Tekes schlägt Industrie als RP7-Forschungspriorität vor
Die finnische Technologieagentur Tekes hat die Einführung eines völlig neuen vorrangigen Themenbereichs im Siebten Forschungsrahmenprogramm der EU (RP7) gefordert: 'FuE als ein Mittel zur Erneuerung starker, bereits existierender Industrien'. In einem Positionspapier zum RP7 erklärt Tekes, dass nach Ansicht der finnischen Technologieagentur 'die meisten aktuellen RP6-Prioritäten und Themenbereiche für die europäische Zusammenarbeit im Bereich FuE [Forschung und Entwicklung] wichtig und relevant sind. Es werden jedoch neue Standpunkte und Ausrichtungen benötigt, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen FuE in der Zukunft sicherzustellen.' Aus diesem Grund gleicht die von Tekes erstellte Liste der vorgeschlagenen vorrangigen Themenbereiche sehr den aktuell gültigen vorrangigen Themenbereichen im RP6, allerdings ohne den derzeitigen Bereich 'Bürger und Staat', dafür jedoch mit dem Bereich 'Sicherheit und Schutz' und einem vorrangigen Themenbereich Industrie. Der Vorschlag, einen vorrangigen Themenbereich speziell für die Industrie einzuführen, entstand nach einer nationalen Übung zur Entwicklung einer Roadmap für die technologische Entwicklung in Finnland, erklärte Petri Peltonen, Exekutivdirektor von Tekes mit Zuständigkeit für internationale Netzwerke. Zu den Ergebnissen dieser Übung zählte, dass es natürlich wichtig ist, neue Technologien zu entwickeln, dass es jedoch genauso wichtig ist, sicherzustellen, dass existierende Industrien sich mithilfe technologischer Mittel fortwährend selbst auf den neusten Stand bringen, erklärte Peltonen gegenüber CORDIS News. Die Globalisierung bedeute, dass jede Industrie ihre Produktivität und ihren Mehrwert erhöhen müsse, wenn sie international wettbewerbsfähig sein wolle. Obgleich der Einsatz dafür, das bestimmte vorrangige Themenbereiche in die EU-Programme aufgenommen werden, oft von nationalen oder sektorspezifischen Interessen geleitet werde, würde ein Schwerpunkt auf die Neubelebung bestehender Industrien durch FuE allen EU-Mitgliedstaaten zugute kommen, die jeweils in bestimmten Industriesektoren Herausforderungen zu bewältigen haben. 'Wir besitzen eine starke nationale Innovationspolitik und Europa braucht ein starkes europäisches Innovationssystem. Diese Konzepte müssen sich ergänzen, nicht überlappen, und so die Wettbewerbsfähigkeit auf europäischer Ebene stärken', erklärte Peltonen. In den ersten Vorschlägen für das nächste Rahmenprogramm gibt es klare Bestimmungen für die Industrie, insbesondere Vorschläge für Technologie-Initiativen und Technologieplattformen. Obgleich diese ein 'wichtiges neues Konzept darstellen, das auf den Bedarf bestimmter Industrien ausgerichtet ist', hat Peltonen persönlich Bedenken, dass Lücken in denjenigen Industriesektoren hinterlassen werden, in denen keine Plattformen gebildet werden. In der Vergangenheit war Finnland in den Rahmenprogrammen sehr erfolgreich und hat viele Jahre lang reinen Nutzen von dem Programm gehabt. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist es Finnland zudem gelungen, sein Maß an industrieller Beteiligung während des gesamten RP6 zu halten. Das Positionspapier von Tekes zeigt jedoch, dass das Land nichts als selbstverständlich hinnimmt. Finnlands größte Erfolge waren im Bereich der Technologien der Informationsgesellschaft zu verzeichnen. Im Positionspapier wird die Bedeutung der Kontinuität zwischen dem RP6 und dem RP7 in diesem Bereich betont und vorgeschlagen, dass sämtliche strategischen Ziele aus den wichtigsten RP6-Ausschreibungen im RP7 beibehalten werden sollten. Darüber hinaus würde das Tekes die Aufnahme von nach Ansicht der Agentur 'strategischen Themen' begrüßen. Diese umfassen übergreifende Forschung, Netzwerkzugang und -sicherheit, e-Inclusion, durchdachte Ansätze für e-Commerce, reibungslose Kommunikation, Robotik und eingebettete Energie-Angelegenheiten. In Bezug auf den Bereich der 'Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Medizin' schlägt Tekes vor, die einzelnen Bereiche dieses vorrangigen Themenbereichs zu vertiefen, um den derzeitigen Forschungsbedarf zu erfüllen. Systembiologie, Bioprozesstechnologie und 'Biotechnologie in Verbindung mit Informationstechnologie' sollten alle in das RP7 aufgenommen werden, so Tekes. Gemäß den Vorschlägen der Agentur für den vorrangigen Themenbereich 'Nanotechnologie, neue Werkstoffe und Prozesse' soll dieser erweitert werden und zusätzlich Holzchemie, neue Werkstoffe für gemeinnützige Zwecke und Elektronik, Bioprozesse, nanostrukturierte Weichmaterialien, Nanobiomaterialien und Geräteintegration sowie neue Verfahren für die Reinigung von Objekten in Nanogröße umfassen. 'Raum- und Luftfahrt' stellt die vierte Priorität von Tekes dar, gefolgt von 'Lebensmittelqualität und -sicherheit'. Bei letzterem Bereich soll der Schwerpunkt gemäß dem Positionspapier auf vier Gebieten liegen: Lebensmittel und Gesundheit, Lebensmittelsicherheit, Bioprozesse und aktive Verpackung. Nach Ansicht von Tekes wurde den Umwelttechnologien im RP6 zu wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht. Der vorrangige Themenbereich der Agentur für diesen Bereich trägt daher den Titel: 'Nachhaltige Energie und Umwelttechnologien (nicht-nuklear)'. Im Positionspapier wird der Bedarf angeführt, weitere Forschung in Bereichen wie Technologien zur Erhöhung der Energieleistung, neue 'grüne' innovative Produkte und Verfahren, Wasserversorgungs- und Hygienetechnologien sowie Abschwächungstechnologien für verkehrsbedingte Umweltfolgen wie z.B. Schadstoffemissionen und Lärm zu fördern. Die Kommission hat vorgeschlagen, die Sicherheitsforschung als spezifischen vorrangigen Themenbereich zum ersten Mal im RP7 zu fördern. Dieser Schritt wird von Tekes begrüßt, obgleich die Agentur ein erweitertes Konzept befürwortet, das die Sicherheit der lebenden Umwelt, Zuverlässigkeit sowie das Risikomanagement in global tätigen Unternehmen umfasst. 'Dieser Standpunkt beruht auf der Strategie von Tekes, die Sicherheit der Gesellschaft als Ganzes zu berücksichtigen. Diese umfasst nicht nur Bürger und den öffentlichen Sektor, sondern auch europäische Unternehmen, die aktuell in einer globalisierten und vernetzten Welt vor großen Herausforderungen stehen', so das Positionspapier. Peltonen stellte das Positionspapier von Tekes am 3. März in Brüssel Vertretern der Generaldirektionen GD Forschung und GD Unternehmen und Industrie vor. Die wichtigsten Punkte wurden nach Ansicht von Peltonen positiv aufgenommen, doch kann nur die Zeit zeigen, ob die Kommission sie bei der Ausarbeitung ihrer Vision für das RP7 berücksichtigen wird. Der Vorschlag der Kommission soll Anfang April veröffentlicht werden.
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