50. Urbane Lösungen nach dem Vorbild der Natur
Hierbei handelt es sich um eine KI-Transkription.
00:00:00:00 - 00:00:34:15
Abigail Acton
Herzlich willkommen zu dieser Folge von CORDIScovery. Ich bin Abigail Acton und begrüße Sie. Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer, leben wahrscheinlich in einer Stadt, denn drei Viertel der Menschen in der EU bewohnen Städte. Wohnen Sie in einem inklusiven Gebiet mit Parks und öffentlichen Plätzen? Hatten Sie und die anderen dort Wohnenden ein Mitspracherecht bei der Gestaltung?
00:00:34:15 - 00:00:58:08
Abigail Acton
Oder erscheint Ihnen diese Vorstellung unerreichbar? Vielleicht beinhalten Ihre Erfahrungen mit dem Leben in der Stadt eher weniger Annehmlichkeiten. Bis 2050 werden Prognosen zufolge 80 % der Menschen Europas in Städten leben, und angesichts der Konzentration von Bevölkerung und Infrastruktur sind Städte besonders anfällig gegenüber Umweltbelastungen. Wir sehen bereits die Auswirkungen von Umweltverschmutzung, sowohl von Lärm als auch von Emissionen, Hitzewellen, Sturzfluten und verunreinigten Böden.
00:00:58:14 - 00:01:25:09
Abigail Acton
Der globale Temperaturanstieg wird diese Probleme weiter verschärfen. Auch die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und der Verbrauch natürlicher Ressourcen bilden Gründe dafür, dass es an der Zeit ist, unsere Herangehensweise an die Stadtentwicklung und -planung zu überdenken, um grünere Städte entstehen zu lassen, in denen mehr Gerechtigkeit und Zusammenhalt herrscht. Was kann unternommen werden? Naturbasierte Lösungen (NBS), Ko-Kreation, Reallabore: Was bedeuten diese Begriffe und warum sind sie wichtig?
00:01:25:11 - 00:01:46:10
Abigail Acton
Kommen wir nun zu unseren drei Gästen, die alle mit Mitteln aus der EU-Forschungsfinanzierung unterstützt wurden. Darko Ferčej ist Leiter des EU-Projektreferats des slowenischen gemeinnützigen Instituts E-zavod. Sein Interesse gilt der Umsetzung politischer Theorien in praktische Veränderungen, die dem Leben der Menschen in städtischen Umgebungen zugutekommen. Willkommen, Darko.
00:01:46:12 - 00:01:48:01
Darko Ferčej
Vielen Dank, Abigail.
00:01:48:03 - 00:02:01:22
Abigail Acton
Laura Fregolent ist Professorin für Stadtplanung an der Universität Venedig in Italien. Im Lauf der Jahre hat sie die Prozesse des städtischen Wandels und der Zersiedelung sowie die sozialen Auswirkungen der Wohnungsbaudynamik untersucht. Willkommen, Laura.
00:02:01:24 - 00:02:03:16
Laura Fregolent
Guten Morgen.
00:02:03:18 - 00:02:20:23
Abigail Acton
Gonçalo Canto Moniz ist Professor für Architektur und Forscher am Zentrum für Sozialwissenschaftliche Studien an der Universität Coimbra in Portugal. Er ist fasziniert von der Art und Weise, wie die Ko-Kreation naturbasierter Lösungen in unseren Städten inklusivere Stadtviertel fördern kann. Hallo, Gonçalo.
00:02:21:00 - 00:02:22:01
Gonçalo Canto Moniz
Hallo Abigail.
00:02:22:03 - 00:02:44:04
Abigail Acton
Ich begrüße Sie. Sehr schön, dass Sie dabei sind. Darko, ich wende mich zuerst an Sie. Mit dem Projekt UPSURGE sollen die Städte von morgen zu Orten der ökologischen Erneuerung werden. Und Sie zeigen anhand einer Reihe von Beispielen aus dem wirklichen Leben, was unternommen werden kann. Darko, der Begriff naturbasierte Lösungen taucht recht häufig auf, aber lässt er sich auch genauer eingrenzen? Was meinen wir eigentlich mit diesem Ausdruck?
00:02:44:06 - 00:03:13:07
Darko Ferčej
Nun. Im Grunde geht es dabei um alles, was sich in der Stadt befindet und grün aussieht. Das können grüne Bäume sein, es können Parks sein, es können Grünstreifen entlang der Straße sein, aber auch etwas weniger Übliches ist möglich. Zum Beispiel begrünte Dächer, vielleicht begrünte Fassaden, oder einige Wasserpflanzen. All das trägt zu einer besseren Luft- und Wasserqualität und damit gleichermaßen zu einer höheren Lebensqualität bei.
00:03:13:13 - 00:03:28:00
Darko Ferčej
Zudem wird die Schönheit der Städte aufgewertet. Aber manchmal kann es auch etwas Nützliches sein, etwas Essbares. Zum Beispiel Gärten oder sogar Balkongärten, die Sie an Ihrem Haus befinden könnten.
00:03:28:02 - 00:03:42:12
Abigail Acton
Großartig. Okay. Das ist super. Das klingt nach einer wunderbaren Idee. Aber vermutlich gibt es Hindernisse, die uns daran hindern, so viel wie möglich zu begrünen. Können Sie uns bitte etwas über einige der Herausforderungen bei der Begrünung unserer Städte berichten?
00:03:42:14 - 00:04:02:12
Darko Ferčej
Sicher. Wir haben bereits einige Herausforderungen gemeistert; zum Beispiel technische Probleme. Da waren etwa die Schwierigkeiten der Stadt Belfast im Vereinigten Königreich. Dort sollten zum Beispiel die Stadtgärten zunächst auf dem Boden angelegt werden, aber es wurde herausgefunden, dass das Gebiet in der Vergangenheit kontaminiert worden war. Und deshalb mussten Hochbeete genutzt werden.
00:04:02:14 - 00:04:04:13
Abigail Acton
Oh, okay. Es gab also ein Problem mit dem Boden?
00:04:04:15 - 00:04:05:22
Darko Ferčej
Es gab ein Problem mit dem Boden.
00:04:05:22 - 00:04:06:02
Darko Ferčej
Genau.
00:04:06:03 - 00:04:06:24
Abigail Acton
Ich verstehe. Okay.
00:04:07:02 - 00:04:29:24
Darko Ferčej
Ein weiteres Problem trat auf, als in der Stadt Katowice grüne Wände am Krankenhaus errichtet werden sollten und sich später herausstellte, dass diese grüne Wand für das dort arbeitende ärztliche Personal zu viel Schatten erzeugen würde. Und so mussten diese Idee aufgegeben werden und das Vorhaben in Richtung Bushaltestelle umziehen.
