EU-Netzwerk warnt frühzeitig vor Gesundheitsgefährdungen durch die Umwelt
Die Ergebnisse eines von der EU finanzierten Projekts, bei dem versucht wird, Warnungen vor Umweltgefahren über verschiedene Kommunikationskanäle an gefährdete Personen zu übermitteln, zeigen ein bemerkenswertes Potential und haben großes Interesse geweckt, erklärt Viviane Reding, EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien. Bei der Präsentation des Projekts auf einer Pressekonferenz am 21. Februar erklärte Reding, dass die Ergebnisse des Projekts APNEE eingesetzt worden seien, um einen Vorschlag für die EU-Tsunami-Arbeitsgruppe zu machen, der auf dem Weltgipfel zur Informationsgesellschaft im November 2005 in Tunis vorgestellt werden wird. 'Die Ergebnisse des Projekts wurden geprüft und das Interesse ist sehr groß', erklärte die Kommissarin. 'Wir haben das Potential von Mobiltelefonen in einem Katastrophenszenario untersucht. Nun müssen wir mit den Regulierungsbehörden und Mobilfunkanbietern zusammenarbeiten und möchten das Projekt in diesem Sinne gestalten', fügte sie hinzu. Im Rahmen des Projekts APNEE (Air pollution network for early warning and online information exchange in Europe), das unter dem Fünften Rahmenprogramm (RP5) finanziert wird, sind anpassbare Informationsdienste geschaffen und bewertet worden, mit denen europäische Bürger erreicht werden sollen. Diese Dienste nutzen unterschiedliche Informationskanäle, wie z.B. Textmitteilungen an Mobiltelefone und PDAs, WAP (Wireless Application Protocol), das Internet oder elektronische Anzeigetafeln auf der Straße, um Bürger vor Gesundheitsbedrohungen durch die Umwelt zu warnen. Projektkoordinator Thomas Rose vom Institut Fraunhofer FIT in Deutschland erklärte, dass Warnungen vor schädlichen Umweltbedingungen bisher meist über Rundfunk- oder Fernsehkanäle verbreitet worden seien. Über das Radio oder das Fernsehen werde jedoch ein viel größeres Publikum erreicht als der tatsächlich gefährdete Anteil der Bevölkerung. Für nationale und regionale Behörden sei es bisher schwierig gewesen, spezifische Umweltwarnungen oder Ratschläge nur an Menschen in einem bestimmten Gebiet zu übermitteln. 'Mit unserem System', erklärte Dr. Rose, 'werden die betroffenen Menschen frühzeitig mithilfe eines kurzen Informationstextes per SMS benachrichtigt. Sie können dann weitere Informationen über das WAP anfordern, während sie noch unterwegs sind, und schließlich detaillierte Informationen abrufen, wenn ein Internetzugang zur Verfügung steht.' Beim APNEE-Projekt sei die Effizienz verschiedener Kommunikationskanäle untersucht worden, wie z.B. die Frage, welcher Kanal in bestimmten Situationen am besten genutzt werden sollte und wie die Informationen unter Berücksichtigung regionaler und kultureller Verschiedenheiten am besten präsentiert werden, erklärte Dr. Rose. Anschließend seien die Dienste unter Berücksichtigung der Art der Informationen, des Aufenthaltsorts des Nutzers und der zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle angepasst worden. Die Dienste lassen sich noch weiter anpassen und auf den individuellen Benutzerbedarf zuschneiden, beispielsweise im Falle von persönlichen Gesundheitsrisiken oder Allergien. Im Rahmen des Projekts wurde ein Konzept der 'Zusammenarbeit' entwickelt, um sicherzustellen, dass in jeder der durch das APNEE-Projekt abgedeckten Regionen eine zuverlässige Behörde Daten über die Luftqualität liefert, Forschungsinstitute und Universitäten Modelle zur Vorhersage der Luftverschmutzung betreiben, Technologiepartner Internet- und WAP-Portale sowie Interfaces für die elektronischen Anzeigetafeln einrichten, Mobilfunk- und Internetanbieter die APNEE-Lösung in ihre Portale aufnehmen und Telekommunikationsgesellschaften die Mitteilungen über SMS, MMS und WAP sowie Smart Phones und PDAs verbreiten. Die Nutzung der im Rahmen des APNEE-Projekts entwickelten Verbreitungsplattform für andere Bereiche, in denen zeitnah ortsabhängige Informationen verbreitet werden müssen, stelle den nächsten logischen Schritt dar, schloss Dr. Rose. Das Know-how, wann und wo die verschiedenen Informationskanäle zu nutzen sind, könne eingesetzt werden, um Menschen vor Natur- oder künstlich verursachten Katastrophen wie Waldbränden oder Überschwemmungen zu warnen, angemessene Beratung anzubieten oder Empfehlungen abzugeben, wie reagiert werden soll.