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Neue Koalition engagiert sich für Tierversuche in der biomedizinischen Forschung

Mehrere europäische Wissenschaftler haben die European Coalition for Biomedical Research (ECBR) gegründet. Ziel der neuen Organisation ist es, die überarbeitete Richtlinie 86/609 zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tieren zu beeinflussen...

Mehrere europäische Wissenschaftler haben die European Coalition for Biomedical Research (ECBR) gegründet. Ziel der neuen Organisation ist es, die überarbeitete Richtlinie 86/609 zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tieren zu beeinflussen. Laut Kommission wurde es in den letzten Jahren immer deutlicher, dass die Richtlinie überarbeitet werden muss, um das Wohlergehen von Versuchstieren weiter zu fördern und die Entwicklung alternativer Methoden voranzutreiben. Die 1986 verabschiedete Richtlinie sollte die Kontrolle über die Verwendung von Versuchstieren verbessern und Mindeststandards sowohl für Unterbringung und Pflege der Tiere als auch für die Ausbildung des Personals, das mit den Versuchstieren befasst ist, festlegen. Ferner soll die Richtlinie die Anzahl der Versuchstiere reduzieren und die Ausgangsbasis für die Einrichtung des Europäischen Zentrums zur Validierung alternativer Methoden (ECVAM) bilden. Die Kommission vertritt jedoch die Ansicht, dass mehrere Bestimmungen der Richtlinie Interpretationsspielraum gewähren und einige Bestimmungen eher politischer als regulatorischer Natur sind. Darüber hinaus gebe es kein ethisches Prüfverfahren und keine Verpflichtung, vor der Durchführung von Versuchen eine Genehmigung einzuholen, und die Themen Ersatz, Verbesserung und Verminderung von Tierversuchen seinen nicht erwähnt. Ferner seien seit der Umsetzung der Richtlinie neue Techniken entwickelt worden, zum Beispiel der Einsatz transgener Tiere oder das Klonen. Daher forderte die Kommission eine vorläufige Folgenabschätzung der verschiedenen Optionen für die Überarbeitung der Richtlinie. Im Sommer 2006 fand auch eine öffentliche Konsultation der Akteure statt. Die Ergebnisse beider Maßnahmen fließen nun in die Erstellung eines neuen Kommissionsvorschlags ein, dessen Veröffentlichung für Anfang 2007 vorgesehen ist. Die neue ECBR ist der Meinung, dass einige der Änderungen der wissenschaftlichen Forschung im Weg stehen werden. "Auch wenn die Diskussion um die Überarbeitung viele vernünftige Elemente enthält, so gibt es doch auch einige recht gefährliche Vorschläge", so Dr. Mark Matfield, Direktor der European Biomedical Research Association und Generalsekretär der ECBR. Als Beispiel führt Dr. Matfield den Vorschlag an, die Verwendung nicht menschlicher Primaten in der Forschung auf solche Tiere zu beschränken, die seit zwei oder mehr Generationen in Gefangenschaft gezüchtet werden. "Es gibt nicht genügend Versuchsprimaten, die seit zwei Generationen in Gefangenschaft gezüchtet werden, und es würde Jahre dauern, bis genügend verfügbar sind", erklärte er. Während viele Menschen die Verwendung von Primaten für wissenschaftliche Versuche verabscheuen, führt Dr. Matfield an, diese Tiere seien für bestimmte Bereiche der Neurowissenschaft und der Virologie, der biotechnologischen Entwicklung und der Entwicklung von Impfstoffen gegen AIDS und Malaria sowie für die Tests neuer Krebstherapien und Therapien für multiple Sklerose unerlässlich. Laut eines statistischen Berichts der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2005 wurden im Jahr 2002 10,7 Millionen Tiere zu Versuchszwecken eingesetzt (ferner liegen Zahlen aus Frankreich vor, die aus dem Jahr 2001 stammen). Davon waren etwa 0,1 Prozent, also rund 10 700, Primaten. Der neuen Koalition gehören 34 Gesellschaften und Verbände an, die etwa 37 000 Akademiker vertreten. "Wir sind der Ansicht, dass eine solche - sowohl geografisch als auch interdisziplinär - breit angelegte Koalition in hohem Maße dazu beitragen kann, dass diese Botschaften effektiv und an die richtigen Adressaten verbreitet werden und die Stimme der europäischen Wissenschaftsgemeinde laut und deutlich zu vernehmen sein wird", erklärte Peter Janssen von der Belgischen Gesellschaft für Neurowissenschaften, der der Exekutivgruppe des ECBR angehört.