00:04:29:24 - 00:04:32:01
Darko Ferčej
Stattdessen wurden die Bushaltestellen begrünt.
00:04:32:06 - 00:04:50:08
Abigail Acton
Okay. Können Sie mir ein wenig über einige der Städte erzählen, die Sie in Ihr Projekt einbezogen haben? Denn mir ist bekannt, dass Sie versuchen, praktisch vorzuführen, wie diese Dinge das Leben der Menschen verschönern können. Und vielleicht können Sie uns auch ein wenig über die Rückmeldungen oder Kommentare der dort Wohnenden berichten.
00:04:50:11 - 00:05:20:14
Darko Ferčej
Ja, klar. Wir konzentrieren uns hier auf fünf Städte: Belfast im Vereinigten Königreich und Breda in den Niederlanden, Budapest in Ungarn. Außerdem sind Katowice in Polen und Maribor in Slowenien dabei. Und in all diesen Städten gab es unterschiedliche Investitionen in Grünanlagen oder naturbasierte Lösungen. In Maribor zum Beispiel wurden die Bäche verbessert.
00:05:20:14 - 00:05:42:17
Darko Ferčej
Es hatte also mit dem Wasser zu tun. Dann wurden über einhundert Bäume gepflanzt, um das Gebiet für die Menschen vor Ort attraktiver zu gestalten. Die Leute können jetzt in diesem Gebiet spazieren gehen, was vorher nicht möglich war. In Budapest gab es zum Beispiel im Sommer ein Riesenproblem mit dem Regenwasser. Also wurden Regengärten gebaut.
00:05:42:21 - 00:05:56:01
Darko Ferčej
Diese sind mit speziellen Pflanzenarten ausgestattet, die dann bei starkem Regen das Geschehen derart beeinflussen, dass das Wasser in den Boden geht und es keine Überschwemmungen mehr gibt.
00:05:56:01 - 00:05:57:10
Abigail Acton
Damit wird dann das Abfließen optimiert?
00:05:57:12 - 00:06:17:11
Darko Ferčej
Ja, sie verbessern die Entwässerung. Ganz genau. In Breda in den Niederlanden zum Beispiel steht mehr der Mensch im Mittelpunkt. Es wurden ein begrünter Parkplatz, auch einige begrünte Fassaden und mehrere Erholungsparks angelegt, die jetzt noch grüner als zuvor in Erscheinung treten.
00:06:17:13 - 00:06:34:02
Abigail Acton
Wenn Sie gerade von einem grünen Parkplatz reden; ich meine, dass diese großen Parkplätze offensichtlich hässlich sind. Manchmal fühlt man sich vielleicht sogar abends beim Überqueren ein bisschen unsicher, weil man die einzige Person ist und weiß, dass sie nicht zu den schönsten Dingen in unserer Stadt gehören. Was haben sie getan, um den Parkplatz grüner werden zu lassen?
00:06:34:03 - 00:06:34:23
Abigail Acton
Wie hat das funktioniert?
00:06:35:03 - 00:06:56:05
Darko Ferčej
Sie können Bäume pflanzen. Auch kann ein Teil der Fläche zu grünem Rasen werden, der vorher dem Parken diente. Natürlich gehen dadurch einige Parkplätze verloren. Das könnte durchaus auch auf den Widerstand der lokalen Unternehmen oder Anwohnerinnen und Anwohner stoßen. Aber zu guter Letzt ist die ganze Gegend schöner und wahrscheinlich auch sicherer.
00:06:56:10 - 00:06:56:23
Abigail Acton
Ja, klar.
00:06:57:00 - 00:06:59:19
Abigail Acton
Ich denke, das ist dann auch besser für die Natur, für die biologische Vielfalt.
00:06:59:22 - 00:07:03:07
Darko Ferčej
Für die Natur und ebenfalls für uns, denn wir sind Teil der Natur.
00:07:03:12 - 00:07:07:00
Abigail Acton
Ja, in der Tat. Gibt es weitere Beispiele, über die Sie uns berichten möchten?
00:07:07:02 - 00:07:33:09
Darko Ferčej
In Kattowitz zum Beispiel standen die Bushaltestellen im Mittelpunkt. Vorher sahen sie sehr nach Beton aus und es gab dieses große Problem. Denn wenn die Leute auf den Bus warten, wollen sie natürlich nicht unter der großen Hitze leiden. Deshalb wurde mit viel Grün gearbeitet. Die Bushaltestellen wurden mit grünen Dächern versehen und auch die Umgebung der Haltestellen begrünt.
00:07:33:09 - 00:07:44:10
Darko Ferčej
Auf diese Weise konnten sie das Gebiet abkühlen. Außerdem findet in allen Städten Überwachung statt. Wir überwachen die Luftqualität und auch die Temperatur.
00:07:44:12 - 00:07:54:09
Abigail Acton
Und wie überwachen Sie das Ganze? Denn ich weiß, dass Sie in mancher Hinsicht die Überwachung auf untypische Weise angehen, da ja in unseren Städten bereits Sensoren im Einsatz sind. Ich denke, Sie verfügen über weitere Ideen, wie überwacht werden kann.
00:07:54:15 - 00:07:58:20
Darko Ferčej
Ja, neben den Sensoren setzen wir auch Bienen ein.
00:07:58:21 - 00:08:00:18
Abigail Acton
Bienen. Wow! Verstehe.
00:08:00:20 - 00:08:18:04
Darko Ferčej
Wir betrachten den Pollen der Bienen. Sehr geringe Mengen der Pollen werden dann analysiert, und anhand der Analyse können wir herausfinden, ob in dem Bereich Schadstoffe vorhanden sind und ob es invasive Arten gibt, die nicht in dieses Gebiet gehören.
00:08:18:06 - 00:08:36:19
Abigail Acton
Aha, es geht dabei also nicht nur darum, festzustellen, ob die Pflanzen durch Umweltverschmutzung kontaminiert sind, sondern auch eine Vorstellung davon zu bekommen, ob invasive Arten auftreten. Sie meinen invasive Pflanzen? Das ist richtig. Das ist interessant. Eine großartige Idee. Okay, Darko, es wird ja viel in diesen verschiedenen sogenannten Reallaboren gearbeitet. Der Begriff dürfte in diesen Städten ziemlich selbsterklärend sein.
