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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Autismus-Risiko steigt mit dem Alter des Vaters

Eine gemeinsam von amerikanischen, britischen und israelischen Forschern durchgeführte Studie ergab erstmals, dass die Wahrscheinlichkeit, ein autistisches Kind zu zeugen, mit dem Alter des Vaters steigt. Eine zweite Studie legt nahe, dass die Einnahme von Probiotika unter Ums...

Eine gemeinsam von amerikanischen, britischen und israelischen Forschern durchgeführte Studie ergab erstmals, dass die Wahrscheinlichkeit, ein autistisches Kind zu zeugen, mit dem Alter des Vaters steigt. Eine zweite Studie legt nahe, dass die Einnahme von Probiotika unter Umständen die körperlichen Symptome autistischer Kinder lindern kann. Die erste Studie wurde an 132 271 israelischen Kindern durchgeführt, die in den 1980er Jahren in einem Zeitraum von sechs Jahren zur Welt gekommen waren. Die Studie ergab, dass die Wahrscheinlichkeit für Autismus vom Alter des Vaters abhängt, während das Alter der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt wenig bis keinen Einfluss auf das Auftreten der Autismusspektrumstörung (ASS) hat. Israelische Kinder waren laut Studie zur Teilnahme an dieser Untersuchung besonders gut geeignet, weil sich praktisch alle Männer und rund dreiviertel der Frauen aus der Probandengruppe im Alter von 17 Jahren einer amtlichen Voruntersuchung unterzogen hatten, sodass eine verlässliche klinische Diagnose über das eventuelle Vorhandensein von ASS vorlag. "Es war ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Alter des Vaters und dem ASS-Risiko festzustellen", heißt es in dem Bericht. Die Studie unterteilte die Väter in drei Gruppen: 15 - 29 Jahre, 30 - 39 Jahre und 40 - 49 Jahre. In der Gruppe der 15- bis 29-jährigen Väter litten von 10 000 Kindern sechs an Autismus. In der Gruppe der 30- bis 39-jährigen Väter waren von 10 000 Kindern bereits neun von Autismus betroffen, und von 10 000 Kindern mit Vätern im Alter von 40 bis 49 Jahren waren gar 32 an Autismus erkrankt. Das heißt, dass Kinder mit älteren Vätern 5,75 Mal häufiger an Autismus leiden als Kinder, deren Väter bei ihrer Geburt zwischen 15 und 29 Jahre alt waren. Dr. Abraham Reichenberg, Forscher an der Mount Sinai School of Medicine in New York und am Institute of Psychiatry in London, sprach mit der britischen Nachrichtenagentur Press Association. "Diese Studie zeigt, dass offensichtlich auch bei Männern bei der Fortpflanzung eine biologische Uhr tickt." Es gab auch eine vierte Gruppe von Vätern im Alter von 50 Jahren aufwärts. Diese Gruppe umfasste nur eine geringe Zahl von Probanden, doch es deutet einiges darauf hin, dass das Risiko, ein autistisches Kind zu zeugen, bei diesen Testpersonen noch größer ist. "Da wir nicht viele Testpersonen zur Verfügung hatten, die in diese Altersgruppe fielen, wurden sie zu der Gruppe der über 40-jährigen Väter gezählt, doch unsere Untersuchung zeigt, dass Kinder solcher Väter mit bis zu neunfach höherer Wahrscheinlichkeit an Autismus leiden. Die Forschung zeigt ein lineares Ansteigen des Risikos: das Risiko, ein autistisches Kind zu zeugen, verdoppelt sich alle zehn Jahre", so Dr. Reichenberg. In einer zweiten Vorlaufstudie untersuchten Forscher von der Universität Reading im UK, wie sich eine Therapie mit Probiotika (gesundheitsförderlichen Bakterien) auf ASS-Patienten auswirkte. Autismuskranke klagen in der Regel über Magenschmerzen. Das Forscherteam untersuchte Stuhlproben von autistischen und gesunden Kindern im Alter von vier bis acht Jahren und stellte fest, dass der Stuhl autistischer Kinder hohe Konzentrationen des Bakteriums Clostridium aufwies. "Wir wissen nicht genau, was im Darm autistischer Kinder passiert, sicher ist jedoch, dass die hohe Konzentration des Bakteriums unangenehme Auswirkungen hat. Meines Erachtens ruft sie mit großer Wahrscheinlichkeit die Magen-Darm-Beschwerden hervor", erklärte Professor Glenn Gibson gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian auf dem von der British Association in Norwich, UK, organisierten Festival of Science. Die Ergebnisse der Studie wurden in gewisser Weise verfälscht, da Eltern eine Besserung der Beschwerden beobachteten, wenn ihren Kindern das Probiotikum verabreicht wurde, nicht jedoch, wenn sie das Placebo erhielten. "Einige der Eltern brachten in Erfahrung, dass ihr Kind das Probiotikum erhielt, und weigerten sich, ihrem Kind in der zweiten Phase der Studie Placebos zu verabreichen, weil sie bei der Einnahme des Probiotikums eine positive Wirkung festgestellt hatten", erklärt Professor Gibson. Diese Eltern brachen daher die Studie ab. Die Ergebnisse der beiden Studien fügen sich zu einem komplizierten Bild von ASS zusammen. Kürzlich durchgeführte Studien weisen ferner darauf hin, dass auch die genetische Veranlagung eine Rolle spielt. Insgesamt deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass diese geheimnisvolle Krankheit, die die intellektuellen Fähigkeiten der Betroffenen beeinträchtigt, auf einer ganzen Reihe komplexer Faktoren beruht.

Länder

Israel, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

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