CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Interview
Inhalt archiviert am 2024-05-21

Article available in the following languages:

Chef der Maschinenbauindustrie äußert sich zur Förderung der europäischen Forschung und Innovation

Im vergangenen Jahr wählte Orgalime, der europäische Verband der Maschinenbauindustrien (European Engineering Industries Association), Edward Krubasik zum Präsidenten. Professor Krubasik verfügt über umfangreiche Erfahrung mit Forschung (er hat einen Doktortitel im Bereich Nuk...

Im vergangenen Jahr wählte Orgalime, der europäische Verband der Maschinenbauindustrien (European Engineering Industries Association), Edward Krubasik zum Präsidenten. Professor Krubasik verfügt über umfangreiche Erfahrung mit Forschung (er hat einen Doktortitel im Bereich Nuklearphysik) und Innovation (er war für die globale Innovations- und Technologiemanagementpraxis von McKinsey verantwortlich). Seit 1997 ist er Mitglied des Exekutivausschusses von Siemens, wo er derzeit für die Beziehungen von Siemens mit der EU verantwortlich ist. Er ist außerdem Mitglied der hochrangigen Gruppe der Europäischen Kommission für Wettbewerbsfähigkeit, Energie und Umwelt. Bei einem kürzlichen Besuch in Brüssel sprach Krubasik begeistert mit CORDIS-Nachrichten über seine Hoffnungen und Ideen für die Zukunft von Forschung und Innovation in Europa. In ihrer jüngsten Mitteilung zur Förderung der Innovation in der EU hob die Europäische Kommission die Bedeutung der Schaffung von führenden Märkten durch die Anregung der Nachfrage nach neuen Produkten hervor, eine Priorität, der Professor Krubasik absolut zustimmt. "Als erstes ist es wichtig zu wissen, dass Forschung und Entwicklung an den Orten stattfinden müssen, wo die führenden Kunden für die neuen Technologien sind, denn diese Kunden und ihr Bestreben, die neuen Dinge zu bekommen, beeinflussen die Forschungsspezifikationen für Produkte in der Entwicklungsphase", erklärt er. Darüber hinaus weist er darauf hin, dass die Investoren auch an der künftigen Erhöhung der Nachfrage nach einem Produkt interessiert sind. "Wir müssen hier in Europa ein Umfeld schaffen, in dem jeder weiß, dass sich die Nachfrage hier erhöhen wird", sagt er mit Nachdruck. "Wenn wir alle China oder Asien als die einzige Alternative sehen, weil die gesamte Nachfrage und das gesamte Wachstum sowie alle Investitionen dort auf der Kundenseite erfolgen, dann wird man sich umorientieren und auch die Labors in der Nähe des Kunden platzieren." Ein Bereich, in dem Europa nach Ansicht von Professor Krubasik über ein gutes Potenzial zur Entwicklung führender Märkte verfügt, ist die Infrastruktur. Er stellt heraus, dass viele unserer Infrastrukturen ursprünglich vor mehreren Jahrzehnten gebaut wurden und jetzt modernisiert werden müssen. Diese Modernisierung wird, wenn wir sie schnell genug durchführen, zur Kommerzialisierung neuer Technologien führen und führende Märkte für neue Technologien schaffen, sagt er. Dies führt Professor Krubasik zu seinem nächsten Punkt: der Bedeutung des Wettbewerbs zur Förderung von Innovation. "Wir müssen sicherstellen, dass es einen Wettbewerb gibt", sagt er. "Innovation und Investitionen florieren nur, wenn Wettbewerb vorhanden ist. Ohne Konkurrenz nimmt man nur die Vorteile mit und muss nichts Neues tun. Wer durch Wettbewerb angetrieben wird, wird neue Dinge erfinden, um besser zu sein." Um dies zu erreichen, muss die EU nach Meinung von Professor Krubasik eine "kreative Regulierung" einführen, die den Wettbewerb auf Innovation und Investitionen konzentriert und außerdem private Investitionen erlaubt, um gute Erträge mit Infrastrukturaufgaben zu erzielen. Professor Krubasik kommt zum Thema führender Märkte zurück und äußert seine Überzeugung, dass Arbeitsplätze in Europa von führenden Märkten in Europa abhängig sind. Die Produktion "alter" Produkte wird jedoch in Billiglohnländer verlagert. "Der Verbraucher ist im Allgemeinen keineswegs patriotisch", kommentiert er ironisch. "Der Verbraucher will hohe Qualität zu niedrigen Preisen, und wenn er dies einfach aus China erhält, dann wird er es von dort beziehen." Die Lösung besteht laut Professor Krubasik darin, dass "wir eine Zukunft erfinden müssen". Dies bedeutet, vorauszudenken: "Ja, es werden billige Autos aus China importiert", führt er als Beispiel an. "Aber die Kommunikation von Auto zu Auto und Floating Car Data sowie höhere Sicherheit und die Halbierung der Verkehrstoten werden mit Technologien ermöglicht, die wir zuerst hier anwenden werden", sagt er. "Wir sollten bereits das nächste Projekt ins Auge fassen." Orgalime ist besonders besorgt über die anhaltende Missachtung der Vorschriften zu geistigen Eigentumsrechten (IPR), insbesondere in Ländern wie China. Hier ist Krubasik zufolge eine bessere Durchsetzung der WTO-Vorschriften von entscheidender Bedeutung. Schuldige Unternehmen sollten mit Sanktionen belegt und schnell verklagt werden. In Bezug auf die Zukunft ist er zuversichtlicher: "Ich denke, wir werden immer mehr Zustimmung finden, auch bei der dortigen Industrie, weil es immer häufiger Situationen gibt, in denen Unternehmen in diesen Ländern daran interessiert sind, ihr entwickeltes Wissen zu schützen." Ein weiterer Punkt in der Innovationsstrategie der Kommission ist die Förderung von "Unternehmergeist". "Wir sollten es sehr einfach für jedermann machen, ein neues Unternehmen zu gründen", so Professor Krubasik. "Zum Zweiten müssen wir die Steuerprogramme für Unternehmer verbessern, sodass sie anfängliche Verluste schnell durch Steuervorteile ausgleichen können. Als nächstes brauchen wir definitiv 'leichtere' Vorschriften für kleine Unternehmen." Bildung ist ebenfalls wichtig. "Es darf keine Ingenieurschule geben, an der nicht auch 20 bis 30 Kurse zu Unternehmertum angeboten werden", sagt er nachdrücklich. "Wir brauchen diese kombinierte Ausbildung." Viele Menschen sehen eine düstere Zukunft für Forschung und Innovation in Europa voraus. Mit Verantwortlichen wie Professor Krubasik besteht sicherlich Anlass zu einer Menge Hoffnung.