00:08:36:21 - 00:08:56:23
Abigail Acton
Haben Sie festgestellt, dass Sie viel Feedback von den dort wohnenden Menschen bekommen? Denn es kann ja ein Problem sein, wie Sie es bereits erwähnten, dass die Anzahl der Parkplätze reduziert werden muss, um die Dinge optisch und ökologisch zu verbessern. Bekommen Sie viel Gegenwind von den Leuten vor Ort, oder sagen sie Ihnen sogar, dass sie die vor sich gehenden Veränderungen wirklich zu schätzen wissen?
00:08:57:00 - 00:09:21:05
Darko Ferčej
Sicher. Grundsätzlich, ja. Denn wenn die Menschen gefragt werden, antworten sie auch gern. Die Leute möchten in der Regel in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Oftmals werden sie von den Verantwortlichen der Politik einfach nicht gehört. Gemäß diesem Ansatz fragen wir die Menschen, worin ihre Wünsche bestehen, und auf der Grundlage ihres Willens tätigen wir dann auch die Investitionen.
00:09:21:10 - 00:09:21:21
Abigail Acton
Ich verstehe.
00:09:21:21 - 00:09:25:02
Darko Ferčej
Wir tun das, was die Menschen gern getan haben möchten.
00:09:25:02 - 00:09:35:00
Abigail Acton
Tatsächlich? Das bedeutet dann auch, dass die Lösungen von den dort Wohnenden stärker respektiert und geachtet werden, weil sie an der Entscheidung über die von ihnen gewünschten Veränderungen beteiligt waren.
00:09:35:02 - 00:09:45:06
Darko Ferčej
Ganz genau. Das ist das Hauptziel der Einbeziehung der Menschen. Sind sie an der Entscheidung beteiligt, gefällt ihnen diese Entscheidung auch besser, denn es ist ihre eigene Entscheidung.
00:09:45:09 - 00:09:52:15
Abigail Acton
Das ist richtig. Damit nehmen sie es gewissermaßen in Besitz. Ich danke Ihnen für die Erläuterung der Arbeit. Wirklich faszinierend. Gab es Probleme damit, die lokalen Gemeinschaften zur Teilnahme zu bewegen?
00:09:52:17 - 00:10:19:19
Darko Ferčej
Nun. Manchmal gibt es dort auch Probleme, da wir uns auf sehr unterschiedliche Arten von Gemeinschaften fokussieren. Wir haben uns auf die älteren Menschen und die Kinder konzentriert, aber in einigen Fällen, wie in Breda, auch auf Migrantinnen. Dabei gibt es einige Herausforderungen zu meistern, vor allem, wie man sich ihnen nähert und ihre Meinung einholt.
00:10:19:19 - 00:10:24:14
Abigail Acton
Verstehe. Dabei geht es um eine Art kulturelles Feingefühl, wenn versucht wird, tatsächlich alle Menschen einzubeziehen.
00:10:24:14 - 00:10:48:15
Darko Ferčej
Genau! Gibt es unterschiedliche Kulturen, so müssen wir sehr achtsam sein, diese Kultur respektieren, die richtigen Fragen stellen und uns zur richtigen Zeit auf die passende Weise nähern. Dabei musste sehr umsichtig vorgegangen werden. Es wurde eine andere Art Informationspunkt eingerichtet, und abgewartet, bis die Frauen sich dann annäherten.
00:10:48:18 - 00:10:52:23
Abigail Acton
Richtig, in der Tat. Okay. Und ist das auch geschehen? Funktioniert es?
00:10:53:03 - 00:11:09:20
Darko Ferčej
Ja, natürlich funktioniert es. Es dauert nur vielleicht ein bisschen länger. Wir brauchen außerdem auch die richtige Art von Personen, die sich engagieren. Denn wenn der Kontakt zu den Migrantinnen gelingt, dann gelingt er auch zu den Frauen, die sich gemeinsam engagieren.
00:11:09:24 - 00:11:30:10
Abigail Acton
Ich verstehe. Fantastisch. Das ist ein interessanter Punkt. Es ist ziemlich einfach zu sagen, dass alle mitmachen sollen, aber verschiedene Gruppen müssen auf unterschiedliche Weise angesprochen werden. Ganz gewiss. Ich danke Ihnen vielmals. Laura, ich wende mich jetzt an Sie, denn Ihre Arbeit überschneidet sich ein wenig mit dem, worüber wir gerade gesprochen haben. Innerhalb des Projekts NEIGHBOURCHANGE wurde untersucht, wie neue stadtplanerische Ansätze den sozialen Zusammenhalt fördern können.
00:11:30:12 - 00:11:39:13
Abigail Acton
Worin besteht denn das Problem bei den derzeitigen Ansätzen der Stadtplanung und beim Thema Regeneration, verraten Sie und das bitte, Laura? Warum funktioniert das, wies wir gerade handeln, nicht so gut?
00:11:39:15 - 00:12:41:11
Laura Fregolent
Nun, in wenigen Worten geht es um Folgendes: Ich denke, dass von oben nach unten gedachte Lösungen ohne Interaktion mit den Menschen ein Problem darstellen. Viele öffentliche Einrichtungen in Europa haben Wege erkundet, um die Gemeinschaften auf unterschiedliche Art und Weise in städtische Planungsprozesse einzubeziehen, es gibt partizipative Lösungen und Instrumente, verschiedene Werkzeuge zur Planung und Beteiligung. Aber selbst wenn auf der Grundlage der Gemeinschaft ein sehr großes, ein sehr breit angelegtes Spektrum an Kompetenzen und Erfahrungen zustande kommt, das über die üblichen Fachleute hinausgeht, sind wir immer noch mehr mit den Fachleuten anstelle der normalen Menschen, anstelle der Gemeinschaft, vertraut, und es haben insbesondere die am meisten gefährdeten und die ärmsten
00:12:41:11 - 00:13:15:21
Laura Fregolent
Gruppen und beispielsweise ethnische Minderheiten mit Hindernissen in Hinsicht auf die Teilhabe zu kämpfen. Im Rahmen des Forschungsprojekts NEIGHBOURCHANGE versuchen wir, die Möglichkeit einer inklusiveren Governance zu erkunden, insbesondere auf lokaler Ebene, denn dies ist die Ebene, die wir im Einzelnen untersuchen, auch wenn wir die verschiedenen Ebenen der Governance berücksichtigen.
00:13:15:21 - 00:13:21:03
Laura Fregolent
Unser Forschungsschwerpunkt war jedoch die lokale Governance.
