Erstes Treffen der Europäischen Forscherinnen-Plattform
Vertreterinnen von über 80 Forscherinnen-Netzwerken aus ganz Europa beteiligten sich am 20. Oktober in Brüssel am ersten Treffen der Europäischen Forscherinnen-Plattform (European Platform of Women Scientists - EPWS). Die EPWS wurde offiziell im März dieses Jahres gegründet, und in den ersten Monaten arbeitete das Sekretariat der Plattform unermüdlich daran, die vielen europäischen Forscherinnen-Netzwerke zusammenzubringen. Hauptziel der Veranstaltung war es, diese Netzwerke an einen Tisch zu holen, um Erfahrungen auszutauschen und die künftige Richtung der neuen Organisation festzulegen. Die EPWS hofft, die Forscherinnen dazu bewegen zu können, sich an der forschungspolitischen Debatte zu beteiligen. Die Plattform selbst will dabei als Verbindung zwischen den Forscherinnen und den Politikern auf europäischer Ebene fungieren. Die Erstfinanzierung der EPWS übernahm das Sechste Rahmenprogramm (RP6), und José Manuel Silva Rodriguez, der Generaldirektor der GD Forschung der Europäischen Kommission, war bei der Veranstaltung anwesend und versprach, die Initiative persönlich zu unterstützen. "Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein Grundrecht", betonte er und fügte hinzu, sie sei in der Forschung unerlässlich, wenn die EU ihr Ziel, die weltweit wettbewerbsfähigste Wissensökonomie zu werden, erreichen möchte. Dr. Solveig Bergman vom Nordischen Institut für Frauenstudien und Gender-Forschung (NIKK) wies darauf hin, dass in den nordischen Ländern die Meinung weit verbreitet sei, von der EU könne man in Bezug auf Gleichberechtigung in der Forschung nichts lernen. Tatsächlich aber sei dort die Situation nicht viel anders als im restlichen Europa. "Die nordischen Länder sind kein Paradies", warnte Dr. Bergman und zitierte als Beispiel die Unterrepräsentierung von Frauen in den Räten, die Forschungsmittel zuweisen. Marcela Linkova vom Tschechischen Nationalen Kontaktzentrum für Frauen und Forschung skizzierte die Situation in Mittel- und Osteuropa. Während sich das Gesamtbild dort genauso darstelle wie überall, gebe es jedoch keine Basisbewegung von Forscherinnen, die Veränderungen fordern. Ihre Organisation werde von der EU und der tschechischen Regierung finanziert, was sie und ihre Kolleginnen in eine Zwickmühle bringe. "In wessen Namen sprechen wir und was sagen wir?", fragte sie. "Wir versuchen Wege zu finden, wie Forscherinnen sagen können, was sie gerne hätten. Dann versuchen wir, das zu realisieren." Mit seinen Aktivitäten schärft das Zentrum nach und nach das Bewusstsein sowohl von Forscherinnen als auch von Forschern und Politikern für diese Fragen. "Es war wichtig für uns zu hören, wie es Forscherinnen der unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen und in den verschiedenen europäischen Regionen ergeht", so die EPWS-Generalsekretärin Maren Jochimsen. "Das zeigte uns die Vielfalt der Erfahrungen mit der Förderung von Forscherinnen in Europa." "Wir sind sehr optimistisch, was die Zukunft der Plattform betrifft", fügte die EPWS-Präsidentin Adelheid Ehmke hinzu. "Wir stehen erst am Anfang, aber nachdem wir so viele enthusiastische Menschen getroffen haben, die Mitglied werden wollen, sind wir zuversichtlich, dass wir gemeinsam die vor uns liegenden Herausforderungen hervorragend meistern werden."