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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Projektfazit: Frauen in Mittel- und Osteuropa immer noch von Politik ausgeschlossen

"Die Erhöhung des Geschlechtergleichgewichts ist ein Ziel der Europäischen Union, aber Frauen sind immer noch ausgeschlossen, und dieser Ausschluss ist in mittel- und osteuropäischen Ländern [MOEL] eindeutiger", sagte Yvonne Galligan, Koordinatorin des EU-finanzierten Projekts...

"Die Erhöhung des Geschlechtergleichgewichts ist ein Ziel der Europäischen Union, aber Frauen sind immer noch ausgeschlossen, und dieser Ausschluss ist in mittel- und osteuropäischen Ländern [MOEL] eindeutiger", sagte Yvonne Galligan, Koordinatorin des EU-finanzierten Projekts Enlargement, Gender and Governance (EGG) bei der Vorstellung der Ergebnisse am 9. März. Im Rahmen des Projekts wurde die Beteiligung von Frauen an der Politik in den acht MOEL innerhalb der Europäischen Union (Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei und Slowenien) sowie in Bulgarien und Rumänien untersucht. Die Arbeitshypothese war, dass Frauen in Vertretungseinrichtungen und damit verbundenen Gruppen (politische Parteien, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und soziale Bewegungen) in diesen Ländern unterrepräsentiert sind. Die EGG-Forscher bestätigten, dass dies tatsächlich der Fall ist, und haben neue Hypothesen, die versuchen, dieses Phänomen zu erklären. Im Rahmen des Projekts wurde außerdem eine Reihe von Empfehlungen abgegeben, die die Geschlechtergleichstellung in der Politik verstärken sollen. Im Jahr 2005 waren Frauen in den nationalen Parlamenten der EU-Länder durchschnittlich mit 25 Prozent vertreten, aber nur mit 17 Prozent in den MOE-Mitgliedstaaten. Die Kluft zwischen der Vertretung von Frauen in den MOEL und der EU15 sei in den letzten zehn Jahren konstant gewesen und scheine sich fortzusetzen, sagte Dr. Galligan. Dies sei umso erstaunlicher als die MOEL relativ neue Demokratien mit neuen institutionellen Einrichtungen seien. Im Jahr 1990 seien die Bedingungen in diesen Ländern relativ gleich gewesen und es hätten sich Chancen für Frauen geboten. Aber diese Ausgewogenheit sei bald verzerrt worden, sagte Dr. Galligan. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Geburt neuer Demokratien üblicherweise die Zeit ist, in der Frauen beginnen, sich aktiver an der Regierungsführung zu beteiligen. Die Forscher haben herausgefunden, dass einer der Gründe für diese Unterrepräsentation von Frauen darin besteht, dass es eine starke Präferenz für Männer als politische Führungskräfte gibt. Von Frauen, die in die Politik eintreten, denkt man häufig, dass sie gegen die sozialen Normen verstoßen, und sie werden daher etwas misstrauisch betrachtet. Frauen erhalten außerdem tendenziell niedrigere Positionen auf Parteilisten und erwerben daher nicht das politische Kapital zur Unterstützung einer politischen Laufbahn. Und Frauen, die gewählt werden, sind häufig skeptisch gegenüber feministischen Agenden und arbeiten daher nicht zusammen, da sie sich bewusst sind, dass Feminismus eine Wahlbremse ist. "Feministinnen müssen bei Wahlkampagnen den Mund halten, andernfalls werden sie nicht gewählt. Sie wissen, dass sie sich beim Wahlkampf auf andere Themen konzentrieren müssen", sagte Eva Eberhardt, eine der EGG-Forscherinnen. Ein letztes Hindernis für Frauen seien mangelnde Finanzmittel sowie Zeitmangel aufgrund familiärer Verpflichtungen, sagte Dr. Galligan. Die Empfehlungen