00:13:21:09 - 00:13:42:22
Abigail Acton
Fantastisch. Meine Frage ist, ob Sie verschiedene Möglichkeiten zur Einbindung lokaler Gemeinschaften betrachtet haben. Und hier berühren wir ein wenig das, worüber Darko berichtet hat, zum Beispiel in Breda, wo versucht wurde, die Ansichten von Migrantinnen einzubeziehen, sie zu ermutigen, ihren Beitrag zu leisten. Können Sie mir für Ihren Fall einige Beispiele für die Art der Kommunikation nennen, die Sie mit den Menschen vor Ort aus Gruppen, die möglicherweise gefährdeter sind, anstreben?
00:13:43:02 - 00:13:45:22
Abigail Acton
Nennen Sie einige Beispiele für das, was Sie hier ansprechen.
00:13:45:24 - 00:14:18:07
Laura Fregolent
Verstehe. Nun, es ist ein partizipativer Prozess. Der gestaltet sich zuweilen schwierig und erfordert viel Energie. Und auch genau deswegen kommen sie meist in Prozessen im Allgemeinen, in politischen Prozessen im Allgemeinen und auch in der Stadtplanung, nicht so häufig vor. Beispielsweise könnte eine Gemeinschaft von einer anderen Ebene, etwa auch eine Gemeinschaft und Vereinigung,
00:14:18:09 - 00:14:39:08
Laura Fregolent
die an der Frage beteiligt ist, die mit der territorialen Transformation verbunden ist, in den Prozess einbezogen werden, um etwas zu verändern, zum Beispiel die Gestaltung des Zentrums, des Lands, des Territoriums der Stadt oder natürlich des Stadtviertels.
00:14:39:10 - 00:14:50:23
Abigail Acton
Ich weiß, dass Sie in Venedig ansässig sind, so fallen Ihnen in Venedig oder in der Umgebung von Venedig Beispiele ein, in denen Stadtteile verändert wurden, aber in Rücksprache mit den dort Wohnenden?
00:14:50:24 - 00:15:06:12
Laura Fregolent
Nun, in Venedig gibt es zum Beispiel zwar keine richtige Beteiligung, aber dennoch eine sehr starke Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an der Gemeinschaft und an Vereinigungen, etwa gegen den Tourismus.
00:15:06:14 - 00:15:08:13
Abigail Acton
Nun. Das ist ein großes Problem für Sie. Verstehe.
00:15:08:13 - 00:15:10:22
Laura Fregolent
Also ich meine den Tourismus und nicht die Reisenden. Nicht die Menschen.
00:15:10:23 - 00:15:11:23
Abigail Acton
Nein. Nein. Sicher. Verstehe.
00:15:11:24 - 00:15:37:17
Laura Fregolent
Nicht gegen die Menschen, sondern gegen dieses Phänomen. Genau. Und wir können sagen, dass wir bald einige Ergebnisse vorzuweisen haben. Jetzt zwar noch nicht, aber es gibt eine Diskussion mit den Institutionen auf den verschiedenen Ebenen. Ich kann also sagen, dass wir uns in einem Prozess befinden und dass dieser Prozess nie abgeschlossen sein wird. Ganz sicher.
00:15:37:22 - 00:15:54:15
Abigail Acton
Da ich weiß, dass Sie sich auch für den Begriff der Zersiedelung interessieren, frage ich mich, ob Sie in Venedig oder Umgebung einige Fälle beobachten können, wo die Stimmen der Menschen gehört wurden und sich etwas verändert hat. Und können Sie mir auch ein wenig über den Begriff der Ko-Kreation berichten? Denn das ist es, worüber wir hier sprechen.
00:15:54:15 - 00:16:00:08
Abigail Acton
Sagen Sie mir, was bedeutet Ko-Kreation? Diese Sache. Wie sieht es damit in Venedig aus?
00:16:00:10 - 00:16:34:04
Laura Fregolent
Nun, Ko-Kreation, Kollaboration, bedeutet, wie ich bereits sagte, dass keine Entscheidung von oben nach unten, sondern ein Prozess von unten nach oben stattfindet. Und somit kann zwar eine Person aus der Politik oder jemand mit Fachverstand eine Idee haben, eine Idee vorschlagen, aber es muss das Konzept aufgebaut werden, nach dem wir, die Gemeinschaft, mit den verschiedenen Beteiligten, den verschiedenen Aktiven, den verschiedenen Interessengruppen,
00:16:34:05 - 00:16:38:03
Laura Fregolent
auch beteiligt werden. Genau. Ich denke, dass das die richtige Art zu arbeiten ist.
00:16:38:08 - 00:16:48:18
Abigail Acton
Jawohl. Auf jeden Fall. Ist Ihnen dabei aufgefallen, dass die Planungsbehörden und die lokalen Gemeinden zögerten, sich in den Entscheidungsprozess mit den Anwohnerinnen und Anwohnern vor Ort einzubringen?
00:16:48:18 - 00:17:22:09
Laura Fregolent
Nun, die lokalen Behörden haben versucht, die Frage zu lösen, oder die Werkzeuge zu benutzen, die sie besser kennen. Und die Werkzeuge, die sie besser kennen, sind, dass ich die Entscheidung treffe und ihr versucht, sie umzusetzen, ihr, die Gemeinschaft, ihr, die professionellen praktischen Fachkräfte, und, na ja, ich denke, es ist ein kultureller Prozess, bei dem wir die Karten offen auf den Tisch legen müssen.
00:17:22:11 - 00:17:52:24
Laura Fregolent
Ja, wir müssen daran arbeiten und versuchen, auch die Verwaltung und die Politik stärker einzubeziehen, denn in diesem Forschungsprojekt ging es vor allem um das Thema der Innovation der Governance und darum, wie die Institution aus Erfahrungen und wie sie von der Gemeinschaft lernen kann.
00:17:53:01 - 00:17:59:13
Abigail Acton
Und was haben Sie zu guter Letzt herausgefunden? Was wäre die entscheidende Erkenntnis Ihres Projekts? Was meinen Sie?
00:17:59:13 - 00:18:10:10
Laura Fregolent
Nun, in gewisser Weise diese Vorstellung, dass etwas möglich ist; zusammengefasst in einem Leitsatz: Ein Mensch, die Bürgerschaft, kann etwas bewirken.
00:18:10:12 - 00:18:15:19
Abigail Acton
Und ich hoffe, dass sie dieses Konzept akzeptieren. Wie Sie sagen: Es ist ein fortlaufender Prozess.
00:18:15:20 - 00:18:16:05
Laura Fregolent
Genau.
00:18:16:08 - 00:18:23:02
Abigail Acton
Genau so ist es. Okay. Ich danke Ihnen vielmals. Überaus interessant. Hat jemand Fragen an Laura, oder Kommentare? Ja, bitte. Gonçalo.
