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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Fachzeitschrift Science strafft Review-Verfahren

Die führende Wissenschaftszeitschrift Science soll ihr Gutachter-Verfahren ändern, um Artikel mit betrügerischen Forschungsergebnissen erkennen und ablehnen zu können. Das empfiehlt ein Bericht über den Fall Woo Suk Hwang, den zwischenzeitlich diskreditierten südkoreanischen S...

Die führende Wissenschaftszeitschrift Science soll ihr Gutachter-Verfahren ändern, um Artikel mit betrügerischen Forschungsergebnissen erkennen und ablehnen zu können. Das empfiehlt ein Bericht über den Fall Woo Suk Hwang, den zwischenzeitlich diskreditierten südkoreanischen Stammzellenforscher, dessen Artikel in Science veröffentlicht wurden. Im März 2004 veröffentlichte Science einen Artikel von Dr. Hwang und seinen Kollegen, in dem die angebliche Entwicklung von menschlichen embryonalen Stammzellen aus einer geklonten menschlichen Blastozyte beschrieben wurde, aus denen potenziell jede menschliche Zelle entstehen kann. Etwas mehr als ein Jahr später, im Juni 2005, wurde ein weiterer Artikel veröffentlicht, in dem Dr. Hwang und sein Team behaupteten, die ersten menschlichen embryonalen Stammzelllinien isoliert zu haben, die auf die DNS von kranken oder an einer Wirbelsäulenverletzung leidenden Patienten maßgeschneidert sind. Im Januar 2006 hat Science beide Artikel zurückgezogen, nachdem bekannt geworden war, dass Dr. Hwangs angebliche Ergebnisse auf schwerwiegendem wissenschaftlichem Fehlverhalten beruhten. Das Editorial Board der Zeitschrift setzte daraufhin einen Ausschuss aus führenden Wissenschaftsredakteuren und Stammzellenforschern ein, der die Handhabung der betrügerischen Artikel durch Science untersuchen sollte. Der Bericht des Ausschusses und die Reaktion des Chefredakteurs von Science wurden jetzt auf der Science-Website veröffentlicht. Dem Bericht zufolge kam der Ausschuss zu dem Ergebnis, das sich die Gutachter der betrügerischen Artikel an die Science-Verfahren gehalten und sich bemüht haben - mehr noch als bei den meisten in Science veröffentlichten Artikeln - sicherzustellen, dass die Beiträge auf fundierter Forschung beruhen. Der Ausschuss weist jedoch darauf hin, dass die Grundlage der derzeitigen Verfahren Vertrauen in die Integrität der großen Mehrheit der Forscher ist. "Tatsache ist allerdings, dass [Science] heute einige wenige Artikel erhält, die entweder wissentlich irreführend sind�oder durch Eigeninteresse wesentlich verzerrt werden", heißt es in dem Bericht. Das Renommee, das mit einer Veröffentlichung in einer der führenden Zeitschriften wie Science oder Nature verbunden ist, so die Autoren des Berichts, veranlasse einige Wissenschaftler dazu, gegen die Regeln zu verstoßen. "Dieses Problem hat bedeutende Auswirkungen auf die Wissenschaft insgesamt, da Vertrauen in das System unerlässlich ist, und da Science und Nature als ein Hort der Spitzenforschung gelten", so der Bericht. Angesichts der Anzahl der Artikel, die bei Science eingereicht werden, hält es der Ausschuss jedoch für schier unmöglich, alle noch strenger zu begutachten. Er empfiehlt daher, dass die Zeitschrift bei Artikeln, die voraussichtlich hohe Visibilität haben oder sehr einflussreich sein werden, ein "gesundes Maß an Vorsicht" walten lässt. "Es muss unbedingt ein Verfahren entwickelt werden, das die Artikel, die wahrscheinlich auf reges Interesse stoßen, besonders genau auf Fehler, Fehldarstellungen, Irreführungen oder echten Betrug prüft", fordern die Autoren des Berichts. Ihrer Ansicht nach könnten in Zukunft solche Artikel aus den Bereichen Klima, Energie, Gesundheit oder Nanotechnologie kommen. Der Ausschuss empfiehlt der Zeitschrift, eine "Risikobewertung" aller zur Veröffentlichung angenommenen Artikel durchzuführen. Ein solches Verfahren fragt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Arbeit wissentlich irreführend oder einfach falsch ist, und welche Folgen dies für Science und für die Wissenschaft insgesamt hat. Außerdem werden Aspekte der öffentlichen Politik, des geistigen Eigentums und des akademischen Ansehens geprüft. Der Bericht empfiehlt auch die Einrichtung eines Verfahrens zur Klärung der Beiträge und Verantwortlichkeiten der Autoren und Ko-Autoren und fordert, dass das veröffentlichte Hintergrundmaterial wesentlich mehr Informationen enthält. "Primärdaten sind wichtig und sollten den Gutachtern und Lesern zur Verfügung gestellt werden", schreiben die Autoren. Und schließlich raten sie Science, mit anderen renommierten Zeitschriften wie Nature zusammenzuarbeiten und gemeinsame Standards zu entwickeln. "Es wäre nicht wünschenswert, dass Autoren Zeitschriften für die Veröffentlichung ihrer Arbeiten aufgrund von Standards oder dem Fehlen solcher hier angesprochener Standards wählten", warnt der Bericht. In seiner Antwort auf den Bericht schreibt der Chefredakteur von Science, Donald Kennedy: "Wir werden auf jeden Fall die wichtigsten Ergebnisse des Berichts akzeptieren und alle Autoren, Gutachter und Leser über unsere neuen Verfahren informieren, sobald diese feststehen." Er stimmt den Autoren des Berichts zu, dass die Veröffentlichung der Artikel "sehr schlecht" war. "Indem wir die Empfehlungen und unsere Reaktion darauf öffentlich machen, möchten wir betonen, wie wichtig es uns ist, das Gutachter-Verfahren vor Missbrauch durch wissentliches Fehlverhalten zu schützen", schreibt er und fügt hinzu, dass die Leser von Science in nächster Zukunft mit überarbeiteten Leitlinien für Autoren rechnen können. "Wir ziehen weitere Veränderungen als Reaktion auf den Bericht in Betracht und werden uns in diesem Prozess auch in Zukunft intensiv mit der wissenschaftlichen Gemeinde beraten", schließt er.

Länder

Südkorea, Vereinigte Staaten

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