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Marokkanische Agrarstrategie zur Förderung von Frauen im ländlichen Raum: Eine Zwischenbilanz

Frauen tragen in den ländlichen Gebieten von Marokko entscheidend zur Nahrungsmittelerzeugung und zur Verwaltung der natürlichen Ressourcen bei. Ihr Leistungspotenzial wird dennoch nach wie vor unterschätzt. Im Rahmen eines EU-finanzierten Stipendiums wurde nun untersucht, ob eine 2008 eingeführte Agrarstrategie marokkanischen Frauen im ländlichen Raum dabei geholfen hat, ihren sozioökonomischen Status zu verbessern.

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Der Plan „Grünes Marokko“ (Plan Maroc Vert, PMV) wurde 2008 ins Leben gerufen, um das Land bei der Entfaltung seines landwirtschaftlichen Potenzials zu unterstützen. Er sieht über einen Zeitraum von 12 Jahren bis 2020 Struktur- und Sektorreformen vor, um mehreren Millionen Marokkanern und Marokkanerinnen im ländlichen Raum ein besseres Leben zu ermöglichen. Die überwältigende Mehrheit dieser Bevölkerungsgruppe ist von der Landwirtschaft abhängig. Mit der alleinigen Unterstützung eines Marie-Skłodowska-Curie-Stipendiums (MSC) untersuchte das EWTEK-Projekt, wie sich der PMV auf die sozioökonomische Entwicklung der Frauen im ländlichen Raum auswirkt. Diese Bevölkerungsgruppe ist in der marokkanischen Gesellschaft nach wie vor schlecht integriert. „Das EWTEK-Projekt sollte vor allem beurteilen, ob Frauen ihren wirtschaftlichen und sozialen Status vor dem Hintergrund der neuen wirtschaftlichen Richtlinien im Rahmen des PMV verbessern konnten“, erklärt die Stipendiatin Dr. Bernadette Montanari. Hierarchische Politik lässt Zielgruppen außen vor Die interdisziplinäre Studie baute auf Erkenntnissen aus der Ethnobiologie, Geographie sowie aus Entwicklungsstudien auf. Zunächst wollte ETWEK herausfinden, welche Hauptbeweggründe bei der Festlegung der Gleichstellungsmaßnahmen durch die marokkanische Regierung den Ausschlag gaben. Anschließend untersuchte das Team, welche Schlüsselfaktoren und Bedingungen des PMV eine positive Auswirkung auf den sozialen Status und die wirtschaftliche Entwicklung von Frauen hatten. Mit diesem kombinierten Ansatz konnten die Forscher die regionalen Anforderungen auf Makro- und Mikroebene im Kontext von Top-down-Richtlinien eingehend analysieren. So stellte Dr. Montanari beispielsweise fest, dass trotz der eingeführten Maßnahmen zur angeblichen Förderung der sozioökonomischen Entwicklung, „viele Frauen nicht an den Initiativen teilnehmen konnten“. Dies hatte verschiedene Gründe, unter anderem „mangelnde Beratung, Analphabetismus, die jeweiligen partizipativen Ansätze sowie geografische Isolation“. Zudem waren selbst Frauen, die an den Initiativen teilnehmen konnten, trotz der bestehenden Maßnahmen zur angeblichen Gleichstellung der Geschlechter und Machtgleichstellung lediglich als Arbeitskräfte beteiligt. Sie wurden „der Leitung gebildeterer Menschen unterstellt und arbeiteten teilweise sogar ohne Vergütung“, erklärt die Stipendiatin. Zuletzt beschäftigte sich EWTEK noch mit der Frage, ob das traditionelle ökologische Wissen marokkanischer Frauen als Hebel zur Unterstützung einkommensschaffender Maßnahmen und zur Förderung der sozioökonomischen Entwicklung genutzt wurde. Laut den Ergebnissen wurde dieses Wissen zwar bereitwillig integriert und war unverzichtbar für die Entwicklung von Produkten aus natürlichen Ressourcen, für die Maschinen kein tauglicher Ersatz sind, wurde aber dennoch nicht wertgeschätzt. Wie Dr. Montanari ausführt, hätten „die Verantwortlichen bzw. die kommunalen Gebietskörperschaften den Wert dieser traditionellen Verfahren nicht gewürdigt“. Die Bedeutung von sozialen Normen und kulturellem Kontext Die Arbeit des Projekts „leistet einen Beitrag zum besseren Verständnis der Armut auf dem Land und der Faktoren, die daran beteiligt sind, dass Gemeinden sozioökonomisch ausgegrenzt bleiben“, so Dr. Montanari. Die Forschungsergebnisse belegen zudem, wie schwierig und komplex es sich gestaltet, Top-down-Richtlinien in isolierten Gemeinden umzusetzen. Die MSC-Stipendiatin betont noch eine weitere bedeutende Erkenntnis aus der Forschungsarbeit von EWTEK: „Erfolgreiche Entwicklungsinitiativen sind nur möglich, wenn die individuellen Eigenschaften, sozialen Normen und der kulturelle Kontext der jeweiligen Gemeinden integrativ berücksichtigt werden.“ Die Arbeit und Ergebnisse von EWTEK wurden bereits an Universitäten, auf internationalen Symposien und bei Diskussionsrunden in den Niederlanden, Kanada, Indien, Mexiko, Marokko, Nicaragua und den USA vorgestellt. Die Stipendiatin trug mit einem Kapitel mit dem Titel „Gendered sphere of traditional knowledge in Morocco“ zu einer Fachpublikation bei und war als Mitverfasserin für zwei Artikel zu den Projektergebnissen verantwortlich, die derzeit begutachtet werden. Während des EWTEK-Projekts verfasste Dr. Montanari außerdem ein Dossier, gab ein Seminar zu Ethnobotanik und Entwicklung an der Mizoram University und hielt eine Vorlesung an der Lucknow University in Indien. Dr. Montanari widmet sich auch weiterhin Initiativen, die Frauen auf dem Land dabei helfen sollen, soziales Unternehmertum in der Gemeinde zu entwickeln. In einem bevorstehenden Projekt wird sie eine vergleichende Studie dazu durchführen, wie es Frauen in ländlichen Regionen von vier Ländern auf drei Kontinenten gelingt, dieses Ziel zu verwirklichen.

Schlüsselbegriffe

EWTEK, Frauen in ländlichen Gebieten, Marokko, sozioökonomische Entwicklung, natürliche Ressourcen, Plan „Grünes Marokko“, Gleichstellungsmaßnahmen, traditionelles ökologisches Wissen

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