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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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GFS-Bericht analysiert wirtschaftlichen Nutzen von GV-Pflanzen

Der Anbau von genetisch veränderten (GV) Pflanzen kann Bauern wirtschaftliche Vorteile bringen. Sie entstehen in erster Linie durch die Kosteneinsparungen für Herbizide, Pestizide und Maschinen, nicht aus höheren Erträgen, wie man bisher annahm. Zu diesem Ergebnis kommt ein Be...

Der Anbau von genetisch veränderten (GV) Pflanzen kann Bauern wirtschaftliche Vorteile bringen. Sie entstehen in erster Linie durch die Kosteneinsparungen für Herbizide, Pestizide und Maschinen, nicht aus höheren Erträgen, wie man bisher annahm. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission zu den weltweiten wirtschaftlichen Auswirkungen von GV-Pflanzen. Vor mehr als zehn Jahren wurden die ersten GV-Pflanzen in die Landwirtschaft eingeführt. Damals fanden genetisch veränderte Baumwolle, Mais, Raps und Sojabohnen in vielen Teilen der Welt schnelle Verbreitung. Schätzungen zufolge ist die Anbaufläche von GV-Pflanzen von 2,8 Mio. Hektar im Jahr 1996 auf 90 Mio. Hektar im Jahr 2005 angewachsen. Insgesamt werden in mehr als 20 Ländern weltweit GV-Pflanzen angebaut. Sieben dieser Länder haben ein hohes Einkommen, 14 sind Entwicklungsländer. Derzeit ist Spanien das einzige Land in der EU, in dem in bedeutendem Maße GV-Pflanzen für die kommerzielle Nutzung angebaut werden. Der Bericht wurde vom Institut für technologische Zukunftsforschung (Institute for Prospective Technological Studies - IPTS) der GFS im Rahmen des unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) geförderten Projekts SIGMEA (Sustainable Introduction of GMOs into European Agriculture) erstellt. Bei der Abwägung der wirtschaftlichen Auswirkungen kommt der Bericht zu dem Schluss, dass bei einigen GV-Pflanzen die Ertragssteigerung im Vergleich zu konventionellen Züchtungen unbedeutend ist. So hat eine Untersuchung aus dem Jahr 2000 unter Bauern des Staats Delaware in den USA ergeben, dass eine herbizidtolerante (Ht) Sojabohnensorte im Vergleich zu herkömmlichen Sorten nur eine geringe Ertragssteigerung bietet. In einer anderen Untersuchung wurde festgestellt, dass Bauern, die Ht-Soja anbauen, pro Hektar im Durchschnitt 13 EUR mehr für Saatgut ausgeben als vorher. Bei anderen GV-Pflanzen jedoch, zum Beispiel bei der schädlingsresistenten Baumwolle (Bt), war der Ertrag wesentlich höher als bei den herkömmlichen Sorten. Der Bericht verweist auf Studien aus China, Indien, Argentinien und Südafrika, denen zufolge die Erträge der Bt-Baumwollpflanzen zwischen 10 und 87 Prozent über denen der herkömmlichen Sorten liegen. In Spanien berichten die Bauern, die Bt-Mais anbauen, dass der durchschnittliche Ertrag in drei Ernteperioden nur knapp fünf Prozent über dem Ertrag der herkömmlichen Maissorten lag. Aber unabhängig von den Erträgen haben die Bauern, die GV-Pflanzen anbauen, festgestellt, dass sie dank der Einführung der GV-Pflanzen an anderer Stelle Kosteneinsparungen verzeichnen konnten. So haben in den USA Erzeuger von Ht-Soja Nettoeinsparungen in den Bereichen Unkrautbekämpfung, Bodenbearbeitung, Arbeits- und Maschinenkosten gemeldet, die die höheren Saatgutkosten und die geringen Ertragssteigerungen wettmachen. Auch Erzeuger von Bt-Baumwolle in China berichten, dass sie pro Hektar fünf Mal weniger Insektizid einsetzen, während sich den Schätzungen indischer Bauern zufolge die Einsparungen an Pestiziden auf 25 EUR pro Hektar belaufen. In den USA dagegen waren die Bauern der Ansicht, dass die Einsparungen im Pestizidbereich durch die hohen GV-Saatgutkosten zunichte gemacht wurden. Der Bericht hat sich jedoch nicht nur mit dem wirtschaftlichen Nutzen der GV-Pflanzen befasst, sondern auch die Vorteile prognostiziert, die entstehen, wenn sich mehr EU-Länder für den Anbau solcher Pflanzen entscheiden. So würden, wenn 75 Prozent der französischen Rapsbauern auf eine GV-Variante umsteigen würden, Schätzungen zufolge pro Saison 24 Mio. EUR für Unkrautbekämpfung eingespart werden. Ähnliche Vorteile wurden für Großbritannien errechnet. Wenn alle Zuckerrübenerzeuger im UK herbizidresistente Pflanzen anbauen würden, beliefen sich Schätzungen des Berichts zufolge die Einsparungen auf 33,5 Mio. EUR pro Jahr. Und schließlich beleuchtet der Bericht die potenziellen Kosten, die den Bauern entstehen könnten, wenn sie die EU-Leitlinien zu Koexistenz, das heißt der Trennung von biologischen, herkömmlichen und GV-Pflanzen, befolgen. Hier wurden als Kostenfaktoren die Reinigung der Erntemaschinen, das Anlegen von Trennbereichen zwischen GV- und herkömmlichen Pflanzen sowie die Pflanzung von Pufferzonen um GV-Felder herangezogen. Auf der Grundlage empirischer Daten schätzen die Autoren des Berichts, dass diese Maßnahmen die Kosten eines GV-Maisbauern um 84 EUR pro Hektar steigern. Die Bauern müssten auch eine feste Abgabe pro Hektar entrichten, um die möglichen wirtschaftlichen Nachteile aufzufangen, die Nicht-GV-Bauern erwachsen. Diese Maßnahmen könnten die Bauern dazu veranlassen, sich gegen den Anbau von GV-Sorten zu entscheiden, schließt der Bericht.