US-Repräsentantenhaus für öffentliche Finanzierung der Stammzellenforschung
Das Unterhaus des US-Kongresses, das Repräsentantenhaus, hat für einen Gesetzesentwurf gestimmt, der die Beschränkung der öffentlichen Finanzierung von embryonaler Stammzellenforschung aufhebt. Damit ist die Konfrontation mit dem Mann unvermeidlich, der 2001 diese Beschränkung der öffentlichen Finanzierung durchgesetzt hatte: US-Präsident George W. Bush. Er hat bereits angekündigt, er werde sein Veto gegen den Gesetzesentwurf einlegen, falls dieser auch vom Oberhaus des US-Kongresses, dem US-Senat, gebilligt wird. 238 Abgeordnete stimmten für den Entwurf, 194 dagegen. Das bedeutet, dass die Zweidrittel-Mehrheit nicht erreicht wurde, die benötigt wird, um sich über ein Veto des Präsidenten hinwegzusetzen. Falls Bush tatsächlich sein Veto einlegt, wird es das erste seiner Amtszeit sein. Alle jüngeren diesbezüglichen Äußerungen des Präsidenten weisen jedoch darauf hin, dass er durchaus bereit ist, von seinem Präsidentenprivileg Gebrauch zu machen, wenn es darum geht, einen Gesetzesentwurf zu kippen, den er für "einen Fehler" hält. "Mit diesem Gesetzesentwurf würden wir eine kritische ethische Grenze überschreiten und weitere Anreize für die fortdauernde Zerstörung von entstehendem menschlichen Leben schaffen", sagte Bush vor der Abstimmung am 24. Mai. "Diese Grenze zu überschreiten, das wäre ein großer Fehler". Während der Abstimmung, die der Debatte vorausging, plädierte der republikanische Abgeordnete Charlie Bas für den Entwurf. Er drängte seine Kollegen, sich auf die Behandlungen und Heilmittel zu konzentrieren, die sich aus der embryonalen Stammzellenforschung entwickeln könnten. "Dass sich Amerika aufgrund eines moralischen Prinzips der fundierten wissenschaftlichen Forschung unter der Schirmherrschaft des National Institute of Health entzieht und sie verbietet, das halte ich für unzumutbar", sagte er. Mehrere Abgeordnete, die gegen das Recht auf Abtreibung sind, haben aufgrund der medizinischen Fortschritte, die die Stammzellenforschung zu versprechen scheint, für den Gesetzesentwurf gestimmt. "Wer kann behaupten, dass die Verlängerung des Lebens nicht pro-life ist?", fragte die republikanische Abgeordnete Jo Ann Emerson, die ihren eigenen Worten nach ein "perfektes" pro-life-Zeugnis hat. "Ich muss meinem Herzen folgen und habe für den Entwurf gestimmt." Die Gegner des Gesetzesentwurfes argumentieren jedoch, dass es noch zu beweisen sei, ob die Stammzellenforschung tatsächlich Heilmethoden entwickelt, und sogar falls dem so wäre, wäre es falsch, diese Art von Forschung mit Steuergeldern zu finanzieren. "Im Leben von Menschen und Nationen gibt es Fehler, die man nicht rückgängig machen kann", sagte Tom DeLay, der Führer der republikanischen Mehrheitsfraktion im Repräsentantenhaus. "Wenn wir dem kleinen Embryo auch nur ein bisschen Respekt und Würde zugestehen, dann können wir nicht guten Gewissens Steuergelder nehmen, um ihn zu töten." Ein Termin für die Abstimmung im Senat steht noch nicht fest, aber Berichten zufolge gerät der republikanische Führer im Oberhaus, Bill Frist, unter Druck, damit er die Debatte schon bald ansetzt. Zwischenzeitlich drängen DeLay und Bush auf die Annahme eines getrennten Gesetzesentwurfes, der öffentliche Finanzmittel für die Forschung an Stammzellen aus Nabelschnurblut und an adulten Stammzellen vorsieht. Dieser Entwurf wurde im Repräsentantenhaus bereits mit 431 zu 1 Stimme angenommen.
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