Verheugen: Biotechnologiedebatte muss wissenschaftsbasiert bleiben
Der EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie Günter Verheugen hat sich erneut für eine offene Debatte über die Vorteile der Biotechnologie und die mit diesem Thema verbundenen ethischen Fragen ausgesprochen. Dieser Dialog müsse jedoch wissenschaftsbasiert geführt werden. Verheugen erläuterte die Biotechnologiepolitik der Kommission im Rahmen eines runden Tischs hochrangiger Vertreter, der von EuropaBio, dem europäischen Verband der Bioindustrie, veranstaltet wurde. Damit Europa gegenüber den USA und anderen, aufstrebenden Nationen wettbewerbsfähig werden könne, sei es erforderlich, dass wissensbasierte Branchen wie Biotechnologie im Zentrum des Interesses der Politiken der Kommission stehen. "Mein Ziel ist es sicherzustellen, dass wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Europa zur Innovationsschmiede im Biotechnologiebereich werden kann", so der EU-Kommissar. Des Weiteren führte er die Gebiete an, auf die die Kommission ihre Bemühungen konzentrieren werde, um dieses Ziel zu erreichen. Die Förderung der Innovation und der allgemeinen Wissenschaftsbasis sei ein "Fokus" der Kommission, ebenso wichtig sei es jedoch sicherzustellen, dass die Innovationen praktische Anwendungen hervorbringen, durch die sich Erträge erwirtschaften lassen. Genau darauf ziele das Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) ab, indem es die Innovationsfähigkeit von Unternehmen und Industrie fördert, erläuterte Verheugen. Außerdem nannte Verheugen den Besorgnis erregenden Trend, dass Pharmaunternehmen ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen nach außerhalb von Europa verlagern, als einen der Bereiche, in denen Maßnahmen erforderlich seien. "Diese immer größer werdende Kluft dürfen wir nicht unterschätzen. Wenn wir im Bereich Biowissenschaften Forschungs- und Entwicklungskapazitäten verlieren, wird das im sozialen und wirtschaftlichen Bereich schwerwiegende Folgen für Europa haben", so der EU-Kommissar. Daher bedürfe es einer allumfassenden Strategie für den Biotechnologiebereich, und eine solche Strategie gebe es glücklicherweise schon. Die Biotechnologiestrategie der Kommission, die im Jahr 2002 veröffentlicht wurde, lege den Grundstein für die Anstrengungen Europas zum Aufholen des Entwicklungsrückstands und decke alle Gebiete der Biotechnologie ab - die Bereiche grün, weiß und rot. Gleichzeitig räumte Verheugen jedoch ein, es sei notwendig, sich mit den Bedenken in der Gesellschaft gegenüber der Biotechnologie zu beschäftigen. Daher werde die Kommission im Rahmen ihrer Halbzeitüberprüfung der Strategie im Jahr 2006 eine diesbezügliche Debatte lancieren. "Die Debatte muss jedoch wissenschaftsbasiert bleiben, und wir müssen die Bedenken etwa über GVO objektiv beurteilen und extreme Standpunkte vermeiden. Klarheit und Wissen werden emotionalen Vorurteilen entgegenwirken", erläuterte er. Ferner hob er die Möglichkeit hervor, durch genetisch veränderte Organismen die Ernteerträge zu steigern, die Nachhaltigkeit zu fördern und die Qualität von Lebens- und Futtermitteln zu verbessern. "Wie wir alle wissen, erschweren die öffentliche Meinung und die Standpunkte einiger Mitgliedstaaten Fortschritte in diesem Bereich. [...] Europa muss entscheiden, ob es die Chancen der grünen Biotechnologie dazu nutzen will, um gegenüber Ländern wie den USA, Kanada, Australien, China und Indien wettbewerbfähig zu werden", führte der Kommissar an. "Um die Spitzenposition Europas in der Biotechnologieforschung zu erhalten, werden wir [...] uns für allgemeinere Ziele wie Schaffung höher qualifizierter und besser bezahlter Arbeitsplätze, Förderung des Wirtschaftswachstums und Verbesserung der Handelsbedingungen einsetzen. Um es deutlich zu sagen: Es wird nicht einfach sein, dies zu erreichen, [aber] ich bin davon überzeugt, dass wir der Herausforderung gewachsen sind und letztendlich erfolgreich sein werden", so Verheugen abschließend.