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Inhalt archiviert am 2023-03-01

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EWS-Bericht: Europas frühe Spitzenposition in der Nanomedizin in Gefahr

Europa nimmt derzeit eine Spitzenposition in der Nanomedizin ein. Dieser neue Technologiebereich kann die Gesundheitsversorgung und die medizinische Forschung potenziell grundlegend verändern, so ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Europäischen Wissenschaftsstiftung (EWS...

Europa nimmt derzeit eine Spitzenposition in der Nanomedizin ein. Dieser neue Technologiebereich kann die Gesundheitsversorgung und die medizinische Forschung potenziell grundlegend verändern, so ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Europäischen Wissenschaftsstiftung (EWS). Der Bericht "Scientific forward look on nanomedicine" fasst die zweijährige Arbeit führender europäischer Experten zusammen. Sie waren von der EWS gebeten worden, den Bereich zu definieren, seine künftigen Auswirkungen auf Medizin und Gesellschaft zu bewerten, die europäischen Stärken und Schwächen zu beschreiben, Empfehlungen für künftige Forschungsprioritäten auszusprechen und die strukturellen Veränderungen zu identifizieren, die notwendig sind, um den europäischen Erfolg sicherzustellen. Vorsitzende des für den Bericht zuständigen Gremiums ist Professor Ruth Duncan von der Cardiff University im VK. Sie beschreibt Nanomedizin als den Einsatz nanoskaliger molekularer Instrumente und molekularer Kenntnisse über den menschlichen Körper zur Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Die extrem geringe Größe der nanomedizinischen Instrumente ermöglicht nicht nur, dass mehrere Objekte mit unterschiedlichen Funktionen auf kleinstem Raum integriert werden können, sondern die nanoskaligen Objekte haben auch einzigartige physische Eigenschaften, die sich von denen größerer Objekte unterscheiden. Bei der Präsentation des Berichts sagte Professor Duncan voraus, dass die Nanomedizin enorme Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung des 21. Jahrhunderts haben wird, und betonte, dass Europa derzeit eine Spitzenposition in Forschungsbereichen wie nanomedizinische Bildgebungsagenten und Medikamentenverabreichungssysteme einnimmt. Eine bestehende kommerzielle Anwendung ist die Verabreichung des Krebsmedikaments Doxorubicin, das in fettigen Nanopartikeln, den so genannten Liposomen, eingeschlossen ist. Dies verlängert die Zirkulation des Medikaments im Körper, wodurch Kosten und Toxizität verringert und die Wirksamkeit erhöht werden. Die an dem Bericht beteiligten Experten waren sich einig, dass Krebs ein Schlüsselforschungsbereich in der Nanomedizin darstellen sollte, da hier hohes Potenzial für neue Therapien vorhanden sei. Die Krebsbehandlung ist jedoch, so der Bericht, nicht der einzige Bereich, der von der Nanomedizin profitieren wird. Sie kann potenziell auch die Behandlung von Arteriosklerose, AIDS, Diabetes und Alzheimer revolutionieren. Der Bericht begrüßt die Tatsache, dass die Fördermittel für die Nanotechnologieforschung in Europa schnell steigen. Professor Duncan und ihre Kollegen warnen jedoch, dass Europa Gefahr läuft, die medizinischen und ökonomischen Vorteile aus den Fortschritten in der Nanomedizin zu verpassen, da die Forschungsergebnisse nur schleppend in klinische Anwendungen umgewandelt werden. Daher spricht der Bericht mehrere Empfehlungen aus, damit Europa an der Spitze der nanomedizinischen Forschung und Innovation bleibt. Dazu gehören der strategische Schwerpunkt auf Nanotherapien für die wichtigsten Krankheiten, die Förderung interdisziplinärer Bildung und Ausbildung in der Nanomedizin, die Entwicklung neuer regulatorischer Ansätze für diese neue Kategorie von Medikamenten und die Sicherstellung, dass Politik, Medien und Öffentlichkeit über die Vorteile und potenziellen Nachteile der Nanomedizin aufgeklärt werden. Bertil Andersson, Präsident der EWS, zeigte sich erfreut über den erfolgreichen Abschluss der ersten Vorschau überhaupt im Bereich medizinische Anwendungen der Nanowissenschaft und Nanotechnologie. Die Umsetzung der Empfehlungen des Berichts, so Andersson, werde sicherstellen, dass Europa seine Spitzenposition in der Forschung und Entwicklung der Nanomedizin behalte und - noch wichtiger - dass dies zu "sinkenden Kosten für die Gesundheitsversorgung und zur schnellen Realisierung medizinischer Nutzen für alle europäischen Bürger führen" werde.