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Sind Tierversuche notwendig oder nützlich? Die Diskussion geht weiter�

Nach der Veröffentlichung zweier britischer Studien über Tierversuche und ihre Vorteile füllt die hitzige Debatte pro und contra Tierversuche derzeit erneut die Spalten der Zeitungen. Die erste Studie, die vom Weatherall-Ausschuss durchgeführt wurde, war von der Royal Societ...

Nach der Veröffentlichung zweier britischer Studien über Tierversuche und ihre Vorteile füllt die hitzige Debatte pro und contra Tierversuche derzeit erneut die Spalten der Zeitungen. Die erste Studie, die vom Weatherall-Ausschuss durchgeführt wurde, war von der Royal Society, dem Medical Research Council, dem Wellcome Trust und der Academy of Medical Sciences in Auftrag gegeben worden. Sie kam zu dem Schluss, dass aus wissenschaftlicher und ethischer Sicht sehr viel für begrenzte Forschung an Affen spricht. Sir David Weatherall, früher Genetiker an der Universität Oxford und der führende Autor des Berichts, sagte, in bestimmten Fällen sei die Nutzung nicht menschlicher Primaten der einzige Weg, um wichtige wissenschaftliche Fragen beantworten zu können, da andere Tiere, wie zum Beispiel Mäuse, dem Menschen nicht ähnlich genug sind. "Zumindest für die absehbare Zukunft spricht aus wissenschaftlicher Sicht vieles für vorsichtige und detailliert geregelte Forschung an nicht menschlichen Primaten, sofern dies der einzige Weg ist, um wichtige wissenschaftliche oder medizinische Fragen zu beantworten, und unter der Voraussetzung, dass hohe Tierschutzstandards eingehalten werden", sagte er. Dem Ausschuss zufolge können die drei Krankheiten Malaria, AIDS und Tuberkulose, denen weltweit zusammen stündlich 800 Menschen zum Opfer fallen, am besten mit Impfstoffen bekämpft werden, deren Entwicklung und Sicherheitsprüfung Versuche an Affen erfordern. "Vorab-Versuche mit wenigen nicht menschlichen Primaten kann sicherstellen, dass wir nur mit Impfstoffen in die Phase der klinischen Tests einsteigen, die wahrscheinlich Millionen von Menschen vor dem Tod durch diese Krankheiten bewahren", sagte Sir David. Dem National Centre for the Replacement, Refinement and Reduction of Animals in Research (NC3Rs) zufolge ist die Studie zwar begrüßenswert, sie gehe jedoch nicht weit genug. Die Vorsitzende Dr. Vicky Robinson sagte: "Der Bericht unterstützt zwar voll und ganz die Arbeit zur Reduktion der Nutzung von Primaten, aber in Bezug auf die Skizzierung von Prioritäten für die Entwicklung und den Einsatz von Alternativen geht er leider nicht weit genug." Die zweite Veröffentlichung, herausgegeben vom British Medical Journal, analysierte Untersuchungen in sechs Bereichen und fand heraus, dass in nur drei Bereichen die Ergebnisse der Tierversuche den Versuchsergebnissen mit menschlichen Probanden entsprachen. Die Katastrophe, die kürzlich im Rahmen klinischer Versuche in Northwick Park passierte, unterstützt dieses Ergebnis, da damals menschliche Probanden negative Reaktionen auf ein Medikament zeigten, das als sicher für Tiere galt. Der Autor der Studie, Professor Ian Roberts, empfahl Tierversuche, aber nicht für alle Medikamente. Für seine Studie untersuchte das Team Ergebnisse diverser Menschen- und Tierversuche in sechs Behandlungsbereichen und zog das Fazit, dass es keine konsistente Übereinstimmung der Ergebnisse von Tier- und Menschenversuchen gibt. Professor Roberts: "Die Debatte zu diesem Thema ist ziemlich hysterisch. Im Moment sind zu viele Emotionen im Spiel und zu wenig Wissenschaft." Professor Roberts weiter: "Vivisektionsgegner sagen, Tierversuche seien völlig unnütz, und die, die die Tierversuche durchführen, sagen, ohne sie gäbe es keine sichere und effektive Behandlung." In Großbritannien wird die Debatte zwar hitziger geführt als in anderen Ländern, aber die Akteure entwickeln europaweit Strategien, wie Tierversuche durch moderne Alternativen ersetzt werden können. Das Europäische Zentrum zur Validierung Alternativer Methoden (ECVAM) der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission hat bereits eine Datenbank mit Alternativen zu Tierversuchen eingerichtet. Die Europäische Kommission ist auch an der Europäischen Partnerschaft für die Förderung von Alternativkonzepten zu Tierversuchen (European Partnership on Alternative Approaches to Animal Testing - EPAA) beteiligt. Diese Plattform versucht, alternative Ansätze zu Tierversuchen umzusetzen: Sie arbeitet mit Firmen aus sieben verschiedenen Industriesektoren an der Realisierung der so genannten 3R-Strategie - reducing, refining, replacing, also verringern, verfeinern und ersetzen.

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