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Negotiating early job-insecurity and labour market exclusion in Europe

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Wenn die Jugend aktiv wird, hat Beschäftigungsunsicherheit weniger Folgen

Junge Erwachsene nutzen aktiv die Ressourcen, die Ihnen zur Verfügung stehen, um Beschäftigungsunsicherheit und drohende langfristige Arbeitslosigkeit zu überwinden. Die Chancen stehen dabei nicht für alle gleich – Forscher haben jetzt wichtige Unterschiede sowohl innerhalb eines Landes als auch zwischen verschiedenen Ländern aufgezeigt.

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Dass einzelne Menschen vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden, ist kein neues Problem. Aber seit der Krise 2008 und der darauf folgenden Finanzkrise fand bei vielen, was die Bewertung dieser Faktoren und Themen angeht, ein Umdenken statt. Das EU-finanzierte Projekt NEGOTIATE bietet neue geschlechtsspezifische und vergleichende Informationen über die Folgen früher Beschäftigungsunsicherheit. Bei der Untersuchung wurden die Maßnahmen (aktives Handeln) berücksichtigt, die junge Menschen ergreifen, um diesen Folgen entgegenzuwirken. „Solche Maßnahmen können sein, dass sie ihre eigenen Fähigkeiten oder die ihrer Familie oder Bekannten einsetzen, um Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern aufzunehmen, oder dass sie Leistungen und Unterstützung von der Arbeitsagentur oder dem Sozialamt in Anspruch nehmen“, erklärt Projektkoordinator Professor Bjørn Hvinden. In anderen Fällen gehen sie nochmal zur Schule, finden Möglichkeiten, um ihre Fähigkeiten auszubauen, oder ziehen an einen Ort, an dem es mehr freie Stellen gibt, vielleicht sogar über die Staatsgrenzen hinaus. Die Forschung basierte auf Analysen, die bestehende umfangreiche vergleichende statistische Datensätze mit originären qualitativen Daten aus 211 Interviews zum Lebenslauf kombinieren, die in sieben Ländern geführt wurden. Diese Interviews ergaben ein besseres Bild vom Handeln der jungen Menschen sowie den langfristigen Konsequenzen früher Beschäftigungsunsicherheit und brachten neue Erkenntnisse zu der „Narbenbildung“, die dabei auftritt. Der Begriff umfasst gesunkene Aussichten auf eine Stelle, den vollständigen Ausschluss von bezahlter Arbeit, verschlechtertes Wohlbefinden oder sogar langfristige Gesundheitsprobleme. Die üblichen „Verdächtigen“ Bestimmte Gruppen der jungen Erwachsenen haben größere Probleme zu überwinden, wenn sie aktiv werden wollen. Laut NEGOTIATE sind junge Frauen, Kinder aus Haushalten mit schlechten sozioökonomischen Verhältnissen und geringer Bildung sowie junge Menschen aus ethnischen Minderheiten dabei besonders bedroht. Bei der Erforschung der Dynamik von Narbenbildung in verschiedenen Nationen und Institutionen zeigten sich deutliche Unterschiede in den Mustern der Narbenbildung zwischen Ländern sowie signifikante Unterschiede innerhalb eines Landes je nach Bildung und Geschlecht. Die Projektpartner betrachteten auch einen anderen Aspekt der Narbenbildung, nämlich wie Arbeitgeber Bewerber für eine Stelle einschätzen. Eine Studie zeigte, dass für Arbeitgeber in Bulgarien und Griechenland lange Phasen der Arbeitslosigkeit in den Lebensläufen der Bewerber keine große Rolle spielten, dass aber Arbeitgeber in Norwegen und Schweden Erfahrung mit Arbeitslosigkeit strenger bewerteten. Anderen Ergebnissen zufolge bestrafen Personalverantwortliche Bewerber, die lange dequalifizierende Arbeiten gemacht haben – also wenn ein Arbeiter seine bis dato erworbenen Qualifikationen weder nutzt noch weiterentwickelt. Verbesserte politische Maßnahmen können aktives Handeln und Beschäftigungssicherheit steigern Die allerwichtigste Erkenntnis des Projekts bezieht sich auf die Auswirkungen einer Reihe von Faktoren der Narbenbildung bei jungen Erwachsenen. „Doch ich möchte betonen“, so Hvinden, „dass die Auswirkungen solcher Faktoren nicht universell sind, sondern bestimmten Bedingungen unterliegen.“ Da kontextuelle Faktoren derart wichtig sind, kann es keinen einzelnen Ansatz geben, der für ganz Europa oder all seine Regionen angewendet werden kann. Sowohl die Politik auf EU-Ebene als auch auf Länderebene kann aus den Ergebnissen wichtige Schlüsse ziehen. Die nationalen Arbeitsvermittlungsstellen müssen umsichtig prüfen, welche Maßnahmen oder Maßnahmenkombination für den jeweiligen Einzelfall am passendsten ist, indem sie frühere Fähigkeiten und Berufserfahrung sowie die aktuelle Arbeitsmarktlage des jeweiligen Landes berücksichtigen. Ein weiterer Ansatzpunkt ist das kaum genutzte Potenzial für einen politischen Lernprozess sowie den Austausch bewährter Praktiken zwischen den Mitgliedstaaten im Rahmen der europäischen Beschäftigungsstrategie. Außerdem „muss die EU in den Mitgliedstaaten mehr für das Gleichgewicht zwischen angebots- und nachfrageorientierten Maßnahmen tun“, betont der Professor. Verbreitung der Ergebnisse – in den Ländern und der ganzen EU Verschiedene Forscherteams haben sowohl in englischen als auch anderssprachigen Medien Buchkapitel beigesteuert sowie Artikel in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht, die von Experten begutachtet werden. Als Abschluss wird das Team aus NEGOTIATE zwei englischsprachige Sammelbände veröffentlichen: „Youth unemployment and job insecurity in Europe: Problem, risk factors and policies“ und „Negotiating early job insecurity: Well-being, scarring and resilience of European youth“. Die Forscher aus NEGOTIATE haben mit Vertretern von Entscheidungsträgern und anderen Interessengruppen mögliche Anpassungen politischer Maßnahmen auf Basis ihrer Erkenntnisse sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene diskutiert. Begleitveranstaltungen waren unter anderem Treffen zur Informationsverbreitung und Treffen von Interessengruppen, Konferenzen und Fernsehdebatten. Die Forscher gehen davon aus, dass die Projektergebnisse „auch auf die zukünftige Forschung zu Jugendarbeitslosigkeit und Prekariat sowie die kurz- und langfristigen Konsequenzen früher Beschäftigungsunsicherheit Einfluss haben werden.“

Schlüsselbegriffe

NEGOTIATE, Beschäftigungsunsicherheit, Arbeitsplatz, Arbeitsmarkt, Jugendarbeitslosigkeit, dequalifizierende Arbeit

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