Skip to main content
Weiter zur Homepage der Europäischen Kommission (öffnet in neuem Fenster)
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-03-01

Article available in the following languages:

Von "Wissenschaft und Gesellschaft" zu "Gesellschaft in der Wissenschaft" durch das ISSNET-Netzwerk

Science Shops werden definiert als "eine Einrichtung, die unabhängige, partizipatorische Forschungsunterstützung als Reaktion auf von der Zivilgesellschaft geäußerte Anliegen liefert". Heute wird das Konzept in zahlreichen europäischen Ländern von Dänemark bis Spanien und von ...

Science Shops werden definiert als "eine Einrichtung, die unabhängige, partizipatorische Forschungsunterstützung als Reaktion auf von der Zivilgesellschaft geäußerte Anliegen liefert". Heute wird das Konzept in zahlreichen europäischen Ländern von Dänemark bis Spanien und von Frankreich bis Rumänien umgesetzt. Die ersten Science Shops entstanden aus der Studentenbewegung und der Gegenkultur Anfang der 1970er Jahre in den Niederlanden, als eine Gruppe niederländischer Chemiestudenten beschloss, ihre Fachkenntnisse zu nutzen, um nicht gewerbsmäßigen Kunden bei der Lösung wissenschaftlicher Probleme zu helfen. Seither haben die Science Shops ganz Europa erobert und das Konzept wurde angepasst und weiterentwickelt, um den spezifischen lokalen Bedürfnissen gerecht zu werden. Trotz ihrer internationalen Dimension bleiben die Science Shops jedoch im Wesentlichen lokale Organisationen. Aber um ihre begrenzten Ressourcen optimal zu nutzen, zum Entstehen neuer Science Shops beizutragen und eine effektive Stimme für die lokalen Gemeinschaften, die sie in der Forschungsdebatte vertreten, bereitzustellen, war die Europäische Kommission der Ansicht, dass eine Art von Vertretung auf europäischer Ebene erforderlich sei. Als Ergebnis richtete sie das Netzwerk "Improving Science Shop Networking" (ISSNET) mit einer Beihilfe von 400.000 Euro unter dem Teilprogramm "Potenzial an Humanressourcen" des Fünften Rahmenprogramms (RP5) ein. CORDIS-Nachrichten sprach mit dem ISSNET-Koordinator Caspar de Bok von der Universität Utrecht in den Niederlanden und bat ihn, ausführlich auf die Rolle der Science Shops und den Zweck des ISSNET-Netzwerks einzugehen. "Unsere Aktivitäten zielen auf die Einrichtung eines internationalen Netzwerks ab, sowohl durch unsere Website und Veröffentlichungen [die unter dem Titel "Living Knowledge" ("Lebendiges Wissen") erscheinen] als auch durch Pilotaktionen, um die lokalen Akteure zusammenzubringen, um ihre Aktivitäten zu erweitern", so Dr. de Bok. Durch solche Anstrengungen verbreite sich das Science-Shop-Konzept und stelle sicher, dass mehr Menschen Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen haben. "Es gibt ein partizipatorisches Element in Bezug auf die Science Shops, die Forschung in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaftsgruppe in allen Phasen durchführen, nicht erst am Ende durch Verbreitungsaktivitäten", erklärte Dr. de Bok. Um ein Beispiel anzuführen: Der Science Shop Wien in Österreich wurde von einer alleinerziehenden Mutter angesprochen, die kurz davor war, ihr Hochschulstudium abzubrechen, da sie nicht gleichzeitig ihr Arbeitspensum und die Pflichten der Kinderbetreuung bewältigen konnte. Dies veranlasste den Science Shop zur Einleitung einer Studie über die Bedingungen alleinerziehender Mütter an den Hochschulen in Wien. "Die Forschung ergab, dass ein Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, mehr finanzielle Unterstützung und angepasste Stundenpläne an den Hochschulen erforderlich sind, um den