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Monasteries as Institutional Powers in Late Antique and Early Islamic Egypt: Evidence from Neglected Coptic Sources

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Neue Erkenntnisse über die Rolle koptischer Klöster in der Wirtschaft des spätantiken Ägyptens

Ein EU-Projekt, das Hinweise auf koptische Klöster im Niltal untersucht hat, hat tiefere Einblicke in die Wirtschaft des spätantiken Ägyptens (fünftes bis achtes Jahrhundert) geliefert.

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Klöster waren seit den Anfängen des Christentums in Ägypten ein wichtiger Bestandteil der dortigen Landschaft, wobei Aufzeichnungen hauptsächlich in der koptischen Sprache angefertigt wurden. Obwohl es noch viele bestehende Klöster gibt und deren Bedeutung innerhalb der früheren Machtstrukturen durchaus bekannt ist, wurde ihr Einfluss auf das Verwaltungs- und Wirtschaftssystem früherer Zeiten bisher kaum erforscht. Ihre Rolle in diesen Bereichen wurde größtenteils übersehen, weil die Primärquellen entweder schwer zugänglich waren oder nicht genug Interesse auf sich gezogen haben. „Das Material ist nur für Spezialisten lesbar, die mit der koptischen Sprache arbeiten, und die interessieren sich oft eher für religiöse oder literarische Texte als für Verwaltungsdokumente“, erklärt die Forschungsleiterin von MONASPOWER (Monasteries as Institutional Powers in Late Antique and Early Islamic Egypt: Evidence from Neglected Coptic Sources) Dr. Jennifer Cromwell. Belege sammeln MONASPOWER sollte die wirtschaftliche Position koptischer Klöster im spätantiken Ägypten untersuchen und dazu unberücksichtigte Belege aus zwei Quellen nutzen: dem Kloster Apa Thomas in Wadi Sarga und dem Korpus koptischer Sachtexte in der Sammlung der Universität Kopenhagen. „Ich wollte Material bereitstellen, aus dem sich ein realistischeres Verständnis der spätantiken (fünftes bis achtes Jahrhundert) ägyptischen Wirtschaft ergibt, indem ich den Schwerpunkt auf Belege aus koptischen Quellen aus Klöstern im Niltal lege“, sagt die Marie-Curie-Stipendiatin Dr. Cromwell. Briefe, Rechtsdokumente, Konten, Listen, Quittungen, wie sie im Projekt betrachtet wurden, liefern Hinweise auf das tatsächliche Alltagsleben. „Sie geben uns Einblicke in persönliche Beziehungen, Streitigkeiten, Nahrungsmittel, Eigentum, Wohlstand, Gesundheit – Gutes und Schlechtes aus dem echten Leben.“ Für ein klareres Bild nutzte Dr. Cromwell Dokumente, die 1913-1914 bei den Ausgrabungen im Kloster Wadi Sarga in Mittelägypten gefunden wurden. Ein paar hundert kurze Texte wurden 1922 veröffentlicht, aber viele andere eben nicht. Eines der Projektziele war es, den gesamten Korpus zu veröffentlichen und zu untersuchen. Keramikwaren sowie Stücke von Textilien, Terrakottafiguren und Objekte aus Holz, Metall und Knochen wurden ebenso von der Ausgrabungsstätte mitgebracht und sind jetzt Teil der Sammlung des Britischen Museums. Diese archäologischen Aufzeichnungen ergänzten die textlichen Aufzeichnungen, um das Leben im Kloster besser nachvollziehen zu können. „Eines der Ziele war, bei der Arbeit mit diesem Material die Spezialkompetenzen vieler Personen zu kombinieren. Das zeigt wie wichtig gemeinsame Bemühungen sind, wenn potenziell zentrale Informationen nicht vernachlässigt werden sollen“, so Dr. Cromwell. MONASPOWER griff außerdem auf unveröffentlichte Papyrusdokumente in der Kopenhagener Sammlung Papyrus Carlsberg zurück. Als Ergebnis des Projekts wurden hunderte unveröffentlichter koptischer Dokumente übersetzt und werden gerade bei Open Access Journals zur Veröffentlichung eingereicht. Ein nie da gewesener Schwerpunkt Dr. Cromwell ist froh, dass ihre Ergebnisse dank ihrer ganzheitlichen Studie zur wirtschaftlichen Realität koptischer Klöster jetzt auch in breiter angelegten Untersuchungen zur Wirtschaft der antiken mediterranen Welt genutzt werden können. Aus dem Projekt ist außerdem ein Buch über Klosterökonomien in Ägypten, Jordanien und Palästina hervorgegangen. Es ist noch im Begutachtungsprozess, stellt aber die erste Arbeit dar, die diese geografischen Räume kollektiv durch diesen speziellen Blickwinkel betrachtet. Zudem hat MONASPOWER erstmals eine gemischte Gruppe von Spezialisten aus einer Reihe von Fachdisziplinen zusammengebracht. „Der multidisziplinäre Ansatz des Projekts schafft bei diesem Thema neue Perspektiven und stellt Material in den Mittelpunkt, das von Historikern oft übersehen wird – Archäologie (einschließlich theoretischer Ansätze), Kunstgeschichte, Paläobotanik (die Wissenschaft antiker fossiler Pflanzen), griechische Texte, koptische Texte, literarische und nicht-literarische Ansätze“, so Dr. Cromwell. Die Wissenschaftler, die Beiträge für das Buch über Klosterökonomien verfasst haben, haben selbst sehr unterschiedliche Hintergründe, sowohl hinsichtlich der Nationalität (aus ganz Europa, den USA, Ägypten und Israel) als auch der Karrierestufe (Doktoranden, Nachwuchswissenschaftler und Professoren). Dank MONASPOWER ist nun klarer, wie groß der Einfluss koptischer Klöster auf die Wirtschaft des spätantiken Ägyptens war; wobei hervorzuheben ist, dass Klöster eben nicht nur als rein geistliche Einrichtungen verstanden werden sollten, die bestimmte Formen des religiösen Erlebens widerspiegeln. Dr. Cromwell erklärt: „In zukünftigen Untersuchungen zum sozialen und wirtschaftlichen Leben in Ägypten können die Belege aus Klöstern nicht mehr unberücksichtigt bleiben, denn dass würde einen Teil des großen Ganzen auslassen und ein schräges Bild der antiken Welt zeichnen.“

Schlüsselbegriffe

MONASPOWER, koptische Klöster, griechische Texte, koptische Texte, Kloster Wadi Sarga, spätantik, frühislamisches Ägypten

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