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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Verknüpfung von Wissenschaft und Politik in der Ostseeregion

Wissenschaftler der Ostseeregion bemühen sich um verstärkte Zusammenarbeit, um die Ostsee vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen und sicherzustellen, dass Millionen von Menschen, die an ihrer Küste oder unweit der Küste leben, nachhaltig in Form von Gütern und Dienstleis...

Wissenschaftler der Ostseeregion bemühen sich um verstärkte Zusammenarbeit, um die Ostsee vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen und sicherzustellen, dass Millionen von Menschen, die an ihrer Küste oder unweit der Küste leben, nachhaltig in Form von Gütern und Dienstleistungen einen Nutzen aus der Ostsee ziehen können. Das EU-geförderte Forschungsprojekt BONUS ist ein erster Schritt zur Umsetzung dieser Kooperation. Die Ostsee, die nur über das enge Kattegat mit der Nordsee verbunden ist, ist im Grunde ein Binnengewässer und daher besonders anfällig für Umweltprobleme, da die Verweildauer von Stoffen, die in das Meer gespült werden, zumeist über 30 Jahre beträgt. Die größten Umweltprobleme, denen sich die Ostsee gegenübersieht, sind Eutrophierung aufgrund übermäßigen Nährstoffeintrags und Verschmutzung mit schädlichen Substanzen aus Industrie und Verkehr. Wie in den meisten Meeren gehen auch in der Ostsee die Fischbestände aufgrund von Überfischung immer mehr zurück und die biologische Vielfalt ist bedroht. Die Anfälligkeit der Ostsee für diese Probleme wurde schon früh erkannt, sodass die Ostseeanrainerstaaten 1974 das Übereinkommen über den Schutz der Meeresumwelt des Ostseegebietes, die sogenannte Helsinki-Konvention, kurz HELCOM, unterzeichneten. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass das Übereinkommen noch während des Kalten Krieges geschlossen wurde. Als die Ostseeanrainerstaaten nach und nach der EU beitraten, wurde die politische Zusammenarbeit zum Schutz der Ostsee intensiviert und erlebte 2004 mit dem Beitritt von Estland, Lettland, Litauen und Polen ihren bisherigen Höhepunkt. Mit Ausnahme zweier kurzer russischer Küstenabschnitte grenzt die Ostsee nun vollständig an die EU. Die Zusammenarbeit in der Ostseeregion begann bereits sehr früh mit der Einrichtung des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) im Jahre 1902. In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere wissenschaftliche Vereinigungen, etwa die der Baltic Marine Biologists oder der Baltic Sea Geologists, ins Leben gerufen. In der jüngsten Vergangenheit wurde durch EU-Projekte ein weiterer Rahmen für gemeinsame Forschungsprojekte in der Region geschaffen. Nun gibt es Pläne zur Schaffung eines gemeinsamen Ostsee-Forschungsprogramms, und das EU-geförderte Projekt BONUS ist ein erster Schritt zur Umsetzung dieses Vorhabens. Das BONUS-Projekt vereint die Finanzierungsagenturen der Ostseeanrainerstaaten, einschließlich Russland, um so die Bedingungen für eine gemeinsame Forschungsagenda zu schaffen. Ziel des Projekts ist es, unter Berufung auf den selten angewandten Artikel 169 Fördermittel für das Programm zu erhalten. "Artikel 169 ist nur einer von Hunderten von Artikeln, die die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten regeln. Der Artikel besagt schlicht, dass sich die Europäische Gemeinschaft an jedem von Mitgliedstaaten ins Leben gerufenen Programm beteiligen kann", erklärt Dr. Kaisa Kononen von der Finnischen Akademie, die für die Koordinierung des Projekts BONUS verantwortlich ist. "Es handelt sich dabei um ein Finanzierungsinstrument, das nur sehr selten in Anspruch genommen wird und das ganz im Einklang mit den Prinzipien des Europäischen Forschungsraums und der Koordinierung der europäischen Forschung steht." Im Ostsee-Forschungsraum werden alle teilnehmenden Finanzierungseinrichtungen Mittel in einen virtuellen Fonds einzahlen. Anschließend werden in der gesamten Region Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen veröffentlicht. In einem einzigen Bewerbungsverfahren werden alle Projektvorschläge von einem einzigen Bewertungsgremium beurteilt. In Kürze wird feststehen, ob die Bewerbung des Projekts für Förderung unter Artikel 169 erfolgreich war. Natürlich ist es nicht ausreichend, nur Forschung durchzuführen. Die Untersuchungsergebnisse müssen auch an politische Entscheidungsträger weitergeleitet werden. "Wissenschaftler müssen begreifen, dass ihre Forschung einen konkreten Nutzen haben muss", merkt Dr. Kononen an und fügt hinzu, Wissenschaftler sollten ermutigt werden, Instrumente für politische Entscheidungsträger zu konzipieren, anhand derer sich die Auswirkungen politischer Entscheidungen vorausberechnen ließen. Beispielhaft für forschungsbasierte politische Beratung seien etwa die Empfehlungen des ICES bezüglich Fischfangquoten. Dr. Kononen engagiert sich stark für die Organisation einer Konferenz zu eben diesem Thema, die in Helsinki unter dem Finnischen Ratsvorsitz stattfinden wird. Ziel der Konferenz ist es, aufzuzeigen, wie Forschung dem Schutz und der Nutzung der Meeresumwelt dienen kann. Dr. Kononen hofft, dass sich im Konferenzsaal lebhafte Diskussionen zwischen Wissenschaftlern und Politikern ergeben. Schließlich wünscht sich Dr. Kononen, dass die Bemühungen im Ostseeraum bei der Verknüpfung von Wissenschaft und Politik zur Umsetzung der europäischen Meeresstrategie Vorbildfunktion erfüllen mögen. "Die Ostseeregion könnte in diesem Bereich eine Art Vorreiterrolle einnehmen und dann beispielsweise den Anrainerländern des Mittelmeers, des Schwarzen Meers und der Nordsee zeigen, wie man solche Probleme am besten angeht", so Dr. Kononen weiter. "Vielleicht werden wir Fehler machen, vielleicht werden wir erfolgreich sein, doch wie es auch kommen mag, auf jeden Fall können andere daraus Lehren ziehen, denn wir sind gerne bereit, mit anderen zusammenzuarbeiten und ihnen zu zeigen, wie wir vorgehen."

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