Beratungsunternehmen lobt europäische Finanzierung der Biowissenschaften
Ein EU-Konzept zur Schaffung einer wissensbasierten Wirtschaft gibt den Biowissenschaften Vorrang, so ein neuer Bericht. Der Bericht von Frost & Sullivan, einem weltweiten Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt Wachstum, unterstreicht die Bedeutung eines günstigeren Klimas für sog. high-enabling Technologien wie vergleichende Genomik oder Proteomik, "da sie der strategische Motor sind, der die wirtschaftliche Entwicklung in Europa antreibt". Darüber hinaus werden "Budgetsteigerungen und unterstützende Forschungspolitik ein weiterer wichtiger Motor der biowissenschaftlichen Forschung darstellen und zur Schaffung einer wissensbasierten Wirtschaft bis zum Jahr 2010 beitragen", ist Charanya Ramachandran, Analystin im Bereich Gesundheit bei Frost & Sullivan, überzeugt. Die Untersuchung, auf der der Bericht basiert, konzentriert sich auf drei Länder: das VK, Frankreich und Deutschland. Sowohl die Europäische Kommission als auch die wichtigsten öffentlichen und privaten biowissenschaftlichen Forschungsinstitute dieser drei Länder haben für die Analyse Daten zur Verfügung gestellt. Die öffentlichen Gesamtfinanzmittel dieser drei Länder für die Biowissenschaften für das Jahr 2005 werden auf etwa 5,794 Milliarden Euro geschätzt. Die Verteilung der Mittel verdeutlicht einige Unterschiede zwischen den drei Ländern: Während Initiativen im Bereich Genomik, Proteomik und Systembiologie die Prioritäten des aktuellen Biowissenschaftsbudgets im VK sind, fließen in Deutschland die meisten Mittel in die therapeutische Genomik. In Frankreich wird der Großteil der Forschung von öffentlichen Forschungseinrichtungen in Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Instituten durchgeführt. Der Bericht unterstreicht einen wichtigen Trend in der Finanzierung: Es gibt forschungsratsübergreifende Programme, die als Schnittstelle dienen und der Proteomik- und Postgenomik-Forschung eine neue Dimension verleihen, indem sie die Ko-Finanzierung aus verschiedenen öffentlichen und privaten Quellen unterstützen. "Wichtige Finanzierungsorgane, einschließlich der EU, haben forschungsintensiven Bereichen angemessene Mittel zur Verfügung gestellt, und die Regierungen bemühen sich permanent, technische Innovationen zu verbessern und mehr Kollaborationsprojekte zwischen den Universitäten und der Industrie aufzustellen", bemerkt Ramachandran. Der Bericht analysiert die Entwicklung der durchschnittlichen Ausgaben für Biowissenschaften (einschließlich Grundlagenforschung und Anwendungsforschung in der Genomik zu Therapiezwecken): Die Ausgaben unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) lagen im Jahr 2003 bei 7,61 Milliarden Euro, was 67,4 Prozent der europäischen Gesamtfinanzierung für Biowissenschaften entsprach. Im Jahr 2005 ist dieser Anteil auf 73,1 Prozent gestiegen. Die Analyse unterstreicht, dass die EU besonderes Augenmerk auf Initativen legt, die die Finanzierung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) steigern, um so den Wissenstransfer zu fördern. Diese Strategie, so die Autoren des Berichts, könnte sich schon bald als wesentliches Instrument der Förderung der weltweiten Wettbewerbsfähigkeit Europas in den Biowissenschaften erweisen. Der Bericht lobt explizit einige besondere Aspekte des RP6, zum Beispiel die neuen Instrumente, und weist darauf hin, dass sowohl die Integrierten Projekte als auch die Exzellenznetze genutzt werden können, um viele unterschiedliche Forschungsgebiete umzusetzen. Integrierte Projekte sollen das notwendige Wissen generieren, damit die wichtigsten Fragen der Gesellschaft gelöst werden, wobei das gesamte Spektrum von der Grundlagen- bis zur angewandten Forschung abgedeckt wird. Diese Integrierten Projekte sollen laut Bericht die Kompetenzen in der EU im Bereich globale Biowissenschaften steigern. Diese Strategie wird von den Exzellenznetzen ergänzt, die wissenschaftliche und technologische Spitzenleistungen in einem bestimmten Forschungsgebiet durch die dauerhafte Integration der Forschungskompetenzen der Teilnehmer stärken sollen. In Bezug auf die Fragmentierung der europäischen Biowissenschaftsfinanzierung sehen die Autoren des Berichts, dass "eine deutliche Strategie in Richtung Integration eines Europäischen Forschungsrats entwickelt wird". Manche regionalen Regierungen, so warnt der Bericht, lehnen diesen europaweiten Ansatz ab, da er "unter Umständen die Notwendigkeit mit sich bringt, sich an verschiedene sich ergänzende Ansätze anzupassen, und zu Projekten führt, denen auf nationaler Ebene eine nicht wesentliche Priorität zugewiesen wird". Allgemeine wird der Europäische Forschungsrat jedoch positiv gesehen. Dieser Rat, so die Teilnehmer an der Untersuchung, könne dazu beitragen, dass die Finanzmittel effizienter in neue, sich schnell entwickelnde Forschungsbereiche fließen. Damit entstehe eine neue Komponente der Projektfinanzierung, die ausschließlich auf nicht territorialem europaweitem Wettbewerb beruht.