Anforderungen studierender [Mütter] gerecht zu werden", sagte Teammitglied Regina Reimer. Die Ergebnisse veranlassten die Regierung, Maßnahmen zur Verbesserung der Bedingungen für alleinerziehende Mütter zu ergreifen, und leiteten ähnliche Forschungsarbeiten in anderen Teilen des Landes ein. Während solche Aktivitäten zweifellos der lokalen Gemeinschaft dienen, ist Dr. de Bok ebenfalls bestrebt, den Mehrwert zu unterstreichen, den sie für die Wissenschaftsgemeinschaft bieten, die zunehmend darauf bedacht ist, ihre Arbeit für gewöhnliche Menschen relevant zu machen. "Wenn die Wissenschaftler von Anfang an über die Ansichten der Öffentlichkeit informiert sind, können sie diese während ihrer Forschung berücksichtigen", sagte er. Am 11. März vertrat Dr. de Bok das ISSNET-Netzwerk auf einer Konferenz der Kommission zu Wissenschaft und Gesellschaft in Brüssel. "Die Science Shops sind kleine Einrichtungen. Daher ist das Netzwerk wichtig für die Schaffung von kritischer Masse, d. h. um sie bei einer Veranstaltung wie dieser zu vertreten", sagte er gegenüber CORDIS-Nachrichten. Vorausschauend sagt Dr. de Bok, dass er idealerweise sehen möchte, dass das ISSNET eine Rolle bei der Einführung neuer Forschungsthemen in die EU-Agenda spiele, die sich aus den Bedürfnissen lokaler Gemeinschaften ergeben. "Im RP7 wünschen wir uns, dass Vertreter der Zivilgesellschaft an der Erstellung der Agenda beteiligt werden [...] mit ausreichender Unterstützung für eng umgrenzte sowie für breit gefasste Themen. In Wissenschaft, Forschung und der Agenda von Lissabon beispielsweise sollte die Wirtschaft nicht immer die führende Rolle spielen - wir müssen auch ein Auge auf das soziale Kapital werfen." Die Unterstützung von der Kommission, insbesondere die finanzielle, habe sicherlich dazu beigetragen, die Tore für die Science Shops zu öffnen, sagt Dr. de Bok. "Ich denke, die Kommission bewegt sich in die richtige Richtung, und ich sage dies nicht bloß, weil es das ist, was die Kommission hören will. Es begann mit Wissenschaft und Gesellschaft, entwickelte sich zu Wissenschaft in der Gesellschaft und entwickelt sich jetzt in Richtung Gesellschaft in der Wissenschaft auf der Grundlage von Zusammenarbeit und Partnerschaft." Rainer Gerold, Direktor für Wissenschaft und Gesellschaft bei der GD Forschung der Kommission, bestätigt: "Anerkennung der entscheidenden Rolle, die die Science Shops in der lokalen Gemeinschaft bei der Erhöhung von wissenschaftlichem Zugang und Bewusstsein spielen: Die Europäische Kommission hat zur Entwicklung dieser Bewegung und zum Erreichen der kritischen Masse beigetragen. Durch Beseitigung der Schichten, die Wissenschaft und Gesellschaft trennen, tragen die Science Shops dazu bei, den Weg in Richtung 'Wissenschaft für die Gesellschaft' und 'Gesellschaft für die Wissenschaft' zu ebnen." Dr. de Bok ist ebenfalls der Meinung, dass die Verbesserung der lokalen Beteiligung an der Forschung von entscheidender Bedeutung ist, erkennt aber auch, dass die Kommission dies nicht alleine tun kann. "Hierfür sind Vermittler wie das ISSNET-Netzwerk und andere erforderlich. Wenn Interaktionen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft diskutiert werden, werden immer noch viele traditionelle Ideen vorgebracht - Wissenschaftswochen, Wissenschaftsmuseen usw. Diese sind wichtig, aber wir brauchen auch die tatsächliche Beteiligung der Gesellschaft an der Wissenschaft der EU." Es scheint, dass Science Shops mit ihren idealistischen Ursprüngen und ihrem kooperativen Ansatz eine entscheidende Rolle in diesem Prozess spielen werden.

Mein Booklet 0 0