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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Botaniker bringen 200 Jahre alte Samen zum Keimen

Wissenschaftlern der Millennium Seed Bank, einer internationalen Initiative zur Konservierung von Pflanzensamen, die von den Königlichen Botanischen Gärten von Kew, Großbritannien, geleitet wird, ist es gelungen, 200 Jahre alte Pflanzensamen zum Keimen zu bringen. Die Samen ...

Wissenschaftlern der Millennium Seed Bank, einer internationalen Initiative zur Konservierung von Pflanzensamen, die von den Königlichen Botanischen Gärten von Kew, Großbritannien, geleitet wird, ist es gelungen, 200 Jahre alte Pflanzensamen zum Keimen zu bringen. Die Samen gelangten 1803 durch einen niederländischen Händler auf einem preußischen Schiff von Südafrika nach Großbritannien. Gefunden wurden sie von Roelof van Gelder, einem Gastforscher von der Königlichen Bibliothek der Niederlande, in einem Notizbuch im Nationalarchiv in London. Da die Samen unter äußerst widrigen Bedingungen aufbewahrt worden waren, war das Forscherteam vom Erfolg seiner Experimente sehr überrascht. "Dies ist ein phantastisches Ergebnis", freut sich der auf Pflanzensamen spezialisierte Ökologe Matt Daws. "Die Samen sind so alt und haben die Jahre unter dermaßen ungünstigen Bedingungen überdauert, unter anderem auf einem Schiff und im Tower of London, dass wir wahrlich nicht zu hoffen wagten, dass sie keimen würden." So gelang das Keimen denn auch nur bei drei von 32 Samenarten, obwohl die Wissenschaftler alle Hebel in Bewegung gesetzt hatten, um die in der Kapregion herrschenden Umweltbedingungen nachzustellen. Diese Region wird in regelmäßigen Abständen von Feuersbrünsten heimgesucht, die für die Samen das Signal zur Keimung darstellen. Die Wissenschaftler stellten die Wirkung des Feuers nach, indem sie bei einigen Samen die äußere harte Schale entfernten und über andere Rauchschwaden bliesen. Die drei Samenarten, bei denen die Keimung gelang, waren Liparia villosa, eine Gemüseart, Leucospermum und eine bislang nicht identifizierte Art, die zu der Gattung der Akazien zählt. "Wir werden die Blüte abwarten müssen, um die Spezies genau bestimmen zu können", erklärt Daws. "Sollte es sich wirklich um einen Baum handeln, steht uns eine lange Wartezeit bevor." Sobald die Pflanzen weiter herangewachsen sind, beabsichtigen die Forscher die Durchführung genetischer und genomischer Analysen, bei denen sie Vergleiche zwischen diesen alten Arten und ihren heutigen Pendants anstellen, um aufzuzeigen, wie sich die Pflanzen in den vergangenen 200 Jahren weiterentwickelt haben. Für die Wissenschaftler der Königlichen Botanischen Gärten ist dieses Projekt nicht nur unter historischen Gesichtspunkten interessant. "Auf der Grundlage von Modellen, die zum Überleben von Pflanzensamen erstellt wurden, gingen wir davon aus, dass selbst die widerstandsfähigsten Getreidesamen nicht so lange Zeit unter solch ungünstigen Bedingungen überleben würden", erklärt Daws. "Dass Samen über solch lange Zeiträume unter derartigen Bedingungen überleben können, ist eine gute Neuigkeit für jene Samen, die in der Millennium Seed Bank unter Idealbedingungen aufbewahrt werden." Im Jahr 2002 gelang es amerikanischen Wissenschaftlern, 500 Jahre alte Samen der Lotusblüte zum Keimen zu bringen, deren Alter mittels Radiokarbonmethode bestimmt worden war, und ein israelisches Team hat nach eigenen Angaben eine Dattelpalme aus einem 2 000 Jahre alten Samen gezogen. Das Projekt Millennium Seed Bank ist ein weltweites Programm, bei dem bis zum Jahr 2010 Samen von über 24 000 (zehn Prozent) der samenbildenden Pflanzenarten der Erde zusammengetragen und konserviert werden sollen. Im Rahmen des Projekts wird auch an der Verbesserung der Konservierung von Samen geforscht. Ferner werden der Forschung Samen zur Verfügung gestellt und Arten ausgewildert.

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