00:18:23:07 - 00:18:50:12
Gonçalo Canto Moniz
Ich grüße Sie, Laura. Nun, ich interessiere mich sehr für Ihre Forschung. Ich habe einige Fragen, die sich natürlich auch aus unseren Erfahrungen ergeben. Eine bezieht sich auf die Arbeit mit Menschen, auf die Entwicklung anderer städtebaulicher Planungsmaßnahmen: Haben Sie auch Herausforderungen in Bezug auf die Werkzeuge vorgefunden, die in den Architektur- und Stadtplanungsbüros normalerweise genutzt werden?
00:18:50:14 - 00:19:15:16
Gonçalo Canto Moniz
Mussten Sie versuchen, andere Wege zu finden, um voranzukommen? Das ist die eine Frage. Und die andere Frage bezieht sich auf das Modell der inklusiven Governance. Normalerweise setze ich auf Ko-Governance. Ich weiß nicht, ob Sie das kennen. Wir arbeiten auch mit diesem technischen Unterschied. Aber ich weiß es nicht. Aber jemand, den ich in diesem Prozess als sehr interessant wahrnahm, ist das technische Personal der Gemeinde.
00:19:15:16 - 00:19:23:08
Gonçalo Canto Moniz
Denn es gibt hier zum einen die gewählten Leute, aber wir haben auch das technische Personal der Gemeinde, die in Wirklichkeit diejenigen sind, die vor Ort arbeiten.
00:19:23:10 - 00:19:31:07
Abigail Acton
Können Sie mir ein Beispiel nennen, Gonçalo, von welcher Art von technischem Personal Sie sprechen, in welchem Bereich? Sie meinen die Leute, die für das Verlegen von Wasserleitungen zuständig sind, oder?
00:19:31:10 - 00:19:55:10
Gonçalo Canto Moniz
Ja, die Fachkräfte, die in der Stadt- oder Gemeindeverwaltung arbeiten, in den Abteilungen für Stadtplanung, Umweltfragen, Weiterbildung, also das technische Personal, die Mitarbeitenden der Gemeinde, die meist eine andere Position als die Gewählten vertreten, und manchmal sind sie Verbündete, manchmal nicht. Was haben Sie darüber herausgefunden?
00:19:55:12 - 00:20:37:14
Laura Fregolent
Vielen Dank, Gonçalo, für deine Frage und deine Anregung. Nun ja, die Ko-Governance, das ist schwierig. Es ist schwierig, weil es, wie Sie es sehr gut erklärten, verschiedene Ebenen gibt, die technische ist eine davon. Dort gibt auch ein Problem mit dem Wissen aus der Gemeinschaft, zum Beispiel, zwar nicht mit dem technischen Projekt und dem technischen Wissen aus der Gemeinschaft direkt, nein, aber einiges Wissen ist Teil von einigen Teilen der Institution, und in der Regel befinden diese sich nicht auf dem gleichen Wissensstand.
00:20:37:14 - 00:21:12:01
Laura Fregolent
Und das ist ein Problem. Dafür muss die Gemeinschaft zum Beispiel die Hilfe von Fachleuten für Stadtplanung in Anspruch nehmen, die eine andere Rolle übernehmen und versuchen müssen, auf andere Weise in den Prozess eingebunden zu werden. Sie wissen schon, mithilfe der Werkzeuge. Auch das ist eine sehr, sehr wichtige Frage, denn wir müssen andere Werkzeuge finden, insbesondere wenn wir über die Planungsinstrumente nachdenken, die wir zum Einsatz bringen.
00:21:12:03 - 00:21:16:11
Laura Fregolent
Aber wir müssen wirklich an der Inklusion arbeiten.
00:21:16:11 - 00:21:37:09
Abigail Acton
Sehr gut. Vielen Dank, Genau, so ist es. Es geht somit darum, den Menschen Gehör zu verschaffen. Doch zunächst müssen diese Stimmen auch erhoben werden. Mit anderen Worten: Diese Stimmen müssen überhaupt erst einmal vorhanden sein, wenn darüber geredet werden soll, wie sie dann zu Gehör gebracht werden können. Genau so ist es tatsächlich. Hier kommen wir wieder auf Darkos Bemerkungen zurück, der vorhin sagte, dass eine Annäherung an bestimmte Gruppen erfolgen und auf ihre Reaktionen geachtet werden sollte.
00:21:37:11 - 00:22:01:17
Abigail Acton
Vielen herzlichen Dank. Gonçalo, jetzt wende ich mich Ihnen zu. Beim Ihrem Projekt URBiNAT standen die Erneuerung und Integration von benachteiligten Sozialwohngebieten im Mittelpunkt, Stadtentwicklungen mithilfe eines innovativen und inklusiven Katalogs einer, ich könnte wirklich sagen, wahren Vielfalt an naturbasierten Lösungen. Und wir wissen jetzt, was das bedeutet. Vielen Dank nochmals an Darko. Gonçalo, naturbasierte Lösungen wurden häufig unter dem Aspekt der Umweltwissenschaft betrachtet.
00:22:01:17 - 00:22:11:11
Abigail Acton
Ich weiß, dass Ihr Projektteam daran interessiert war, sich dem Konzept aus einer sozialwissenschaftlichen Richtung anzunähern. Ist das wichtig? Ist der Unterschied derart groß? Können Sie das erklären?
00:22:11:13 - 00:22:41:03
Gonçalo Canto Moniz
Danke, ich danke Ihnen, Abigail. Nun, ich denke, es handelt sich um den Versuch, eine weitere Dimension in die naturbasierten Lösungen einzubringen. Das war unsere Aufgabe im Rahmen des Projekts URBiNAT, und die Kommission hat es begrüßt, dass es von einem sozialwissenschaftlichen Institut vorgeschlagen wurde. Die Idee lautete also, zu verstehen, wie die naturbasierten Lösungen sich natürlich auf die Gruppendimension und die Umweltdimension konzentrieren, aber auch mit der sozialen Dimension kombiniert werden können.
