Belgische und britische Forscher arbeiten gemeinsam an der Entwicklung eines universalen Grippeimpfstoffs
Ein belgisches Forschungsinstitut und ein britisches Pharmaunternehmen arbeiten zusammen, um einen neuen, universalen Impfstoff gegen Grippe zu entwickeln, der im Fall einer um sich greifenden Pandemie größeren Schutz bietet. Wissenschaftler des Flämischen Interuniversitären Instituts für Biotechnologie (VIB) führten zunächst die Forschung durch, auf der der neue Impfstoff basiert. Nun arbeiten sie mit dem im VK ansässigen Pharmaunternehmen Acambis zusammen, um die Entwicklung über die präklinische Phase hinaus fortzuführen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden zwischen zehn und 20 Prozent der Weltbevölkerung jedes Jahr mit Grippe infiziert, wobei 250.000 bis 500.000 Todesfälle jährlich auftreten. Die Impfung bietet die beste Schutzmethode, doch ein Merkmal des Grippevirus ist, dass es seine Oberfläche graduell verändert und so für bei früheren Infektionen oder Impfungen im Körper aufgebaute Antikörper "unsichtbar" wird. Veränderte Stämme können so leicht eine neue Epidemie auslösen. Derzeit bestimmt die WHO jedes Jahr, welche drei Grippeviren am ehesten im kommenden Winter eine Epidemie auslösen könnten, und diese werden dann zur Produktion eines Impfstoffs verwendet. Da fast jedes Jahr neue Stämme auftauchen, müssen die Impfungen jedoch jährlich wiederholt werden, um die Möglichkeit, Grippe zu bekommen, um etwa 80 Prozent zu reduzieren. Unter der Leitung von Walter Fiers wurde der neue Impfstoff von Forschern des VIB entwickelt, die mit der Universität Gent assoziiert sind. Er unterscheidet sich von anderen darin, dass er auf die M2e-Domäne des Grippevirus abzielt. Diese Domäne bleibt überwiegend erhalten, selbst nachdem das Virus sich verändert hat, und ist in fast allen menschlichen Stämmen identisch. Ein M2e-Impfstoff böte daher Schutz vor allen Grippe-Varianten und müsste nicht jährlich verabreicht werden. Damit wäre im Fall einer Pandemie ein sehr viel größerer Schutz gewährleistet. Professor Fiers äußerte sich wie folgt: "Die Struktur von M2e ist in allen bekannten Grippeviren, die zwischen Menschen übertragen werden, fast identisch. Wir stellten fest, dass der M2e-Impfstoff vollständigen Schutz vor Grippe bietet, ohne dass es bei Mäusen zu Nebenwirkungen kommt. Auf diese Weise ist eine Impfung gegen alle menschlichen Grippeviren möglich, nicht nur gegen Viren, die jedes Jahr wiederkehren, sondern sogar gegen zukünftige Epidemien. Durch unsere Zusammenarbeit mit Acambis können wir die Entwicklung dieses viel versprechenden Impfstoffs fortsetzen." Ein weiteres Merkmal des neuen Impfstoffs ist, dass, anders als bei den derzeitigen Impfstoffen, die durch die Entnahme von Proteinen aus im Labor gezüchteten Viren produziert werden, der aktive Bestandteil in M2e durch Verwendung von Bakterien hergestellt wird. Damit wird das Produktionsverfahren effektiver, sicherer und kostengünstiger. Gordon Cameron, CEO von Acambis, erklärt: "Der Mangel an Influenza-Impfstoffen in jüngster Zeit hat auf die Unzulänglichkeiten derzeitiger Grippeimpfstoffe und deren Herstellungsmethoden aufmerksam gemacht. Durch die Zusammenarbeit mit dem VIB haben wir die Chance, den ultimativen Impfstoff zu entwickeln, der Schutz vor allen Arten von Grippeviren bietet und die jährliche Neuherstellung des Impfstoffs reduziert." Äußerst beunruhigend ist die Gefahr durch ein neues menschliches Grippevirus mit einer drastisch veränderten Oberfläche - dies kann mehrmals in einem Jahrhundert vorkommen. Bei solchen Epidemien können bis zu 50 Prozent der Weltbevölkerung infiziert werden. Während des letzten großen Ausbruchs - der Spanischen Grippe zwischen 1917 und 1920 - starben 50 Millionen Menschen. Man hofft, dass die derzeitige belgisch-britische Kooperation dazu beiträgt, eine ähnliche Pandemie in Zukunft zu verhindern.
Länder
Belgien, Vereinigtes Königreich