Europäische Forscher entdecken Zusammenhang zwischen Klimageschehen in Arktis und Antarktis
Wissenschaftler des "European Project for Ice Coring in the Antarctic" (EPICA - Europäisches Projekt für Eiskernbohrungen in der Antarktis) konnten nun anhand von in Eiskernen eingeschlossener Luftbläschen einen Zusammenhang zwischen den Temperaturveränderungen in der Arktis und der Antarktis herstellen. Im eisigen Klima des Nordatlantiks kommt es in regelmäßigen Abständen zu Temperatursprüngen von 8 bis 16°C und anschließender allmählicher Abkühlung. Temperaturveränderungen in der Antarktis hingegen gehen in der Regel langsamer vonstatten und fallen mit Veränderungen von etwa 1 bis 3°C auch schwächer aus. Das EPICA-Team, an dem Wissenschaftler aus zehn europäischen Ländern beteiligt sind, konnte nun zeigen, inwiefern diese Temperaturschwankungen an den beiden Polen der Erde über Strömungsänderungen im Atlantik miteinander verknüpft sind. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler sind in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht worden. Ausgangspunkt für diese Erkenntnisse war die Eiskernbohrung im Dronning Maud Land. Aufgrund der sehr hohen Schneefallquote in dieser Gegend entsteht ein Eiskern, anhand dessen sich atmosphärische und klimatische Klimazeitreihen äußerst präzise auflösen lassen. Dem EPICA-Team ist es daraufhin gelungen, die Klimazeitreihen von Eiskernen aus dem Dronning Maud Land mit denen von Eiskernen aus Nordgrönland, die im Rahmen des North Greenland Ice Core Project (NGRIP - Nordgrönlandeiskernprojekt) erstellt worden waren, präzise zu synchronisieren. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Temperaturveränderungen an den Polkappen miteinander verbunden sind und sich das Geschehen in einer Hemisphäre auch sehr rasch auf die jeweils andere Hemisphäre auswirkt. Nach Ansicht der Forscher ergeben sich diese Veränderungen aus Veränderungen in Meeresströmungen im Atlantik, so genannten meridionalen Umwälzbewegungen (MOC), die für die Vermischung von Wassermassen sorgen. Die Antarktis erwärmte sich immer dann, wenn der Norden kalt und der Export von warmem Wasser aus dem Südozean reduziert war. Umgekehrt begann die Antarktis sich jedes Mal dann abzukühlen und die Arktis zu erwärmen, wenn warmes Wasser aus dem Süden in den Norden strömte. "Es ist wirklich erstaunlich, wie systematisch dieser Prozess auch für kleinere Klimaschwankungen in der Antarktis wirkte", bemerkte Dr. Hubertus Fischer vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, der an der Erstellung der Studie beteiligt war. "Unsere Daten zeigen, dass die Stärke der Erwärmung im Süden linear von der Dauer der Kälteperiode im Norden abhängt", so Dr. Fischer weiter. In der Studie betonen die Forscher, derartige Forschung sei von großer Bedeutung, da das Verständnis der Beziehung zwischen dem Klimawandel in den beiden Hemisphären Voraussetzung für das Verständnis der klimatischen Vorgänge auf der Erde sei.
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