00:22:41:09 - 00:23:13:16
Gonçalo Canto Moniz
Angenommen, wir brauchen Grün, wie Darko sehr gut erklärt hat, dann müssen wir aber auch Blau und womöglich Rot als Sinnbild für unser Blut in diese Lösung übernehmen. Das ist es, was wir mit unserer Projektarbeit zu erreichen versuchen. Das Ganze war sehr interessant, denn oft, wenn wir uns an die Gemeinschaften wandten, sagten sie: „Okay, wir wissen, dass Sie sehr gut konzipierte grüne Infrastrukturen erschaffen werden, aber wir möchten verstehen, wie wir sie nutzen und welchen Vorteil wir daraus ziehen können.“
00:23:13:18 - 00:23:34:09
Gonçalo Canto Moniz
Das hat sich bei unseren Projekten, die wir in verschiedenen Städten entwickelt haben, sehr positiv ausgewirkt. Denn die Menschen versuchen immer, das Grün, die Natur, mit der sozialen Dimension zu verbinden, mit sozialen Aktivitäten, die einen pädagogischen oder kulturellen Ansatz oder was auch immer verfolgen können.
00:23:34:09 - 00:23:49:07
Abigail Acton
Sehr gut. Ich danke Ihnen vielmals. Können Sie uns dazu einige Beispiele nennen? Ich weiß, dass auch Sie den Begriff „Reallabore“ verwendet haben. Berichten Sie mir bitte ein wenig über die Idee, diese Konzepte zu verfolgen und sie tatsächlich in die Praxis umzusetzen. Und sie zum Funktionieren zu bringen.
00:23:49:11 - 00:24:15:06
Gonçalo Canto Moniz
Nun, wir fordern die Gemeinschaften auf, nicht über grüne Korridore, sondern über gesunde Korridore nachzudenken. Mithilfe dieser gesunden Korridore wurde versucht, sich der sozialen Dimension anzunähern und die Auswirkungen in den Mittelpunkt zu rücken. Bei der Konzipierung aller Lösungen wird stets berücksichtigt, wie sie sich auf das Leben der Menschen auswirken werden.
00:24:15:06 - 00:24:17:06
Abigail Acton
Was ist unter dem gesunden Korridor zu verstehen? Was ist das?
00:24:17:07 - 00:24:39:10
Gonçalo Canto Moniz
Genau genommen ist es ein offenes Konzept, da es von den verschiedenen Gemeinschaften auf ihre eigene Weise interpretiert wurde, aber mit ihm wird versucht, einen Cluster aus naturbasierten Lösungen zu entwickeln, ein Cluster aus Lösungen, die zusammenarbeiten müssen. Und das ist sehr wichtig, denn naturbasierte Lösungen funktionieren meist nicht von selbst. Sie müssen als Cluster, als ein Ganzes, verstanden werden.
00:24:39:12 - 00:25:09:07
Gonçalo Canto Moniz
Dabei wird immer versucht, die grüne Dimension mit der sozialen Dimension zu verbinden, zum Beispiel brauchen wir natürlich Stadtgärten. Aber was können wir mit den Stadtgärten anfangen? Wir können eine Gemeinschaftsküche einrichten. Wir können soziale Märkte aufleben lassen. Und das funktioniert in einem Kreislauf: Wir produzieren, wir nutzen gemeinsam soziale Märkte, wir teilen miteinander oder wir verkaufen zu fairen Preisen und dann essen wir gemeinsam.
00:25:09:09 - 00:25:19:15
Abigail Acton
Können Sie mir dafür einige Beispiele nennen? Ich glaube, Sie haben in einem früheren Gespräch erwähnt, auf welche Weise dies zur sozialen Inklusion von Minderheitengruppen beiträgt. Können Sie mir bitte darüber berichten? Ja, sicher.
00:25:19:17 - 00:25:45:09
Gonçalo Canto Moniz
Das ist sehr wichtig, denn wenn wir die Menschen auffordern, sich zu beteiligen und ko-kreativ mitzugestalten, dann fordern wir sie dazu auf, sich an dem langen Prozess zu beteiligen, in dem sie Bedürfnisse ermitteln, Lösungen entwerfen, diese umsetzen und überwachen. Das bedeutet, dass sie an diesen Projekten sehr lange, im Fall von URBiNAT sechs Jahre, beteiligt sind.
00:25:45:09 - 00:26:09:21
Gonçalo Canto Moniz
Das stellt eine ziemliche Herausforderung dar. Sie müssen motiviert werden. Sie müssen verstehen, dass sie nicht nur direkte Gewinne erzielen, da sie beispielsweise Zugang zu besserem Gemüse erhalten, sondern auch Teil einer Gemeinschaft sein werden. Oft verkaufen die Menschen auf diesen sozialen Märkten fast nichts, aber sie halten sich dort auf, weil sie Teil der Gemeinschaft sein wollen.
00:26:09:21 - 00:26:35:00
Gonçalo Canto Moniz
Sie möchten gemeinsam etwas aufbauen. Sie wünschen sich dazuzugehören, zu diesen Nachbarschaften, die in unserem Fall die in Sozialwohnungen nebeneinander Lebenden waren. Sie waren alle benachteiligt. In diesem Sinne gab es einen Mangel an Gerechtigkeit, sie leben mit Ungleichheiten, aber sie haben ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit entwickelt. Sie möchten Teil dieser Gemeinschaft sein, und sie wollen, dass die Gemeinschaft wächst und sich der Herausforderung, dieser sozialen Herausforderung, gemeinsam stellen.
00:26:35:02 - 00:26:38:22
Gonçalo Canto Moniz
Und sie sehen die Natur als Chance, diese Veränderung herbeizuführen.
00:26:38:22 - 00:26:49:09
Abigail Acton
Wunderbar, und ich erinnere mich, dass Sie erwähnt haben, dass jeder Mensch offensichtlich seine eigenen Stärken hat. Ich glaube, Sie erzählten einmal, dass es eine Dame gab, die regelmäßig kam und sehr gut kochen konnte. Können Sie mir diese Geschichte erzählen?
00:26:49:11 - 00:27:13:11
Gonçalo Canto Moniz
Sicher. Diese Frauen sind in der Tat die treibende Kraft dieser Gemeinschaften. Wir sehen dort überall Frauen. Da kann ich auch eine schöne Geschichte erzählen, denn wie Sie vielleicht wissen, hatten wie 74 eine Revolution in Portugal. Wir sagen immer, dass die Revolution von Frauen durchgeführt wurde. Die Männer waren im Krieg in Kolonialgebieten, und die Frauen kämpften zuhause.
00:27:13:13 - 00:27:38:10
Gonçalo Canto Moniz
Das ist in den portugiesischen Gemeinschaften sehr stark ausgeprägt, aber wir sehen es überall auf der Welt. Die Frauen wollen ihr Nachbarschaften wirklich mehr verändern als die Männer. Das ist tatsächlich sehr interessant. Wenn sie sich dann an diesen Prozessen beteiligen, bringen sie ihr Wissen mit und möchten es weitergeben. Es gibt dann auch diese Art von Großzügigkeit gegenüber der Gemeinschaft.
