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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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GFS-Modelle bieten neuen Einblick in Maßnahmen zur Koexistenz von Kulturen und Saaten

Ein Konsortium unter der Leitung der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Kommission hat neue Fallstudien zur effektiven Koexistenz von gentechnisch veränderten (GV) und herkömmlichen Kulturen und Saaten auf der Grundlage neuartiger, realer Computermodelle veröffentlicht. ...

Ein Konsortium unter der Leitung der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Kommission hat neue Fallstudien zur effektiven Koexistenz von gentechnisch veränderten (GV) und herkömmlichen Kulturen und Saaten auf der Grundlage neuartiger, realer Computermodelle veröffentlicht. In dem Bericht wird vorgeschlagen, wie Landwirte das zufällige (unbeabsichtigte und unvermeidbare) Vorhandensein von gentechnisch verändertem Material in gentechnisch nicht verändertem Erntegut auf regionaler Ebene mit Hilfe von Simulationen auf der Grundlage tatsächlicher Agrarlandschaften, Wetterbedingungen und landwirtschaftlicher Praktiken verringern können. Die Forschung konzentrierte sich auf die Kultur- und Saatguterzeugung bei Mais, Zuckerrüben und Baumwolle. Als einzige bedeutende GV-Kultur, deren Anbau in der EU genehmigt ist, hat Mais besondere Priorität für die Koexistenzforschung. Für jede Sorte nennt der Bericht die Hauptquellen des zufälligen GV-Materials in herkömmlichen Kulturen, schätzt die Niveaus des zufälligen GV-Materials in der abschließenden Ernte auf der Grundlage verschiedener Landwirtschaftspraktiken und schlägt effektive Agrarmaßnahmen zur Reduzierung der zufälligen Präsenz auf erwünschte Schwellenwerte vor. Für herkömmliche Maiskulturen identifiziert der Bericht drei Hauptquellen für zufälliges GV-Material: Spuren von GV-Saaten in herkömmlichen Saatgutvorräten, Kreuzbestäubung durch benachbarte GV-Felder und Einsatz von Erntemaschinen sowohl auf Feldern mit gentechnisch verändertem Saatgut als auch auf Feldern mit nicht verändertem Saatgut. Durch Simulationen zur Bewertung der Auswirkungen von Kreuzbestäubung haben die Forscher herausgefunden, dass zwei Variablen im Zusammenhang mit der Agrarlandschaft beträchtliche Auswirkungen haben - die relative Anordnung von Feldern mit gentechnisch verändertem und nicht verändertem Saatgut in Bezug auf die dominierende Windrichtung und die relativen Größen der benachbarten Felder mit gentechnisch verändertem und nicht verändertem Saatgut. Die besten Möglichkeiten zur Vermeidung von Kreuzbestäubung sind die Einführung von Isolierabständen zwischen Feldern mit GV-Kulturen und herkömmlichen Kulturen, die Aussaat von Pufferstreifen mit herkömmlichen Maiskulturen zur Abgrenzung von Feldern mit GV-Kulturen und der Einsatz von gentechnisch veränderten Sorten mit im Vergleich zu herkömmlichen Sorten unterschiedlichen Blütezeiten. Auf der Grundlage der Simulationen liefert der Bericht "Entscheidungstabellen" für Landwirte zur Bestimmung der notwendigen Isolierabstände, um die zufällige Präsenz unterhalb bestimmter Schwellenwerte für verschiedene Feldgrößen und Windrichtungen zu halten. Insgesamt kommt der Bericht zu der Schlussfolgerung, dass eine 100-prozentige Einhaltung des derzeitigen EU-Schwellenwerts von 0,9 Prozent für die zufällige GV-Präsenz in herkömmlichen Maiskulturen möglich ist, aber möglicherweise die Einführung zusätzlicher Maßnahmen erforderlich ist, insbesondere wenn GV- und herkömmliche Kulturen in demselben "Cluster" um eine einzige Wasserversorgungsstelle herum angebaut werden. Für die Herstellung von Maissaatgut wird die Kreuzbestäubung inzwischen als die einzige Quelle zufälliger GV-Präsenz angesehen, es sind jedoch zwei Szenarien zu betrachten - Koexistenz von Feldern mit gentechnisch verändertem und nicht verändertem Saatgut (Saatgut-Saatgut-Koexistenz) und von Feldern mit nicht verändertem Saatgut und benachbarten Feldern mit GV-Kulturen (Saatgut-Kultur-Koexistenz). Der Bericht kommt zu der Schlussfolgerung, dass das Erreichen einer Schwelle von 0,5 Prozent für Saatgut-Saatgut-Koexistenz keine beträchtlichen Änderungen der gängigen Produktionsmethoden erfordern würde, während für das Erreichen einer Schwelle von 0,3 Prozent einige zusätzliche Maßnahmen erforderlich wären, beispielsweise die Berücksichtigung dominierender Windrichtungen oder die Erhöhung der aktuellen Isolierabstände. Eine weitere Schlussfolgerung lautet: "Eine Schwelle von 0,1 Prozent ist unter diesen Bedingungen nicht in die Praxis umsetzbar." Ohne die Einführung von Isolierabständen von 400 bis 600 Metern sei die Saatgut-Kultur-Koexistenz selbst für eine Schwelle von 0,5 Prozent nur schwer sicherzustellen, wird in dem Bericht gewarnt. Dies bedeutet effektiv, dass GV-Maiskulturen in Gebieten mit herkömmlicher Saatgutproduktion verboten sein sollten. Der Bericht kommt des Weiteren zu der Schlussfolgerung, dass sich mit der Nutzung derartiger neuartiger Simulationsmodelle über einen längeren Zeitraum und unter Berücksichtigung mehrerer Felder und Quellen abschätzen lässt, wie groß der Anteil zufällig vorhandenen gentechnisch veränderten Materials in herkömmlichen Ernten ist, und zahlreiche Koexistenzmaßnahmen zu deren Mischung vorgeschlagen und getestet werden können. "Modellsimulationen sind kein Ersatz für Feldversuche, aber eine Möglichkeit zur Überwindung der Beschränkungen (Zeitrahmen, räumliche Abdeckung, Kosten) im Rahmen der Feldarbeit", so der Bericht abschließend.