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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Stärkere Sonnenaktivität Ende des 20. Jahrhunderts nicht für globale Erwärmung verantwortlich

Finnische Wissenschaftler haben bei ihren Forschungen herausgefunden, dass sich die Sonnenaktivität Ende des 20. Jahrhunderts zwar verstärkt hat, dies aber nicht als alleiniger Grund für die globale Erwärmung zu betrachten ist. An den Forschungsarbeiten unter der Leitung von...

Finnische Wissenschaftler haben bei ihren Forschungen herausgefunden, dass sich die Sonnenaktivität Ende des 20. Jahrhunderts zwar verstärkt hat, dies aber nicht als alleiniger Grund für die globale Erwärmung zu betrachten ist. An den Forschungsarbeiten unter der Leitung von Dr. Ilya Usoskin vom Geophysikalischen Observatorium Sodankylä (ein Institut der Universität Oulu) waren Forscher aus Deutschland, Italien, Indien und Russland beteiligt, die die Rückstände des radioaktiven Isotops Titan-44 in Meteoritenproben untersuchten, die zu genau erfassten Zeitpunkten auf der Erde aufgetroffen sind. Sonnenfleckenaktivität wurde bereits Anfang des 17. Jahrhunderts beobachtet, aber alle Versuche, die Auswirkungen dieser Aktivität zu quantifizieren, blieben bis dato ergebnislos. Bislang haben Forscher die Sonnenaktivität anhand von Proben von Beryllium-10 bzw. Kohlenstoff -14 aus organischen Stoffen oder Eisbohrkernen zurückverfolgt. Diese Isotope entstehen beim Eindringen kosmischer Strahlen in die Erdatmosphäre. Allerdings scheint die Menge dieser Isotope von unbekannten terrestrischen - möglicherweise klimatischen oder geologischen - Prozessen beeinflusst zu werden. Daher entschied sich das Team für die Untersuchung von Meteoritenproben, da deren Zusammensetzung von solchen terrestrischen Vorgängen nicht beeinflusst wird. Vielmehr kreisen die Meteoriten vor ihrem Einschlag auf der Erde um die Sonne und sind somit der Sonnenaktivität ausgesetzt. Infolge der direkten Interaktion mit der kosmischen Strahlung der Sonne entsteht im Meteoriten Titan-44. Nach dem Auftreffen des Meteoriten auf der Erde wird kein weiteres Titan-44 gebildet. Die Forscher sind daher in der Lage, die zum Zeitpunkt des Einschlags herrschende Sonnenaktivität zu bestimmen. Das Team untersuchte 19 Meteoriten, die vor bis zu 235 Jahren auf der Erde eingeschlagen sind. Anhand der Titan-44-Proben aus den Meteoriten ließ sich dann die Sonnenfleckenaktivität bestimmen. Laut dem in der Fachzeitschrift "Astronomy & Astrophysics" veröffentlichten Artikel stellte das Team fest, dass die Sonnenfleckenzahl mit den Daten zur Titan-44-Aktivität von Meteoriten übereinstimmt. In dem Artikel wird abschließend ausgeführt, dass sich Titan-44 ausgezeichnet für die Bestimmung der Sonnenaktivität in der Vergangenheit eignet, da die Werte von noch nicht genau bekannten terrestrischen Auswirkungen unbeeinflusst sind. Einige Forscher vertreten die Ansicht, dass die globale Erwärmung auf die Sonnenaktivität und nicht auf die steigende Menge an Kohlendioxid in der Atmosphäre zurückzuführen ist. Sollte diese Annahme über die Sonnenaktivität stimmen, wären die steigenden Temperaturen eine Ausnahmeerscheinung und kein Grund zu übermäßiger Besorgnis. Dr. Usoskin ist diesbezüglich anderer Meinung. In einem Interview mit CORDIS-Nachrichten zitierte er Kollegen des Geophysikalischen Observatoriums Sodankylä, die in diesem Bereich geforscht haben. Demnach bestand bis in die 1970er Jahre ein direkter Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und steigenden Temperaturen. Dann habe die Sonnenaktivität jedoch abgenommen bzw. sei stabil geblieben, während die Temperaturen auf der Erde weiter angestiegen seien. Man könne die Erwärmung also nicht ausschließlich auf den Einfluss der Sonne zurückführen, so Usoskin.

Länder

Deutschland, Finnland, Indien, Italien, Russland