00:27:38:10 - 00:27:53:10
Gonçalo Canto Moniz
Diese Idee des Kochens ist sehr mächtig, und verleiht diesem Prozess eine partizipative Dynamik. Kochen wird somit zu einer Möglichkeit, Menschen einzubeziehen und Teil eines transformativen Prozesses zu sein.
00:27:53:16 - 00:28:09:00
Abigail Acton
Ja, sicher. Ich könnte mir außerdem vorstellen, dass sie auch die Gemeinschaft der Zugewanderten mit einbezieht, wie Sie mir gegenüber in einem früheren Gespräch erwähnten: Sie kennen eine Frau, die regelmäßig auf einem dieser grünen Gartenmärkte kocht und auf diese Weise ihre Fähigkeiten und ihre Kultur anderen Menschen anbietet. Ich finde, das ist eine wunderbare Geschichte.
00:28:09:01 - 00:28:33:13
Gonçalo Canto Moniz
Ganz gewiss. Bei diesen Gemeinschaftsveranstaltungen und bei der Arbeit in Bereichen mit Sozialwohnungen treffen wir meist Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und von verschiedenster Herkunft. Das Kochen ist eine Möglichkeit, diese Kultur in Veranstaltungen einzubringen und auch die Kultur vorzustellen, und über ihre Wurzeln zu sprechen, und ihre Wurzeln in der Gemeinschaft präsent werden zu lassen.
00:28:33:15 - 00:28:36:12
Abigail Acton
Genau. Sehr gut. Der soziale Zusammenhalt ist dabei groß.
00:28:36:13 - 00:29:09:01
Gonçalo Canto Moniz
Genau. So ist es. Und die von Ihnen erwähnten Reallabore sind sehr wichtig, denn wir haben Labore immer eher als eine akademische Struktur verstanden. Die Idee der Reallabore besteht aber darin, diese akademische Struktur in die Gemeinschaften zu verlagern. Es geht darum, in der Gemeinschaft ein Labor zu erschaffen, das nicht nur an diesen Projekten, wie im Fall von URBiNAT, arbeitet, sondern auch in die Lage versetzt wird, zu verstehen, auf welche Weise gemeinsam zukünftige Projekte entwickelt werden können.
00:29:09:03 - 00:29:48:09
Gonçalo Canto Moniz
Das ist sehr wichtig, denn in diesem Reallaboren, in den Labors, die wir aktivieren, stellen wir Verbindungen, beispielsweise mit Gemeinden, her. Es gibt dann Kontaktstellen mit der Universität, mit der Gemeinde und mit Unternehmen. Diese Art von Beziehungen und Netzwerken verbleiben in der Gemeinschaft und werden im zukünftigen Projekt aktiviert. Die große Herausforderung der Reallabore besteht somit darin, die Gemeinschaften zu befähigen, in Ko-Kreation neue Lösungen zu entwerfen und mitzugestalten, nachdem die Projekte abgeschlossen sind. Denn es ist immer schwierig dranzubleiben, wenn wir die Gemeinschaften verlassen, damit dort etwa bleibt, und diese Seite des Konzept des Reallabors ist meiner Meinung nach die machtvollste.
00:29:48:09 - 00:29:51:19
Gonçalo Canto Moniz
Es ist eine Herausforderung. Aber es ist auch die stärkste Seite.
00:29:51:24 - 00:30:13:13
Abigail Acton
Das ist ausgezeichnet. Ich danke Ihnen sehr. Das haben Sie wirklich gut erklärt, Gonçalo, das weiß ich zu schätzen. Und Ihre Arbeit ist wirklich interessant. Neben den Gärten gibt es noch einige andere Ideen. Ich weiß, dass Sie an grünen Amphitheatern und Fußgängerbrücken mitgewirkt haben, die Gebiete miteinander verbinden, die früher nur über große Straßen zu erreichen waren, und auch anderes, um unsere Städte lebenswerter zu gestalten.
00:30:13:13 - 00:30:18:24
Abigail Acton
Ich danke Ihnen dafür sehr. Hat jemand eine Frage an Gonçalo? Ja, bitte. Darko. Was möchten Sie fragen?
00:30:18:24 - 00:30:42:09
Darko Ferčej
Ja. Vielen Dank, Ich denke, dass sich unsere Projekte ziemlich ähneln, und ich habe mich auch etwas gefragt, das Sie vorhin gleichermaßen erwähnten. Was denken Sie? Wie könnten Sie und auch wir dafür sorgen, dass diese Reallabore auch nach dem Projektende weiterleben? Wie können wir die Menschen nach dem Abschluss des Projekts einbinden?
00:30:42:11 - 00:31:12:13
Gonçalo Canto Moniz
Nun. Vielen Dank für diese Frage. Genau genommen hängt das mit dem Ko-Governance-Modell zusammen, das ich mit Laura ein wenig besprochen habe, denn das Ko-Governance-Modell, an dessen Entwicklung wir gearbeitet haben, beruhte auf einer Struktur von Arbeitsgruppen. Wir haben schon zu Beginn des Projekts diese Arbeitsgruppen eingerichtet. Und in diesen Arbeitsgruppen, die themenbezogen gemäß den Wünschen der Menschen sind, wurde begonnen, Beziehungen zwischen ihnen herzustellen.
00:31:12:15 - 00:31:38:09
Gonçalo Canto Moniz
Und sie entwickelten nicht nur Vorschläge für URBiNAT, sondern sie begannen auch, andere Vorschläge zu konzipieren. Und in der Tat haben sie weitere Anträge gestellt, weil sie möchten, dass die Projekte weitergeführt werden. Sie fangen also damit an, zum Beispiel Bürgerhaushalte bei den Kommunen zu beantragen, sie beginnen, eine nationale Finanzierung für Projekte von Nichtregierungsorganisationen zu beantragen.
00:31:38:11 - 00:32:00:19
Gonçalo Canto Moniz
Diese Arbeitsgruppen arbeiten dann eben auch nach Projektabschluss weiter zusammen. Tatsächlich werden die meisten von ihnen von verschiedenen Nichtregierungsorganisationen aktiviert, die zuweilen mitteilen, dass das große Ergebnis von URBiNAT darin bestand, uns zur Zusammenarbeit zusammenzubringen. Einfach nur, weil wir zwar wussten, dass wir existieren, denn wir befanden uns im selben Gebiet, aber wir arbeiteten nicht zusammen. Und jetzt arbeiten wir aber zusammen.
