriedigend. Es ist ein neuer politischer Antrieb vonseiten der Mitgliedstaaten und der Kommission notwendig, um den Lissabon-Prozess neu zu fokussieren und Innovation in Europa weiter zu fördern", fügte Dr. Reichenbach hinzu. Auch die Regionen tragen Verantwortung für Innovation. "Bei Innovation geht es hauptsächlich um Unternehmertum. Die Regionen stehen den Unternehmern näher und sind viel besser positioniert, um direkt mit diesen zu interagieren, als nationale Behörden oder europäische Institutionen", erklärte Dr. Reichenbach. "Die Förderung von Innovation ist eine Kombination aus vielen verschiedenen Faktoren, zu denen die Regionen in vielen Fällen den Schlüssel besitzen." Um diesen Punkt zu veranschaulichen, nannte Dr. Reichenbach Beispiele für die Gründung neuer Unternehmen sowie für Cluster aus Unternehmen, Universitäten und regionalen Behörden mithilfe regionaler Politiken. Die Europäische Kommission unterstützt die Regionen bei dieser Aufgabe über PAXIS. Das Programm wurde 1999 ins Leben gerufen und verfolgt zwei wesentliche Ziele: Die Förderung des Transfers lokaler und regionaler Erstklassigkeit im Bereich der Innovation sowie die Bereitstellung eines Instruments für Kooperation und Wissensaustausch zwischen lokalen innovativen Akteuren. Beim Forum für Innovative Unternehmen wird der diesjährige "Award of Excellence in Innovation Transfer" verliehen werden. Etwa 22 Regionen sind Mitglied bei PAXIS und auch andere Regionen können sich den Netzwerken anschließen, wie es Sophia kürzlich getan hat. "Diese Initiative war sehr hilfreich bei der Identifizierung und dem Austausch guter Praktiken, von der Auswertung der Ergebnisse öffentlicher Forschung über die Einrichtung von Business Angels-Netzwerken bis hin zur Einrichtung von Gründungskapitalfonds für innovative Start-up-Unternehmen", erklärte Dr. Reichenbach.