EFSA: Ergebnisse zu Risiko durch Aspartam nicht eindeutig
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gab Entwarnung in Bezug auf den in vielen Consumer Foods und Soft Drinks enthaltenen Süßstoff Aspartam. Das wissenschaftliche Gremium für Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe, Verarbeitungshilfsstoffe und Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, (AFC) der EFSA hat eine Bewertung des Süßungsmittels Aspartam durchgeführt. Diese Bewertung erfolgte als Reaktion auf im Jahr 2005 von der Europäischen Stiftung für Onkologie und Umweltwissenschaften "Fondazione B. Ramazzini" veröffentlichte Forschungsergebnisse, denen zufolge Aspartam Krebs verursachen kann. In seiner veröffentlichten Stellungnahme kommt das AFC-Gremium zu der Schlussfolgerung, dass auf der Grundlage derzeit verfügbarer Nachweise keine Notwendigkeit besteht, die aktuellen Leitlinien für die Verwendung und den Konsum des Süßstoffs, dessen annehmbare Tagesdosis (ADI) bei 40mg/kg Körpergewicht liegt, zu überarbeiten. Der amtierende Geschäftsführende Direktor der EFSA, Dr. Herman Koëter, kommentierte die Risikobewertung des AFC-Gremiums wie folgt: "Die EFSA ist der Ansicht, dass die Ergebnisse dieser neuen Studie zu Aspartam keine wissenschaftliche Grundlage für die Überarbeitung seiner Verwendung in Lebensmitteln liefern." Aspartam (APM), das in Europa auch unter der Bezeichnung E951 bekannt ist, ist ein häufig verwendeter künstlicher Süßstoff, der von Hunderten von Millionen Menschen weltweit konsumiert wird. Es ist in über 6.000 Produkten zu finden, einschließlich Soft Drinks, Kaugummi, Süßigkeiten, Joghurt, Süßungsmittel für Kaffee und Tee und einigen Pharmazeutika wie Vitaminen und zuckerfreien Hustenbonbons. Obwohl das Aspartam seit seiner Markteinführung im Jahr 1965 zahlreiche Tests zur Sicherheitsbewertung durchlaufen hat, ist es weiterhin ein umstrittener Stoff. Im Rahmen einer Langzeitstudie verabreichte die Fondazione Europea B. Ramazzini acht Wochen alten männlichen und weiblichen Ratten Aspartam mit dem Futter, bis diese plötzlich starben. Dabei entdeckte sie eine "statistisch bedeutsame" dosisabhängige Erhöhung von Krebsarten wie Lymphomen und Leukämie, maligne Tumoren des Nierenbeckens bei weiblichen Ratten und maligne Tumoren der peripheren Nerven bei männlichen Ratten. Diese Ergebnisse demonstrieren der Stiftung zufolge erstmals, dass Aspartam ein karzinogenes Agens ist, das Malignitäten bei einer Dosis verursachen kann, die geringer ist als die derzeitige annehmbare Tagesdosis für Menschen. Der EFSA zufolge sind diese Ergebnisse jedoch fehlerhaft. Laut ihren Aussagen lag allein der Umfang der Studie in Bezug auf den Zeitraum, die Anzahl der verwendeten Tiere und die verabreichten Dosen weit über der konventioneller Kanzerogenitätsstudien und hatte daher ein größeres Sensibilitätspotenzial für selten auftretende Auswirkungen. Außerdem wurde in allen Gruppen, auch bei denjenigen Ratten, denen der Süßstoff nicht verabreicht wurde, ein hohes Auftreten chronischer Entzündungen in der Lunge und anderen Organen beobachtet. Das AFC-Gremium kam zu der Schlussfolgerung, dass die chronische Entzündung die wahrscheinliche Ursache für das verstärkte Auftreten von Krebsarten war, und nicht die Zufuhr von Aspartam. In Bezug auf die Ergebnisse zu Krebs in Nieren, Harnleiter und Blase von Ratten, denen der Süßstoff verabreicht wurde, bemerkte das AFC-Gremium, dass dieser wahrscheinlich das Ergebnis einer Irritation oder eines Ungleichgewichts im rattenspezifischen Kalziumstoffwechsel war und daher für Menschen nicht relevant sei. Der Wissenschaftliche Direktor der Fondazione Europea B. Ramazzini und leitende Verfasser der Aspartam-Studie Dr. Morando Soffritti merkte Folgendes zu den Kommentaren des AFC-Gremiums an: "Was das Gremium als Unzulänglichkeiten der Studie ansieht, sind stattdessen charakteristische und positive Merkmale unseres Forschungsprotokolls. Diese Forschung hat in den letzten 30 Jahren unzählige Male die wissenschaftliche Grundlage für Veränderungen in internationalen Vorschriften geliefert." "Das [...] Studienkonzept spiegelt genau den menschlichen Zustand wider, in dem Personen vom Embryo an bis hin zum natürlichen Tod Agenzien im industriellen und allgemeinen Umfeld ausgesetzt sein können. Da 80 Prozent der Krebsfälle bei Menschen über 55 diagnostiziert werden, ist es von größter Wichtigkeit zu beobachten, wie sich ein Agens auf Labortiere im letzten Drittel ihres Lebens auswirkt", fügte er hinzu. In einer Pressemitteilung gab die Stiftung bekannt, dass sie weitere Forschungsmaßnahmen durchführen wird, nicht nur zu Aspartam, sondern auch zu anderen weit verbreiteten Süßstoffen und Zusätzen, die in Tausenden von Lebensmitteln, Getränken und pharmazeutischen Produkten verwendet werden. "Internationale Agenturen wie die EFSA werden auch künftig unsere erste Anlaufstelle sein und wir werden sie weiterhin wie üblich rechtzeitig über unsere Ergebnisse informieren", sagte Dr. Soffritti. Die EFSA ihrerseits sagt, sie werde die Situation weiterhin im Auge behalten. "Falls künftig neue Informationen verfügbar werden, wird die EFSA diese vorrangig überprüfen", sagte Dr. Koëter.