00:32:00:21 - 00:32:30:20
Gonçalo Canto Moniz
So sehen sie es auf alle Fälle als einen Gewinn. Und wir beobachten, dass sie auch nach dem Ende des Projekts im letzten Jahr noch zusammenarbeiten, um beispielsweise den Sozialmarkt weiterzuentwickeln. Es läuft immer noch, aber sie sind jetzt an anderen gemeinsamen Projekten beteiligt. So gibt es beispielsweise Nichtregierungsorganisationen, die mit der Gesundheitsversorgung zu tun haben, und andere, die sich mit Stadtgärten oder kulturellen Aktivitäten befassen.
00:32:30:22 - 00:32:37:10
Gonçalo Canto Moniz
Jetzt verfolgen sie ihre Projekte weiter. Und das bedeutet, denke ich, dass das Labor lebt.
00:32:37:15 - 00:32:53:09
Abigail Acton
Das Reallabor, das lebende Labor, ist lebendig. Das ist ausgezeichnet. Ich danke Ihnen allen so sehr für Ihre wunderbare Arbeit und Ihre interessanten Einblicke, sowohl in die Praxis als auch in die Theorie und dann wieder zurück in die Praxis. Das weiß ich wirklich sehr zu schätzen. Vielen Dank, dass Sie heute bei uns waren.
00:32:53:10 - 00:32:54:03
Darko Ferčej
Vielen Dank an Sie, Abigail.
00:32:54:06 - 00:32:56:21
Laura Fregolent
Vielen Dank Vielen Dank Ich verabschiede mich von Ihnen allen herzlich.
00:32:56:22 - 00:32:58:04
Abigail Acton
Machen Sie es gut. Auf Wiedersehen.
00:32:58:04 - 00:32:58:19
Darko Ferčej
Auf Wiedersehen.
00:32:58:21 - 00:33:02:15
Alles Gute, Ihnen allen.
Auf Wiedersehen.
00:33:02:17 - 00:33:26:08
Abigail Acton
Wenn Ihnen dieser Podcast gefallen hat, folgen Sie uns auf Spotify und Apple Podcasts und besuchen Sie die Podcast-Homepage auf der CORDIS-Website. Melden Sie sich an, damit Ihnen die spannendsten Forschungsergebnisse der EU-finanzierten Wissenschaft nicht entgehen. Und wenn Ihnen das Zuhören Freude bereitet hat, dann erzählen Sie es doch bitte weiter. Wir haben über die neueste Technologie gesprochen, die das Brandrisikos auf Roll-on-Roll-off-Fähren reduziert, und über das Hautpflaster, mit dem auf Tuberkulose getestet werden kann.
00:33:26:10 - 00:33:47:17
Abigail Acton
In unseren 49 Episoden wird etwas dabei sein, das Ihre Neugierde weckt. Vielleicht möchten Sie erfahren, an welchen Themen andere EU-finanzierte Projektteams arbeiten, um die Lebensqualität in unseren Städten zu verbessern? Die CORDIS-Website verschafft Ihnen einen Einblick in die Ergebnisse der innerhalb von Horizont 2020 und Horizont Europa finanzierten Projekte, die sich mit diesem Bereich beschäftigen. Vielleicht sind Sie an einem Projekt beteiligt oder möchten eine Finanzierung beantragen.
00:33:47:19 - 00:34:05:21
Abigail Acton
Schauen Sie sich an, womit sich andere in Ihrem Bereich beschäftigen. Seien Sie willkommen und entdecken Sie die Forschung, die offenbart, wie unsere Welt tickt. Wir freuen uns stets darauf, von Ihnen zu hören. Schreiben Sie uns eine Nachricht an editorial@cordis.europa.eu. Bis zum nächsten Mal.
Stadtentwicklung und Stadtplanung neu denken
Etwa drei Viertel der Bevölkerung der EU bewohnen Städte. Leben Sie in einem inklusiven Gebiet mit Parks und öffentlichen Räumen, die in Absprache mit den Menschen vor Ort gestaltet wurden? Oder erscheint Ihnen diese Vorstellung unerreichbar? Vielleicht beinhalten Ihre Erfahrungen mit dem Leben in der Stadt eher weniger Annehmlichkeiten. Bis 2050 werden voraussichtlich 80 % der Menschen Europas in Städten leben, und angesichts der Konzentration von Bevölkerung und Infrastruktur sind Städte besonders anfällig gegenüber Umweltbelastungen. Wir sehen bereits die Auswirkungen von Umweltverschmutzung, sowohl von Lärm als auch von Emissionen, Hitzewellen, Sturzfluten und verunreinigtem Boden. Der globale Temperaturanstieg wird diese Probleme weiter verschärfen. Auch die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und der Verbrauch natürlicher Ressourcen bilden Gründe dafür, dass es an der Zeit ist, unsere Herangehensweise an die Stadtentwicklung und -planung zu überdenken, um grünere Städte entstehen zu lassen, in denen mehr Gerechtigkeit und Zusammenhalt herrscht. Naturbasierte Lösungen (NBS), Ko-Kreation, Reallabore: Was bedeuten diese Begriffe und warum sind sie wichtig? Unsere drei Gäste dieser Folge, die alle von Forschungs- und Innovationsfinanzierung profitierten, können diese Konzepte erklären und verdeutlichen, wie sie in unseren Städten zum Wohlbefinden beitragen können. Darko Ferčej(öffnet in neuem Fenster) ist Leiter des EU-Projektreferats innerhalb des slowenischen gemeinnützigen Instituts E-zavod(öffnet in neuem Fenster). Sein Interesse gilt der Umsetzung politischer Theorien in praktische Veränderungen, die dem Leben der Menschen in städtischen Umgebungen zugutekommen, was er im Rahmen des Projekts UPSURGE erkundet hat. Laura Fregolent(öffnet in neuem Fenster) ist Professorin für Stadtplanung an der Universität Venedig(öffnet in neuem Fenster) in Italien. Im Lauf der Jahre hat sie die Prozesse des städtischen Wandels und der Ausdehnung der Städte sowie die sozialen Auswirkungen der Wohnungsbaudynamik untersucht. Sie koordinierte das Projekt NEIGHBOURCHANGE. Gonçalo Canto Moniz(öffnet in neuem Fenster) ist Professor für Architektur und Forscher am Zentrum für Sozialwissenschaftiche Studien an der Universität Coimbra(öffnet in neuem Fenster) in Portugal. Er ist fasziniert von der Art und Weise, wie die Ko-Kreation naturbasierter Lösungen in unseren Städten inklusivere Stadtviertel fördern kann, wobei er dieses Konzept innerhalb des Projekts URBiNAT verfolgt.
Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören!
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