umfassen die Entwicklung und Umsetzung von Rechtsvorschriften, die eine Änderung der Wahlsysteme beinhalten könnten, vorübergehende Sondermaßnahmen oder Sensibilisierungskampagnen und die Förderung eines positiven Image von Frauen durch öffentliche Behörden. An die EU richtete Dr. Galligan die folgenden Worte: "Packen Sie den Stier bei den Hörnern - fordern Sie Geschlechtergleichstellung für die Europäischen Parlamentswahlen." Nicht alle Teilnehmer des EGG-Seminars stimmten mit allen Projektergebnissen überein. Während einige zustimmten, dass Frauen durch aggressive männerdominierte politische Systeme benachteiligt werden, waren andere der Meinung, dass die Schuld teilweise bei den Frauen selbst zu suchen sei. Frauen wählen eher Männer als Frauen und sind auch weniger geneigt, an der Basis aktiv zu werden. Per Handzeichen in einem Raum mit 30 bis 40 Personen, hauptsächlich Frauen, ergab sich, dass nur vier oder fünf Mitglied einer politischen Partei waren und drei der Anwesenden waren zu diesem oder einem früheren Zeitpunkt MdEP. Es wurde jedoch kein vergleichbares Experiment in einem mit Männern besetzten Raum durchgeführt. Im Rahmen des EGG-Projekts wurden außerdem das Gender-Mainstreaming und der Handel mit Frauen zur sexuellen Ausbeutung untersucht. In Bezug auf das Gender-Mainstreaming waren die wichtigsten Empfehlungen, dass die Behörden tatsächlich Gender-Mainstreaming-Politiken umsetzen müssen, anstatt bloß davon zu reden, und auf EU-Ebene, dass das Konzept des Gender-Mainstreaming besser vermittelt werden sollte. In Bezug auf den Handel mit Frauen kam Dr. Eberhardt zu der Schlussfolgerung, dass die MOEL eine "Region in Verleugnung" seien, in der dieses Thema selten diskutiert werde. Ihre Empfehlungen umfassten mehr Forschung zu den grundlegenden Ursachen des Handels mit und der sexuellen Ausbeutung von Frauen sowie dem beutegierigen Verhalten von Männern, eine kohärentere Außenpolitik zum Handel mit Frauen und Gesetze für alle Formen von Gewalt gegen Frauen. Die Auswirkungen des EGG-Projekts werden wahrscheinlich weitreichend sein. In Bezug auf die tatsächliche Forschung wird das Konsortium einen Abschlussbericht erstellen sowie Berichte zu allen untersuchten Ländern. Die Länderberichte werden auf hochrangigen Seminaren in allen MOEL vorgestellt und laut Dr. Galligan werden die Berichte zu einem Zeitpunkt vorgestellt, zu dem es neuen Druck zur Schaffung der Geschlechtergleichstellung auf nationaler Ebene gibt. Sie ist außerdem der Meinung, dass sich derzeit sowohl die Europäische Kommission als auch das Europäische Parlament für eine Diskussion dieser Themen öffnen. Aber das Projekt wird auch andere Auswirkungen haben. Dr. Galligan sagte gegenüber CORDIS-Nachrichten: "Eines der wichtigsten Dinge, die wir bei diesem Projekt gelernt haben, ist, wie man gemeinsam Forschung durchführt. In der Gruppe gab es wirklich verschiedene Kulturen in Bezug auf die Forschung und die Behandlung von Forschungsfragen." Die Koordinatorin betrachtete dies als einen sehr positiven Aspekt des Projekts. Außerdem ist die Geschlechterforschung ein ziemlich neues Thema in den MOEL und die meisten der an dem Projekt beteiligten Länder hatten zuvor noch keine Forschung zum Thema "Geschlechter in der Politik" durchgeführt. EGG hat daher die Grundlagen für die Untersuchung von Frauen und Politik in Mittel- und Osteuropa gelegt", sagte Dr. Galligan.

Länder

Bulgarien, Tschechien, Estland, Ungarn, Litauen, Lettland, Polen, Rumänien, Slowenien, Slowakei